Überraschend verkündet Delivery Hero den Verkauf des Taiwan-Geschäfts an Uber und die Aktionäre reagieren mit heftigen Kursaufschlägen!
Das kam unerwartet für Delivery Hero
Das Asiengeschäft von Delivery Hero zeigte zuletzt einige positive Signale, bleibt aber weiterhin ein Sorgenkind in den Augen vieler Anleger. Umso erfreuter waren viele Beobachter, als Uber am Dienstag überraschend die Übernahme des Taiwan-Geschäfts verkündete. Der Fahrdienstanbieter ist schon seit einiger Zeit unter dem Namen Uber Eats im Bereich der Essenslieferungen tätig. Nun soll das Taiwangeschäft offensichtlich gestärkt werden.
Für die Tochter Foodpanda erhält Delivery Hero (DE000A2E4K43) 950 Millionen US-Dollar in Bar und zusätzlich wurde eine Kapitalerhöhung in Höhe von 300 Millionen Dollar gezeichnet, wie beim „Handelsblatt“ zu lesen ist. Der Preis der neu ausgegeben Aktien lag rund 30 Prozent über dem Schlusskurs vom Montag. Analysten feiern den Schritt als richtigen Schachzug zum optimalen Zeitpunkt und sehen für Delivery Hero wichtige Luft zum Atmen. Das Bedienen von Schulden sei nun leichter möglich, heißt es etwa bei der Investmentbank Bryan, Garnier & Co.
Durch den Kauf neuer Aktien steigt Uber über Nacht zu einem Großaktionär auf. Der Anteil an Delivery Hero beläuft sich auf etwa drei Prozent. Das wird an der Börse aber gelassen zur Kenntnis genommen, da Uber als wenig aktivistisch gilt und sich bisher selten bis nie in die Angelegenheiten seiner Beteiligungen eingemischt hat. Delivery Hero-Chef Niklas Östberg begrüßte den Verkauf des Taiwan-Geschäfts derweil und versprach, sich künftig besser auf das restliche Geschäft konzentrieren zu können.
Die Delivery Hero-Aktie kennt kein Halten
33 Euro je Anteilsschein zahlt Uber im Rahmen der genannten Kapitalerhöhung, womit der US-Konzern den Essenslieferanten offenbar sehr viel wertvoller einschätzt, als es an der Börse bis zuletzt der Fall war. Das hinterlässt schwer Eindruck bei den Bullen, welche prompt reagierten und die Delivery Hero-Aktie am Dienstag um 26,3 Prozent bis auf 31,99 Euro in die Höhe bugsierten.
Der Aktienkurs passt sich damit den Bedingungen des Deals an und auch die Anleger erkennen frische Chancen. Ohnehin gibt es bereits seit einer Weile Forderungen danach, dass sich Delivery Hero von weniger ertragsreichen Geschäftszweigen in Asien trennen sollte. Der geplante Verkauf von Foodpanda galt im Februar noch als geplatzt, da die Preisvorstellungen zwischen den beiden Parteien wohl zu weit auseinanderlagen.
Nun konnte Delivery Hero mit etwas Verzögerung doch noch wie anvisiert den Kaufpreis auf über eine Milliarde Euro anheben, wenn auch über den Umweg einer Kapitalerhöhung und Beteiligung von Uber. Gerechnet hatte damit dennoch so ziemlich niemand mehr. An den Märkten herrscht deshalb sichtlich Erleichterung und es macht sich die Hoffnung breit, dass nun endlich ein nachhaltiger Weg in eine Zukunft mit verlässlichen schwarzen Zahlen geebnet sein könnte.
Das ändert alles
Bessere Aussichten ergeben sich für Delivery Hero nun auch mit Blick auf den Aktienchart. Mit dem Kurssprung von gestern wurden nahezu sämtliche Kursverluste seit Anfang April egalisiert, womit auch der latente Abwärtstrend der letzten Wochen sein Ende erreicht haben könnte. Die im Februar gestartete Erholung könnte sich nun fortsetzen. Vor drei Monaten wurden die Anteilsscheine im Tief noch zu rund 15 Euro gehandelt. Seither hat sich der Kurs nun schon mehr als verdoppelt. Im langfristigen Chart bleibt zwar noch manches zu wünschen übrig, doch die Bullen scheinen sich zumindest eine vernünftige Basis erkämpft zu haben.
Abzuwarten bleibt, wie der Verkauf sich mittelfristig auf die Zahlen von Delivery Hero auswirken wird. Nach mehr als einem Jahrzehnt des Wachstums ohne Rücksicht auf Verluste fordern die Aktionäre immer stärker Besserung bei den Bilanzen ein. Delivery Hero versprach, zumindest operativ den Weg in die Profitzone zu finden und will in den kommenden Jahren weiter für Besserung sorgen. Mit dem Verkauf von Foodpanda unterstreicht das Management, es mit diesem Vorhaben auch ernst zu meinen.
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15.05.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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