Airbus mit hoher operativer Dynamik
Airbus - Brummendes Geschäft und Vergangenheitsbewältigung
Manchmal hat die Dividendenentwicklung Signalcharakter. Solch ein Fall könnte Airbus (NL0000235190) heute sein. Denn auf den ersten Blick trübt ein Jahresverlust für 2019 in Höhe von 1,362 Mrd. Euro das Bild. Gleichzeitig aber wurde die Dividende von 1,65 Euro je Aktie auf 1,80 Euro angehoben.
Wie passt das zusammen?
Airbus-Chef Guillaume Faury erklärt dazu, dass man 2019 eine Menge erreicht habe. Man habe eine starke zugrunde liegende Wachstumsdynamik erreicht, die vor allem auf der Lieferung kommerzieller Flugzeuge basiert. Allerdings reflektierten die Ertragszahlen auch die Einigung, die Airbus nach mehreren Jahren mit den Behörden bezüglich der Compliance-Probleme erreicht habe. Hinzu kämen schließlich auch noch die Belastungen aus den revidierten Prognosen für den Militärtransporter A400M.
Jedoch: Das Vertrauen in die Fähigkeit des Konzerns, weiterhin nachhaltig zu wachsen, spiegelt sich im Vorschlag des Vorstands, die Dividende um 9 % von 1,65 Euro auf 1,80 Euro anzuheben. Der Fokus für 2020 werde für den Vorstand in einer Verstärkung der Firmenkultur liegen, ebenso die operative Effizienz weiter auszubauen sowie dabei die Kostenstrukturen weiter zu optimieren.
Die Finanzkennzahlen für 2019 spiegeln derweil den dynamischen Geschäftsverlauf. Der Umsatz konnte 2019 gegenüber dem Vorjahr um 11 % auf 70,478 Mrd. Euro gesteigert werden. Dabei wurde das Umsatzwachstum vor allem vom zivilen Flugzeugbau getragen, denn der Umsatzzuwachs im Bereich Verteidigung betrug 2 %.
Der adjustierte Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) legte dabei um 19 % auf 6,946 Mrd. Euro zu, was einer operativen Marge von 9,86 % entspricht. Nach Abzug der Strafzahlungen und der Kosten für die Anpassung für den A400M verblieb ein 1,339 Mrd. Euro nach 5,048 Mrd. Euro im Vorjahr. Dies führte schließlich auf der Ebene Nettoergebnis zu einem Jahresverlust von 1,362 Mrd. Euro nach einem Gewinn von 3,054 Mrd. Euro im Jahr 2018.
Beim freien Cashflow lohnt auch ein zweiter Blick. Dieser nahm gegenüber dem Vorjahr leicht um 1 % auf 3,475 Mrd. Euro ab. Der freie Cashflow vor M&A legte allerdings um 19 % auf 3,567 Mrd. Euro zu, und jener vor M&A sowie Kundenfinanzierung sogar um 21 % auf 3,509 Mrd. Euro.
Und schließlich strahlte über allem der Auftragseingang, dieser legte um ganze 46 % auf 81,195 Mrd. Euro zu, womit sich die Auftragsreichweite weiter vergrößerte. Der Auftragsbestand betrug zum 31.12.2019 471,488 Mrd. Euro. Auf Basis des Jahresumsatzes von 2019 liegt die Auftragsreichweite somit bei 6,69 Jahren!
Bildnachweis: © Flughafen Zürich AG
Gleichwohl dürfte Airbus nach Ansicht von CEO Faury bis auf Weiteres nicht von den Problemen Boeings profitieren. Denn Airbus ist bis 2025 bei der Produktion des Airbus-Mittelstreckenjets der A320neo-Modellfamilie ausgebucht. Bei den Auslieferungen der Flieger liegt der Konzern aktuell noch 6 Monate hinter den Zeitplänen zurück. Dieser Rückstand will der Konzern in den nächsten 18 Monaten aufholen.
Auch wenn die aktuelle Lage noch instabil ist, so erwartet Faury, dass sich im laufenden Jahr die Auslieferungen und die Neubestellungen in etwa die Waage halten. Airbus will 2020 insgesamt rund 880 Verkehrsmaschinen ausliefern, das sind 17 mehr als 2019. Anders als früher ist die Konzernleitung beim Ausbau der Flugzeugproduktion vorsichtiger. Ab dem Jahr 2021 ist geplant, 63 Maschinen der A320- und A320neo-Familie im Monat auszuliefern. Bis zum Jahr 2023 sollen die Zahl zwischen 65 und 67 liegen.
CEO Faury sprach bei der Vorstellung der Geschäftszahlen auch auf die instabile Situation wegen des Coronavirus ein. Airbus fertigt in Tianjin bei Peking Flugzeuge der A320-Reihe für den chinesischen Markt. Airbus hat den Montagebetrieb in seinem Werk in China wieder sukzessive hochgefahren. Man beobachte die Situation vor Ort genau, zudem gibt es substanzielle Schutzmaßnahmen.
Die Aktie von Airbus reagiert auf die neuen Zahlen mit einem leichten Minus von 1 %. Angesichts der soliden Geschäftsaussichten ist dies auch keine Überraschung. Aus diesem Grund ist mit einer Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends zu rechnen, was zwischenzeitliche Konsolidierungsbewegungen einschließt.
Fazit
Airbus hat überzeugende operative Geschäftszahlen vorgelegt. Die Kosten der Vergangenheitsbewältigung, die 2019 zu einem Nettoverlust führten, sollten sich jedoch nicht wiederholen. Wir halten die aussichtsreiche Aktie deshalb auch weiterhin in unserem Strategiedepot Aktien Konservativ.
13.02.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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