BÖRSE TO GO - mit Volkswagen, ProSiebenSat1, Rheinmetall und Interroll
Wo bleiben die (nötigen) schwachen Tage?
Guten Morgen,
die Wall Street ist möglicherweise etwas zu aufgeregt in das neue Jahr gestartet.
Der S&P 500 ist seit Jahresanfang bereits um fast 3% und allein in der vorigen Woche um mehr als 1% gestiegen – fast täglich wurden neue Rekordhöhen erklommen, ohne die geringste Pause. Auch für diese Woche stehen die Zeichen auf steigende Kurse, sofern die Berichtsaison keine nennenswerten Überraschungen an den Tag bringt und sich in gleicher Form fortsetzt wie bislang.
Wo sind die schwachen Tage? Innerhalb der letzten 12 Handelstage in diesem Jahr hat der S&P 500 nur viermal im (leichten) Minus geschlossen. Der größte dieser vier Rückgänge war am 3. Januar zu verzeichnen, als der Index um 0,7% nachgab. Der letzte Rückgang um mindestens 1% fand zuletzt am 8. Oktober statt, als er um mehr als 1,5% fiel. Es sind also 70 Handelstagen seit dem letzten ausgeprägten Kursrutsch um 1% vergangen. Tatsächlich zeigen einige Indikatoren mittlerweile eine von Euphorie geprägte Marktlage.
Bildnachweis: © Fotograf - Chichi Onyekanne
Zu gute Stimmung?
Der Ned Davis Daily Trading Sentiment Composite misst, wie optimistisch oder pessimistisch Trader und Anleger sind. Er befindet sich derzeit bei 80 Punkten, und damit genau im Bereich des „übermäßigen Optimismus“. Der Indikator erreichte kürzlich auch seinen höchsten Stand seit Juni 2018 – anschließend verfiel der Markt in eine ausgeprägte Korrektur, die bis zum Jahresende 2018 anhielt. Spannend ist: Seit 2006 hat der S&P 500 durchschnittlich 5% pro Jahr verloren, wenn dieser Indikator für über einen längeren Zeitraum bei über 62,5 Punkten lag. Eine Warnung?
Zumindest sollten wir die Bewertung im Auge behalten. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Forward S&P 500 - eine weit verbreitete Bewertungsmetrik an der Wall Street - liegt derzeit bei 18,6 und damit auf dem höchsten Stand seit Januar 2018. Auch die Relation der Marktkapitalisierung zum BIP (USA) befindet sich auf einem Allzeithoch. Aussage: Die Börse preist eine breite wirtschaftliche Erholung ein.
Fazit: Grund für Pessimismus gibt es keinen, wohl aber Anlass zur Sorge über zu schnell steigende Kurse.
Greift VOLKSWAGEN in China zu?
Das Thema Elektromobilität bestimmt auch in der neuen Börsenwoche die Gesprächs-Agenda auf dem Parkett. Im aktuellen Mittelpunkt steht dabei VOLKSWAGEN. Denn der chinesische Batterie-Hersteller GUOXUAN hat Gespräche mit den Wolfsburger über eine strategische Zusammenarbeit bestätigt. Hintergrund ist, dass sich VOLKSWAGEN Batteriekapazitäten für seine Fahrzeuge sichern will. Bereits Ende letzter Woche war in Medien berichtet worden, dass der Autohersteller eine Beteiligung in Höhe von 20% beim chinesischen Batterie-Hersteller eingehen will.
Ob das tatsächlich klappt, bleibt abzuwarten. Zum Wochenauftakt bleiben die Anleger diesbezüglich eher zurückhaltend. Aus unserer Sicht gilt allerdings nach wie vor, dass VOLKSWAGEN im deutschen Kontext die derzeit überzeugendste E-Auto-Strategie aufweist. Deshalb gilt nach wie vor unsere Investment-Empfehlung.
Analysten treiben Kurse
Darüber hinaus zeigen sich bei den heutigen Kursgewinnen als Triebkräfte insbesondere neue Analysteneinstufungen. Das gilt beispielsweise für PROSIEBENSAT1. Hier hilft eine Kaufempfehlung durch die CITIGROUP der Aktie, die damit auf bestem Wege wäre, wieder ihre 200-Tage-Linie in Angriff zu nehmen, die aktuell bei 13,42 Euro liegt.
Ebenfalls von einer Kaufempfehlung profitiert RHEINMETALL. Hier waren es die Analysten der COMMERZBANK, welche die Aktie durch eine Hochstufung auf Kaufen mit einem höheren Kursziel von 130 Euro (bislang 120 Euro) anschieben. Nachdem der Wert in den vergangenen Handelstagen immer wieder um seine 200-Tage-Linie gependelt war, gelingt ihm nun mit einem heutigen Aufschlag von derzeit über 4% der signifikante Ausbruch nach oben. Das könnte entsprechende Nachkäufe nach sich ziehen.
INTERROLL enttäuscht
Und noch ein Blick nach Zürich. Dort erwischt der Logistiktechnik-Spezialist INTERROLL einen sehr schwachen Wochenauftakt. Was auf enttäuschende Zahlen zum vergangenen Geschäftsjahr zurückzuführen ist. INTERROLL hatte in den vergangenen Jahren den Markt und die Analysten immer wieder mit starken Zuwachsraten verwöhnt. Doch diese scheinen vorerst vorbei zu sein. So musste das Unternehmen, das unter anderem Förderbänder herstellt, für das letzte Geschäftsjahr nur einen stagnierenden Umsatz melden. Und das könnte wohl nicht nur ein Ausrutscher bleiben, denn:
Insbesondere die Zahlen zu den Auftragseingängen enttäuschten. Denn diese sanken um 7,8% auf 546,5 Millionen Franken. Damit verfehlte INTERROLL klar die Analystenerwartungen. Zwar kann INTERROLL darauf verweisen, dass hier eher nur eine Normalisierung eingetreten ist, nachdem das Vorjahr von einmaligen Großprojekten geprägt war, die nun nicht mehr anfielen. Doch das beruhigt die Börse nicht.
So geht es heute mit der Aktie kräftig nach unten, wodurch der seit Oktober letzten Jahres bestehende Aufwärtstrend gebrochen sein dürfte. In dieser technischen Konstellation verbieten sich natürlich jetzt Käufe. Wir schauen allerdings darauf, ob sich der Wert im Bereich von 2000 Franken wieder stabilisieren kann. Denn grundsätzlich zeigt sich INTERROLL für das neue Jahr relativ optimistisch, was auch wieder eine Erholung in der Aktie nach sich ziehen könnte.
20.01.2020 - Carsten Müller - cm@ntg24.de
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