Wo die Macht von Apple zu enden scheint
Die Mitarbeiter setzen sich durch
Der Elektronikgigant Apple war nie ein großes Freund von Gewerkschaften. Wann immer die Angestellten versuchten, eine solche auf die Beine zu stellen, wurden sie vom Konzern davor diverse Male gewarnt. So war es auch bei einem Ladengeschäft in Towson in den USA der Fall. Im Vorfeld einer entsprechenden Abstimmung war seitens Apple die Rede davon, dass das Verhältnis zwischen Angestellten und Unternehmen durch eine Gewerkschaft „komplizierter“ werden würde.
Letztlich ließen die Mitarbeiter von Apple (US0378331005) sich dadurch aber offenbar nicht einschätzen. Eine Mehrheit sprach sich kürzlich für die Gründung einer Gewerkschaft aus, sodass die Gründung der ersten Gewerkschaft in einem Apple Store in den Vereinigten Staaten nun beschlossene Sache ist. 65 von 110 Mitarbeitern sprachen sich für diesen Schritt aus, die 33 Gegenstimmten konnten die Pläne nicht verhindern.
Was davon zu halten ist, liegt wie so oft im Auge des Betrachters. Apple selbst äußerte sich zu dem Ganzen bisher noch nicht und lehnte eine Stellungnahme ab. Die neue Gewerkschaft wird versuchen auf Faktoren wie Arbeitszeiten und Löhne einzuwirken, aber auch Sicherheitsmaßnahmen wurdne im Vorfeld als ein wichtiges Thema genannt. Dass Apple in solchen Punkten nun plötzlich eine andere Firmenpolitik an den Tag legen wird, ist eher nicht zu erwarten. Der Druck auf den Konzern steigt aber.
Für die Anleger ergeben sich erst einmal keine allzu großen Konsequenzen, das Thema sollte aber im Auge behalten werden. Interessant wurd vor allem zu sehen sein, ob die Gewerkschaftsgründung in Towson Nachahmer finden wird. Immerhin wissen die Angestellten auch anderswo nun, dass es kein Ding der Unmöglichkeit ist, im Apple-Kosmos für Arbeitnehmerrechte einzutreten.
Noch mehr Gegenwind für die Apple-Aktie
Eine Aussicht auf besser organisierte Arbeitnehmer dürfte die Stimmung der Aktionäre nicht eben heben. Schließlich hatte die Apple-Aktie im laufenden Jahr bereits aufgrund der sehr schlechten Stimmung an den Märkten aufgrund von Rezessionssorgen schwer genug zu kämpfen. Eine solche ist zwar noch nicht in Stein gemeißelt. Die Anzeichen dafür verdichten sich aber und im Fall der Fälle würde das nicht einmal an Apple spurlos vorbeigehen.
Tatsächlich ist es gut denkbar, dass die Verbraucher bei teuren Dingen wie iPhones zuerst sparen, wenn die Inflation nicht unter Kontrolle gebracht wird und der Arbeitsmarkt sich deutlich verschlechtern sollte. Schließlich kommt man heutzutage auch mit einem etwas betagteren Smartphone prima zurecht. Es besteht damit eine reale Gefahr, dass Apple in naher Zukunft einen Einbruch bei den Verkaufszahlen erleben wird. Das Unternehmen selbst warnte bereits davor, dass das zweite Quartal schwierig werden könnte. Neben den Inflations- und Zinssorgen belasten noch immer gestörte Lieferketten das Geschäft von Apple.
Im Westen nichts Neues?
Weiteres Futter erhalten die Skeptiker aus der Gerüchteküche. Dort hieß es kürzlich, dass das für dieses Jahr erwartete iPhone 14 keine nennenswerten Neuerungen erhalten und sogar den gleichen Hauptchip wie das aktuelle iPhone 13 verwenden wird. Sollte sich das bewahrheiten, dürfte der Drang zum Upgrade selbst unter den hartgesottensten Apple-Jüngern schwer ins Stocken kommen. Es würde in einem solchen Fall noch mehr als in den letzten Jahren schon an Argumenten zu einem Neukauf fehlen.
Natürlich ist all das viel Kaffeesatzleserei und selbst wenn die Verkäufe bei Apple mal etwas zurückgehen sollten, würde der gigantische Konzern noch sehr bequem zweistellige Milliardengewinne in jedem Quartal einfahren. Dennoch ziehen am Horizon dunkle Wolken auf und für einen Massenexodus der Anleger braucht es letztlich keinen völligen Einsturz der Verkaufszahlen. Dafür reicht es oftmals schon aus, wenn die Anleger die Gefahr sehen, dass das Wachstum ins Stocken kommen könnte. Genau dafür gibt es derzeit so einige Anzeichen, sodass im Umgang mit der Apple-Aktie zu höchster Vorsicht zu raten ist. Auf lange Sicht dürfte der iPhone-Hersteller die diversen Krisen unserer Zeit aber weitgehend unbeschadet überstehen.
20.06.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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