Mit einer neuen Software-Strategie will AMD endlich zur Konkurrenz aufholen, was aber einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte
AMD erkennt die eigenen Probleme und will gegensteuern
Die Hardware von AMD weiß zu überzeugen und in mancher Hinsicht ist der Hersteller sogar deutlich besser als die Konkurrenz. Mit den hauseigenen Ryzen-Prozessoren ist man am ewigen Konkurrenten Intel längst vorbeigezogen, wenn es um Dinge wie die Effizienz geht. Auch bei KI-Chips konnte AMD schwer aufholen und hat mit dem MI300 einen potenten Chip in der Hinterhand. Allerdings kann das Potenzial bisher nicht ausgeschöpft werden.
Schweren Nachholbedarf gibt es bei AMD (US0079031078) in Sachen Software. Darunter leidet so ziemlich die gesamte Produktpalette von CPUs über Grafikchips bis hin zu den derzeit so schwer gefragten KI-Beschleunigern. Bei Letzteren dominiert Nvidia den Markt, was unter anderem an der exklusiv mit Nvidia-Chips funktionierenden CUDA-Umgebung liegt. Dafür bietet AMD schlicht keine überzeugende Alternative.
Nun scheint der Konzern die Probleme aber erkannt zu haben und bei einer Veranstaltung in Barcelona wurde Besserung in Aussicht gestellt. Einige hochrangige Mitarbeiter sprachen von einem neuen Fokus auf die Software. In der Vergangenheit habe stets der Chip an erster Stelle gestanden und die Software entstand wohl mehr oder weniger im Nachgang. Künftig soll es umgekehrt laufen. AMD will sich nach eigener Aussage mit Software-Herstellern kurzschließen und deren Anforderungen in die eigene Entwicklung einfließen lassen.
AMD denkt um
Die Entwicklungsabteilung für Software sei bereits um das Dreifache aufgestockt werden und nach eigener Aussage setzt AMD nun alles auf Software. Besonders KI-Software soll eine große Rolle spielen. Die soll nun an erster Stelle stehen, denn wie man Chips baut, wisse man bereits. Der Ansatz klingt auch aus Anlegersicht richtig. Allerdings werden die Effekte der neuen Strategie wohl noch eine Weile auf sich warten lassen.
AMD geht davon aus, dass es drei bis fünf Jahre dauern wird, bis die Anpassungen bei der eigenen Strategie sich deutlich bemerkbar machen werden. Erst dann lässt sich auch beurteilen, ob der neue Fokus auf die Software auch als erfolgreich angesehen werden kann. Bis dahin ist wohl leider damit zu rechnen, dass die an sich enorm leistungsfähigen Chips des Herstellers ihr volles Potenzial kaum ausschöpfen können.
Auf AMD wartet ein langer und beschwerlicher Weg. Denn um Marktanteile zu gewinnen, wird es nicht reichen, zur Konkurrenz in Form von Nvidia, Intel und Konsorten einfach nur aufzuschließen. Die Nutzer sind an ihre Entwicklungsumgebungen gewöhnt und ein Umstellen ist aufwendig und in größeren Unternehmen auch sehr teuer. Daher wird es überzeugende Argumente und Alleinstellungsmerkmale brauchen, um einen Plattformwechsel rechtfertigen zu können. Das könnten deutlich niedrigere Verkaufspreise für die Chips sein. Erfreulicher für Unternehmen und Anleger wäre aber ein USP innerhalb der Software, wie auch immer jener aussehen könnte.
Der richtige Weg
Die Aktionäre zeigten sich im gestrigen Handel vorsichtig optimistisch und begrüßten es allem Anschein nach, dass AMD sich seinen Herausforderungen zumindest stellt. Für Kursgewinne reichte es aber nur im frühen Handel. Am Nachmittag wurden die Aufschläge schon wieder kassiert und die AMD-Aktie ging letztlich um 0,9 Prozent leichter mit 177,10 US-Dollar aus dem Handel. Wie gehabt notiert der Titel ein gutes Stück entfernt von Rekorden jenseits der 200 Dollar.
Der Chart offenbart aber immerhin eine kleine Erholung in den letzten Tagen, was auch an einer wieder einmal fast schon euphorischen Stimmung im KI-Segment liegen mag. Das ist umso mehr Grund dafür, die Software in Zukunft an erste Stelle zu stellen. Das einfache Prinzip „Software sells Hardware“ gilt bis heute. Nur wenn die Kundschaft mit den Chips von AMD auch tatsächlich etwas anfangen kann, wird sie sich für die Produkte erwärmen können. Die jüngsten Entwicklungen sind daher erfreulich, es lässt sich aber noch nicht abschätzen, wie erfolgreich das Ganze auf lange Sicht sein mag.
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10.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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