UniCredit bemüht sich um eine Übernahme im eigenen Land und die Übernahmefantasien rund um die Commerzbank verlieren an Schwung
Die Aktie der Commerzbank reagiert mit deutlichen Verlusten
Es gab zuletzt nicht viele Neuigkeiten um die geplante Übernahme der Commerzbank durch UniCredit. Bundesfinanzminister Jörg Kukies sparte nicht mit Kritik am Vorgehen der Italiener, sieht den deutschen Finanzplatz aber generell als recht offen an. UniCredit-Chef Andrea Orcel ließ zwischenzeitlich wissen, nicht gegen den Willen der Regierung handeln zu wollen und zudem das derzeitige Vakuum in der Politik bis zu den Neuwahlen im Februar nicht für weitere Schritte nutzen zu wollen.
Das Vorhaben ist also letztlich ins Stocken gekommen und die Commerzbank (DE000CBK1001) scheint bei UniCredit momentan nicht mehr die höchste Priorität zu genießen. Stattdessen schaut man sich nach anderen Übernahmekandidaten um und fand einen solchen nun im eigenen Land. Ein Angebot wurde für eine Fusion mit Banco BPM abgegeben. Mithilfe eines etwa zehn Milliarden Euro schweren Aktientauschs soll der Rivale geschluckt werden. Damit einher würde laut „FAZ“ bei UniCredit eine Kapitalerhöhung um 16 Prozent anstehen.
Eine Reaktion von BPM liegt bislang noch nicht vor. Die Anteilseigner der Commerzbank scheinen aber zu vermuten, dass UniCredit sich nun gänzlich abwenden könnte. Die Commerzbank-Aktie reagierte am Montag mit Kursverlusten von etwa fünf Prozent und fiel bis auf 14,58 Euro zurück. Trösten ließen sich die Aktionäre auch nicht davon, dass die Avancen im eigenen Land laut UniCredit-Chef Orcel keine Bedeutung für Bestrebungen an anderer Stelle hätten. Die Übernahme der Commerzbank bleibt also auch weiterhin eine Option.
Commerzbank: Es hat sich nichts verändert
Nach gegenwärtigem Kenntnisstand hat sich tatsächlich noch nichts verändert. UniCredit verfügt derzeit über Finanzderivate Zugriff auf bis zu 21 Prozent der Commerzbank-Anteile. Ein Antrag, um die Beteiligung auf 29,9 Prozent und damit knapp unterhalb der Schwelle für ein verbindliches Übernahmeangebot zu erhöhen, wurde bereits bei den europäischen Aufsichtsbehörden eingereicht. Das italienische Geldhaus ließ auch keinerlei Anzeichen erkennen, zurückrudern zu wollen.
Doch schon allein die nun schon etwas länger andauernde Phase ausbleibender Neuigkeiten bringt die Börsianer ins Zweifeln. Die Abneigung gegenüber der möglichen Übernahme in Politik und Commerzbank-Vorstand bleibt den Märkten nicht verborgen. Zwar erkennen einige Beobachter auch Chancen und halten die Bildung größerer europäischer Banken längst für überfällig. Solche Stimmen scheinen momentan aber eher in der Minderheit zu sein.
Nicht zuletzt konzentriert sich die noch recht frische Commerzbank-Chefin Bettine Orlopp darauf, die Commerzbank auf eine eigenständige Zukunft einzustellen. Auch dafür gibt es gute Argumente und die Fundamentalindikatoren zeichneten in den letzten Jahren einen stetigen Weg der Besserung. Auch dank der wieder höheren Zinsen sprudeln die Gewinne. Darüber hinaus machen sich die jahrelangen Bemühungen um die Sanierung des einst vom Staat geretteten Unternehmen bemerkbar.
Offene Fragen
Dass die Commerzbank-Aktie derzeit verstärkt unter Druck gerät, hängt zweifellos auch mit ausbleibenden Neuigkeiten zusammen. Die Anleger hatten sich schon auf ein ganz bestimmtes Szenario eingestellt, welches nun aber unter einem großen Fragezeichen steht. Zudem deutet alles darauf hin, dass es spätestens Ende Februar, eher im kommenden Frühjahr bedeutende Neuigkeiten zu hören geben wird. Bis dahin herrscht große Unsicherheit, und das ist für jede Aktie ein Belastungsfaktor.
Es lässt sich wohl nur abwarten, ob und wann es bei der Commerzbank-Übernahme durch Unicredit noch einmal vorangehen wird. Eine abwartende Haltung ist aus Anlegersicht momentan nicht die schlechteste Entscheidung. Rein fundamental ist die Commerzbank zwar auf einem guten Weg und sehr interessant für Investoren. Der Kurs hat sich davon aber weitgehend entkoppelt und auch die künftige Entwicklung wird abhängiger sein von unvorhersehbaren Ereignissen. Dadurch entsteht ein erhöhtes Risiko und auf einem bereits recht ansehnlichen Kursniveau gibt es wenige Gründe, um sich darauf aktuell einzulassen.
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26.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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