BÖRSE TO GO - Apple, RWE und Volkswagen
Wall Street auf Allzeithoch
Der Standard & Poor´s 500 Index hat ein neues Allzeithoch gesetzt. Mit einem Schlusskurs von 3.389,78 Punkten hat die wichtigsten US-Benchmark, die rund 80 % der amerikanischen Wirtschaft abbildet, am Dienstagabend offiziell alle Verluste der Corona-Krise ausgemerzt und steht auf dem höchsten jemals gemessenen Wert.
Die Feier fiel jedoch klein aus. Das Handelsvolumen betrug am Dienstag nur etwa ein Drittel des üblichen Durchschnitts und der Index schaffte das kleine Plus von 0,23 % auch nur mit Mühe. Die Anleger sind jetzt gespannt, ob sich genügend Anschlusskäufe finden, um den Aktienmarkt in der Breite weiter voranzutreiben.
Der Optimismus in Frankfurt hielt sich in Grenzen. Alle deutschen Benchmarks schlossen im Minus, nachdem ein Run der Bullen kurz nach der Mittagszeit abgebrochen wurde. Der DAX schaute kurz über die Marke von 13.000 Punkten und erreichte im Topp einen Tageshöchstkurs von 13.052,84 Punkten. Der deutsche Leitindex schloss dann jedoch bei 12.881,76 Punkten. Und auch der DAX-Future notiert heute früh leicht im Minus um die Marke von 12.881 Punkten.
In Wien und Zürich sah das Bild analog aus. Der ATX sank am Dienstag um -0,53 % auf 2.212,52 Punkte. Immofinanz gab -3,82 % ab und Facc verlor -3,31 %. Der SMI gab bis zum Schluss -0,58 % auf 10.168,40 Punkte ab. Die Aktien von Alcon (-3,71 %) und der Credit Suisse (-1,94 %) waren die größten Verlierer im Index.
Der Euro sprang derweil souverän über die Marke von 1,19 US-Dollar und erreichte im asiatischen Handel sogar Höchstkurse von 1,1965 US-Dollar. Der Run bei Silber und Gold wurde in Asien zurückgeworfen. Nachdem Silber gestern stark steigen konnte und in Richtung 29 US-Dollar steuerte, werden heute Kurse um 27,70 US-Dollar je Feinunze gestellt. Auch das Gold versuchte gestern nach oben auszubrechen, wurde heute früh jedoch wieder auf die Marke von 2.000 US-Dollar / Unze zurückgeworfen.
Kapitalerhöhung bei RWE
In einer Nacht und Nebel Aktion platzierte die RWE junge Aktien im Wert von 2,1 Mrd. Euro. Das Grundkapital wurde durch die Maßnahmen um 10 % erhöht und der Handel mit den jungen Aktien beginnt bereits am 21. August. Die Tranche wurde komplett an institutionellen Investoren nach Börsenschluss verkauft und das Buch war dreifach überzeichnet. Die Aktien wurden zu einem Preis von 32,55 Euro angeboten. Die RWE Stämme hatten gestern bei 34,24 Euro geschlossen.
Das Bezugsrecht der Altaktionäre wurde ausgeschlossen. RWE gab bekannt, dass man mit dem frischen Kapital Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien finanzieren will. Da der Ausstieg aus der Atom- und Kohleenergie schneller voranschreitet, als noch in den vergangenen Jahren erwartet wurde, muss der Konzern auf Seiten der Erneuerbaren Energien aufholen.
Volkswagen verliert die Spitzenposition
Die Händler hatte es bereits im Frühjahr befürchtet. Jetzt wurde es Realität: Der Golf führt die Verkaufslisten nicht mehr an. Seit Dekaden führt Volkswagen mit diesem Model Monat für Monat die Verkäufe in Europa an. Kein anderes Auto wurde mehr verkauft. Doch die Produktionsmängel und die geringe Verfügbarkeit des Golf 8 haben dazu geführt, dass der Golf im Mai und Juni seine Position an den französischen Clio abgeben musste. Der Abstand weitet sich zudem aus. Konnte Renault im Mai 3.000 Clio mehr verkaufen, verkaufte man im Juni gleich 13.000 mehr und ließ Volkswagen im Regen stehen.
Apple vs. Epic
Der Streit zwischen Apple, Google und dem Softwarehaus Epic Games spitzt sich. Epic Games, die dank Bestseller wie Fortnite über einen Kundenstamm von weltweit rund 350 Mio. Spielern verfügen, hatte Apple und Google in der vergangenen Woche frontal und gut vorbereitet angegriffen. Das Unternehmen verteilt seine Software für Handys über die Plattformen von Apple und Google, wo das Spiel kostenlos heruntergeladen werden kann. Bezahlt wird erst, wenn der Spieler bestimmte Gegenstände oder Dienste im Spiel benutzen möchte. Apple und auch Google verlangen grundsätzlich von allen Anbietern, dass 30 % des Umsatzes an sie fließt. Im Gegenzug werden die Plattformen und auch die Entwicklerpakete kostenlos bis kostengünstig zur Verfügung gestellt. Doch:
Epic will jetzt das ganze Geschäft für sich haben. Man verstieß in der vergangenen Woche mit Absicht gegen die bestehenden Verträge, startete eine gut vorbereitete Werbekampagne bei der eigenen Kundschaft und versucht damit Druck auf die beiden Konzerne auszuüben. Der Hintergrund: Epic will an die Börse und versucht im Vorfeld seine Margen zu maximieren, indem man mehr vom Kuchen behält. Für Apple und Google stehen bei dem Kräftemessen ihre Margen und ihr erfolgreiches App-Geschäftsmodell auf dem Spiel, das es zu verteidigen gilt.
Japan: Auftragslage knickt weiter ein
Japan meldete einen weiteren Einbruch der Auftragslage. So sank die Kernrate der Maschinenbestellungen im Monat Juni im Jahresvergleich weiter stark. Nach einer Kontraktion im Mai um -16,3 % wurde für Juni eine Kontraktion um -17,6 % erwartet. Stattdessen wurde heute früh bekannt, dass die Kontraktion sogar -22,5 % betrug. Im Vergleich zum Vormonat sanken die Aufträge damit um -7,6 %.
Deutschland wird heute früh um 08:00 Uhr den Großhandelspreisindex bekannt gegeben. Im Juni war der Index im Jahresvergleich um -3,3 % geschrumpft. Für Juli liegt keine Prognose vor.
Für den Außenwert des Euro wird die Veröffentlichung der Leistungsbilanz der Euro-Zone um 10:00 Uhr wichtig sein. Nicht saisonal bereinigt wies die Leistungsbilanz im Juni noch ein Defizit von -10,5 Mrd. Euro aus.
Für den Anleihemarkt wird dagegen um 11:00 Uhr die Veröffentlichung des Verbraucherpreisindex der Euro-Zone von Bedeutung sein. In der ersten Lesung lag die Inflationsrate bei 0,4 % im Juli. Heute wird die finale Lesung veröffentlicht.
Um 16:30 Uhr steht dann die wöchentliche Entwicklung der Rohöllagerbestände in den USA an. Die Bestände waren in den vergangenen Wochen deutlich zurückgegangen und auch heute wird ein Rückgang um 2,67 Mio. Barrel erwartet.
Zum Abend hin wird die FED um 20:00 Uhr das Sitzungsprotokoll der letzten Tagung des Offenmarktausschusses veröffentlichen.
19.08.2020 - Mikey Fritz - mf@ntg24.de
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