Mit einer neuen Chefin sortiert die Commerzbank sich unter dem Eindruck der Übernahme-Ambitionen von UniCredit neu
Der Widerstand bei der Commerzbank gegen die drohende Übernahme scheint zu wachsen
Trotz ursprünglicher Aussagen von UniCredit-Chef Andrea Orcel, keine feindliche Übernahme bei der Commerzbank anzustreben, hat die italienische Bank ihre Anteile am Frankfurter Geldhaus zuletzt im hohen Tempo ausgebaut. Über Finanzinstrumente konnte Zugriff auf rechnerisch etwa 21 Prozent der Unternehmensanteile sichergestellt werden. Angestrebt wird eine Erhöhung bis auf 29,9 Prozent, wofür bereits eine Genehmigung der Bafin beantragt wurde.
Sollte UniCredit dafür den Segen bekommen, würden die Anteile bis genau unter die Schwelle von 30 Prozent erhöht werden, ab der zwingend ein Übernahmeangebot vorgelegt werden müsste. Nicht wenige Beobachter sehen in solchen Ambitionen bereits klare Anzeichen für ein feindliches Verhalten gegenüber der Commerzbank (DE000CBK1001). Dazu gehört auch Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittman, der UniCredit Lügen und ein allgemein schädliches Verhalten gegenüber Angestellten, Anteilseignern und so ziemlich jedem außer der italienischen Bank selbst.
Gegen die Übernahme sprachen sich gestern in Frankfurt über 100 Mitarbeiter aus, die dafür spontan eine Demonstration vor dem Commerzbank Tower in Frankfurt organisierten. Dabei wurden Transparente geschwungen, auf denen Botschaften wie „Allein sind wir besser dran“ oder „Stoppt die Horror-Fusion“ zu lesen waren. Begeisterung sieht definitiv anders aus. Tatsächlich haben die Mitarbeiter gute Gründe, um sich Sorgen zu machen. Denn nach Ansicht von Gewerkschaftern könnten bei einer Übernahme bis zu zwei Drittel aller Arbeitsplätze auf der Kippe stehen.
Die Commerzbank sorgt für Klarheit
Das Management der Commerzbank zeigte sich von den Übernahmeambitionen durch UniCredit zunächst etwas überrumpelt. Populär ist die Idee aber nicht unbedingt und Medienberichten zufolge wird bereits an einer Strategie gebastelt, um sich gegen die Italiener zur Wehr setzen zu können. Teil davon scheint zu sein, den bisherigen Chef Manfred Knof durch Bettina Orlopp zu ersetzen. Jene soll ihren neuen Posten „zeitnah“ übernehmen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilen ließ.
Knof gab vor Kurzem bekannt, seinen Posten mit Auslaufen seines Vertrags Ende 2025 ohnehin räumen zu wollen. Intern konnten sich viele nicht damit anfreunden, in der aktuellen Lage mit einem Chef aufzutreten, dessen Abschied bereits in Stein gemeißelt wurde, wie das „Handelsblatt“ zu berichten weiß. Die Hoffnung ist nun, dass Bettina Orlopp eine klare Richtung vorgeben kann. Die 54-jährige Managerin, welche bislang als Finanzchefin aktiv war, ließ bereits durchblicken, dass sie sich für eine Übernahme durch UniCredit eher nicht erwärmen kann.
Sollte es zu einem konkreten Angebot kommen, wird auch die neue Chefin dieses zwar ergebnisoffen prüften müssen. Sie wird dabei nach eigener Aussage aber auch die Interessen von Kunden und Mitarbeitenden berücksichtigen, was leicht so manchen Konflikt zutage fördern könnte. Zwar ist mit der Neubesetzung auf dem Chefsessel nichts endgültig entschieden worden. Der Aufsichtsrat sorgt aber so weit wie möglich für klare Verhältnisse und macht eine Übernahme damit vielleicht ein Stück weit unwahrscheinlicher.
Keine Ruhephase in Sicht
Aufzuatmen schienen die Aktionäre, welche der Commerzbank-Aktie im gestrigen Handel Aufschläge von 2,6 Prozent gönnten und den Kurs so bis auf 15,16 Euro beförderten. Dass bei der Aktie in absehbarer Zeit Ruhe einkehren wird, scheint aber kaum vorstellbar zu sein. Anzeichen dafür, dass UniCredit von seinem bisherigen Kurs abzulassen gedenken würde, zeigen sich nicht einmal ansatzweise. Auf Schützenhilfe kann die Commerzbank sich bei ihrer Verteidigung zudem eher nicht verlassen.
Due Bundesregierung ließ bereits mitteilen, dass der Konzern sich um diese Angelegenheit wohl selbst kümmern muss. Zuvor winkte bereits die Deutsche Bank ab, welche ihrerseits an einer möglichen Übernahme momentan wohl nicht interessiert ist. Der Börsen-Krimi dürfte also weitergehen, auch unter neuer Führung und mit Unterstützung aus den Reihen der eigenen Belegschaft. Die daraus resultierende Unsicherheit macht die Commerzbank-Aktie zu einem heißen Eisen, das jederzeit größere Kurssprünge in alle Richtung machen könnte.
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25.09.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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