Bei BASF fällt der Blick nach vorn wieder etwas optimistischer, aber noch lange nicht euphorisch aus
Die größten Sorgen haben sich nicht bewahrheitet
Im vergangenen Jahr drehte sich bei BASF noch so ziemlich alles ums Gas. Kurs nach Kriegsausbruch in der Ukraine gab es Diskussionen darum, den Gasimport aus Russland einzustellen. BASF-Chef Martin Brudermüller warnte seinerzeit vor katastrophalen Folgen bei einer Mangellage und auch an der Börse wurde schon über Rationierungen und Produktionsausfälle bei dem Chemiekonzern spekuliert.
Später waren es rasant ansteigende Gaspreise, welche in immer mehr Wohnzimmern für kühle Temperaturen sorgten, während sie die Gemüter erhitzten. Mittlerweile ist wohl klar, dass die größten Horrorszenarien nicht eintreffen werden. Der Gaspreis ist am Spotmarkt auf ein überraschend niedriges Niveau gefallen; die Gasspeicher in Europa sind prall gefüllt. Dabei hat ein milder Winter ebenso geholfen wie der Import von Erdgas aus anderen Ländern als Russland, nachdem über die Pipelines schon seit Längerem nichts mehr ankommt.
All das hat deutliche Auswirkungen auf BASF (DE000BASF111) und auch darauf, wie der Chemiegigant an der Börse wahrgenommen wird. Für das laufende Jahr werden die Aussichten da wieder dezent optimistischer. Zwar gibt es mittlerweile andere Baustellen, welche den Anlegerinnen und Anlegern Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Doch die Furcht vor einem vollständigen oder teilweisen Ausfall der Produktion ist nicht mehr akut.
Auch der Verband der Chemischen Industrie zeigt sich wieder etwas zuversichtlicher. Zwar wird hier nicht mit einem erneuten Aufschwung wie nach der Corona-Pandemie gerechnet. Doch in der Chemie- und Pharmabranche wird mit einem geringeren Rückgang gerechnet als noch vor einigen Monaten. Die Produktion wird den Prognosen zufolge um fünf Prozent nachlassen, die Umsätze könnten um etwa sieben Prozent sinken.
BASF: Noch nicht über den Berg
Es ist zu früh, um schon die Sektkorken knallen zu lassen und von einer Rückkehr zur Normalität zu träumen. Denn ganz so rosig sieht es dann doch nicht aus, was BASF besonders betreffen könnte. Das Unternehmen ist besonders stark in Bereichen aktiv, welche von der Konjunktur abhängig sind, und um die machen sich bekanntlich viele gestandene Ökonomen schon seit einer ganzen Weile Gedanken. Kommt es zu einem größeren Abschwung, könnte sich das in den Bilanzen von BASF deutlich bemerkbar machen.
Zu vermuten ist allerdings, dass die BASF-Aktie ihren Tiefpunkt mittlerweile überwunden haben dürfte. Das Papier ist mittlerweile zwar wieder unter die 50-Euro-Marke gefallen und die Aufwärtsbewegung vom Jahresbeginn hat schwer an Dynamik verloren. Mit 47,54 Euro am Wochenende blieb es aber eben auch bei deutlich mehr als dem 52-Wochen-Tief, welches erst bei 37,90 Euro anzutreffen ist. Die BASF-Aktie zeigte sich zuletzt auch wieder deutlich stabiler als im vergangenen Jahr. Am Freitag konnte sie heftigen Verwerfungen an den Märkten weitgehen widerstehen und sich mit Verlusten von 0,93 Prozent aus dem Handel verabschieden.
Weicht die Furcht der Hoffnung?
Anleger sollten aus all dem nicht unbedingt falsche Schlüsse ziehen. Auch wenn die größten Ängste rund um BASF sich als unbegründet herausgestellt haben, so blickt der Konzern weiterhin auf enorme Herausforderungen, gerade auf den hiesigen Märkten. Eine Chance könnte sich mit dem Wiederanlaufen der chinesischen Wirtschaft ergeben. Momentan rechnet aber kaum jemand damit, dass dadurch der Abschwung in westlichen Gefilden vollumfänglich egalisiert werden kann.
Für 2023 ist da weiterhin mit sinkenden Umsätzen und Gewinnen zu rechnen und nicht umsonst fährt BASF in einigen Bereichen bereits einen harten Sparkurs. Es finden allerdings auch noch Investitionen statt, was Anleger zumindest mit Blick auf langfristige Chancen zuversichtlich stimmen könnte. Wer hier investiert, sollte definitiv etwas weiter in die Ferne blicken, denn kurzfristige Kursgewinne kommen bei der BASF-Aktie momentan eher zufällig vor. Es ist noch ein weiter Weg bis zu Kursregionen, welche es noch im Jahr 2019 vor Corona und dem Ukraine-Krieg zu sehen gab.
13.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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