Die DHL Group wünscht sich mehr Spielraum bei Portoerhöhungen und behält sich vor, gegen die Bundesnetzagentur vor Gericht zu ziehen
Unterschiedliche Vorstellungen bei DHL Group und Bundesnetzagentur
Dass die Kosten für Briefe und Pakete im kommenden Jahr bei der DHL Group steigen werden, ist längst ausgemachte Sache. Nicht ganz einig sind sich Unternehmen und Bundesnetzagentur aber darin, wie stark an der Preisschraube gedreht werden darf. Die Behörde hat sich am gestrigen Montag festgelegt, doch zufrieden sind Deutsche Post und DHL mit dieser Entscheidung offensichtlich nicht.
Beschlossen wurde, dass das Porto für Briefe ab dem kommenden Jahr um durchschnittlich 10,48 Prozent steigen darf. Bei Paketen darf die DHL Group (DE0005552004) im Schnitt 7,21 Prozent mehr verlangen. Frei steht es dem Unternehmen, wie genau dieser Spielraum genutzt wird. Experten rechnen damit, dass das Briefporto auf 0,95 Euro steigen wird. Es scheint aber, als würde der Konzern gerne noch etwas mehr verlangen. Bei der „FAZ“ ist zu lesen, dass DHL die beschlossenen Porti-Erhöhungen als zu gering bezeichnete. Es sei damit nicht möglich, gestiegene Kosten bei Energie und Personal auszugleichen.
Die Bundesnetzagentur schätzt das freilich anders ein und spricht von einer deutlichen Steigerung beim Spielraum von Post und DHL. Die Forderung nach noch höheren Porti könne man nicht nachvollziehen. Die Gegenseite verweist darauf, dass in den letzten drei Jahren die Preise nur um 4,5 Prozent angehoben werden durften. Zudem scheint es unterschiedliche Ansichten über die zu erwartenden Sendungsmengen in den kommenden Jahren zu geben.
Zieht DHL Group vor Gericht?
Zusammenzufinden scheinen die beiden Parteien bei dieser Streitfrage nicht und die DHL Group kündigte nun sogar an, dass sie sich eine Klage gegen die Bundesnetzagentur vorbehalte. Ob eine solche auch tatsächlich auf den Weg gebracht wird, ist allerdings noch offen. Aufschiebende Wirkung hätte sie nicht und aufgrund des schon nahenden Jahreswechsels wird die Deutsche Post erst einmal mit dem nun beschlossenen Spielraum arbeiten müssen. Das sorgt bei den Anlegern nicht für Panik, aber auch nicht unbedingt für gute Laune.
Die Aktie der DHL Group konnte sich in einem freundlichen Handel am Montag um 0,4 Prozent bsi auf 35,60 Euro verbessern. Dort angekommen notiert der Titel weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Seit Jahresbeginn ging es um über 20 Prozent in die Tiefe. Das liegt allerdings nicht nur an geringen Porti. Zu leiden hat der Konzern auch unter der anhaltenden Konsumschwäche und einem daraus resultierenden geringeren Paketaufkommen im E-Commerce.
Auch abseits der Portoerhöhungen wird sich im kommenden Jahr einiges ändern. Ab 2025 hat die DHL Group bei der Briefzustellung grundsätzlich mehr Zeit. Aktuell müssen noch 80 Prozent der Sendungen am nächsten Werktag zugestellt werden. Künftig darf das Unternehmen sich dafür drei Tage Zeit lassen. Dadurch sinkt tendenziell der Personalbedarf und die Kosten dürften um ein gutes Stück nachgeben.
Das hat keine Priorität bei DHL
Im Zuge dessen würde der aktuell kaum beachtete Prio-Brief ein ganzes Stück interessanter werden. Bei jenem verspricht DHL eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit, dass eine Sendung schon am nächsten Tag ankommt. Nutzen lassen wird es sich ab 2025 aber nicht mehr. Das Angebot entfällt ersatzlos, wie Medienberichten zu entnehmen ist. Als Alternative verweist das Unternehmen auf Einwurfeinschreiben, die allerdings deutlich teurer ausfallen. Eine Preiserhöhung auf solchen Umwegen kann auch nicht durch die Bundesnetzagentur torpediert werden.
Unter dem Strich zeichnet sich klar ab, dass die DHL Group den ihr zugestandenen Spielraum voll auszunutzen gedenkt. Die Preise sollen steigen und die Kosten sinken. Das klingt aus Anlegersicht nicht nach der schlechtesten Strategie. Solange das Paketaufkommen sich nicht endlich wieder merklich steigern kann, bleibt es aber wohl der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
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12.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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