Trotz teils rasanten Wachstumsimpulsen und Zahlen über den Erwartungen muss die Aktie von AMD Federn lassen
Von den weiteren Aussichten bei AMD sind die Aktionäre enttäuscht
Eigentlich gibt es bei den Zahlen von AMD kaum Grund zum Meckern. Der Chipkonzern konnte im vergangenen Quartal ein recht ansehnliches Wachstum auf die Beine stellen und zum Teil die Markterwartungen übertreffen. Besonders das Geschäft mit KI-Chips entwickelte sich prächtig. Um über 120 Prozent zogen die Umsätze hier an. Doch im Vergleich zu Nvidia bleibt der Konzern weiterhin ein sehr kleines Licht.
Das Doppelte von fast nichts ist immer noch nicht viel. Letztlich konnte AMD (US0079031078) die Umsätze im KI-Segment „nur“ auf 3,5 Milliarden US-Dollar steigern. Zudem wurden für die nahe Zukunft neue Chips in Form von MI325X und MI350 in Aussicht gestellt. Vielleicht wären sogar noch höhere Absatzzahlen möglich gewesen. Das Unternehmen berichtete über zeitweise Lieferschwierigkeiten, was die Geschäfte zuweilen etwas unter Druck setzte. Doch die Börsianer ziehen den Vergleich zu Nvidia, wo AMD weiterhin nicht besonders gut aussieht.
Der grüne Konkurrent konnte im zweiten Quartal seinen Umsatz im Bereich der Rechenzentren um 154 Prozent bis auf 26,3 Milliarden Dollar steigern. Für das vergangenen Quartal wird noch einmal deutlich mehr erwartet. Solche Zahlen passen zu Schätzungen, laut denen Nvidia noch immer etwa 80 Prozent des Marktes kontrolliert, wenn nicht noch mehr. Trotz einiger Achtungserfolge und hübscher Umsätze gelingt es AMD bislang nicht, die Dominanz des Mitbewerbers auch nur ansatzweise zu brechen. Damit wird manche Hoffnung an der Börse enttäuscht.
AMD trifft auf taube Ohren
Insgesamt konnte AMD seinen Umsatz im Jahresvergleich um 18 Prozent bis auf 6,82 Milliarden Dollar steigern und damit die Erwartungen der Analysten übertreffen. Der Gewinn stieg sogar um mehr als das Doppelte. Statt 229 Millionen Dollar vor einem Jahr standen nun 771 Millionen Dollar unter dem Strich. Die Prognose für das Geschäft mi KI-Chips schraubte Konzernchefin Lisa Si von 4,5 Milliarden Dollar auf fünf Milliarden Dollar in die Höhe. Insgesamt wird mit einem Umsatz von 7,5 Milliarden Dollar gerechnet.
Das sind alles Zahlen, die vor einigen Jahren noch für Partystimmung bei den Aktionären gesorgt hätten. Heute jedoch sind die Erwartungen weitaus größer. Besonders auf den weiteren Ausblick reagierte die Börse verschnupft. Die AMD-Aktie gab gestern im nachbörslichen Handel um mehr als sieben Prozent nach und nähere sich damit bereits der Linie bei 150 Dollar. Das durch KI-Chips ausgelöste Wachstum geht vielen Beobachtern schlicht nicht schnell genug.
Tatsächlich bleibt AMD beim derzeitigen Tempo dazu verdammt, der ewige Zweite im Technologierennen zu sein. Es lässt sich darüber diskutieren, dass die Erwartungen der Anteilseigner vielleicht etwas überzogen waren. Grundsätzlich sind die Aussichten bei AMD noch immer sehr freundlich, gerade im Vergleich zu vergangenen Jahren. Doch Verlass ist wohl auch darauf, dass die enorme Nachfrage nach KI-Chips die Stimmung an den Märkten weiter anheizen wird. Kann AMD damit nicht schritthalten, wird die Aktie zumindest von einigen Marktakteuren links liegen gelassen.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Vielleicht wäre bei AMD im laufenden Jahr noch mehr drin gewesen. Darüber lässt sich den lieben langen Tag sinnieren, ohne dass sich daraus wegweisende Erkenntnisse ableiten ließen. Nüchtern festhalten lässt sich, dass das Wachstum im KI-Segment munter weitergeht und in anderen Bereichen die Konkurrenz teils sehr bequem auf Abstand gehalten werden kann.
Interessant ist eine solche Entwicklung auch, wenn AMD Nvidia nicht überflügeln kann. Solange die Umsätze und Gewinne weiter steigen, wird der Aktienkurs diesem Beispiel über kurz oder lang sehr wahrscheinlich folgen. Aus fundamentaler Sicht ist die AMD-Aktie daher noch immer sehr attraktiv. Wer sich für ein Investment entscheidet, wird sich aber an die sprunghafte Stimmung der restlichen Anteilseigner gewöhnen müssen. Die hohen Erwartungen sind Fluch und Segen zugleich.
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30.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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