Trotz schwächelnder Nachfrage nach E-Autos gelingt es BMW, die Verkaufszahlen deutlich zu steigern
Sogar Tesla lässt BMW hinter sich
Es dürfte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein, dass die Verkaufszahlen von E-Autos in Europa dezent zu wünschen übrig lassen. Das genaue Ausmaß der Flaute unterscheidet sich zwar von Land zu Land und zuweilen gibt es auch noch Wachstum zu sehen. Dennoch bleiben die Absatzzahlen insgesamt hinter den Erwartungen der Hersteller zurück. Das gilt zumindest für die meisten Anbieter.
Kaum beschweren kann sich wohl BMW (DE0005190003) über die Absatzzahlen aus dem Juli. Wie die „FAZ“ unter Verweis auf Daten von Jato Dynamics berichtet, konnte der Münchner Autobauer im Juli 14.869 rein elektrische Vehikel in Europa verkaufen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stiegen die Zahlen um über 30 Prozent an. Zu verdanken ist das einer vergleichsweise hohen Nachfrage nach Modellen wie dem iX1 und dem i4. Es gab aber wohl kein spezielles Fahrzeug, welches in besonderem Maße die Absatzzahlen beeinflusste.
So kommt es, dass das Model Y von Tesla einmal mehr das meistverkaufte Elektroauto in Europa war. Unter dem Strich schwächelte die US-Konkurrenz aber dennoch und musste einen Absatzrückgang von 16 Prozent verkraften. Absolut gingen die Verkaufszahlen von Tesla auf 14.561 Exemplare zurück, womit man sich BMW geschlagen geben musste. Zum ersten Mal überhaupt erringen die Bayrischen Motorenwerke damit den Spitzenplatz in dieser Kategorie.
BMW: Keine Selbstverständlichkeit
Insgesamt kühlte der Markt sich letztlich ab und die Auslieferungszahlen gingen europaweit im Jahresvergleich um etwa sechs Prozent zurück. In Deutschland sind die Einbrüche besonders dramatisch. Nach dem Wegfall staatlicher Förderungen musste ein Minus von 40 Prozent beim Absatz von reinen Elektrofahrzeugen verzeichnet werden. Das bekommen so ziemlich alle Hersteller zu spüren, doch BMW scheint es zu gelingen, sich gegen diesen Trend zu stemmen.
Das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit und spricht dafür, dass das Unternehmen inmitten schwieriger Zeiten irgendetwas richtig gemacht hat. Kaum hinwegtäuschen lässt sich aber darüber, dass auch auf dem wichtigen chinesischen Markt Eiszeit herrscht. Dort erfreuen sich E-Autos zwar über eine generell deutlich höhere Nachfrage. Bevorzugt greift die Kundschaft allerdings zu Modellen der heimischen Anbieter, während ausländische Konzerne immer mehr an Bedeutung zu verlieren scheinen.
Feierlaune herrscht da bei den Aktionären von BMW noch lange nicht. Die Aktie musste am Donnerstag sogar leichte Verluste in Höhe von 0,4 Prozent hinnehmen und setzte auf 83,22 Euro zurück. Seit Jahresbeginn hat der Kurs sich um rund 18 Prozent verschlechtert. Zu schaffen machen dem Konzern die gleichen Probleme wie sie in der gesamten Branche zu finden sind. Die Verkaufszahlen bleiben zuweilen hinter den Erwartungen zurück, während gleichzeitig die Margen zu erodieren scheinen.
Es wird auch Gewinner geben
Gestrichene Subventionen, die Inflation und diverse Unsicherheiten aufgrund geopolitischer Entwicklungen hinterlassen im Autosektor klar ihre Spuren. Vollkommen vorbei geht das auch an BMW nicht. Doch die starken Absatzzahlen aus Europa sind durchaus als ein Zeichen der Stärke zu deuten. Trotz der sich andeutenden Konsolidierung auf dem (europäischen) Automarkt wird die Nachfrage nach Elektroautos kaum den Nullpunkt erreichen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass aus der Krise auch mancher Gewinner hervorgehen dürfte.
Ob auch BMW in diese Kategorie fallen wird, darüber lässt sich noch nicht abschließend urteilen. Die Absatzzahlen aus dem Juli geben aber zumindest ein vages Indiz dafür, dass der Konzern in den Augen der Kundschaft nicht ganz schlecht dasteht. Um dem Aktienkurs wieder Rückenwind zu verleihen, werden letztlich aber auch Zahlen aus anderen wichtigen Märkten wie China und den USA stimmen müssen. Für blanke Euphorie ist es daher noch viel zu früh, doch ein wenig neue Zuversicht tanken könnten die Bullen allemal.
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23.08.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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