Deutsche Bank-Aktie droht unter die psychologisch wichtige Marke von 10 Euro zu fallen
Keinesfalls über den Berg
Nach einer mittelfristigen Kurserholung ist die Aktie der Deutschen Bank seit Anfang Juni wieder in einen vergleichsweise steilen kurzfristigen Abwärtstrend übergewechselt. Da das Geldhaus weiterhin mit strukturellen Problemen zu kämpfen hat, könnte sich die jüngste Schwächephase bei dem Anteilschein noch deutlich weiter fortsetzen.
Auf langfristige Sicht zählt die Aktie der Deutschen Bank (DE0005140008) mit Abstand zu den größten Verlierern seit dem Ausbruch der Lehman- und US-Hypothekenkrise in den Jahren 2007 und 2008. Dennoch konnte der Titel zwischen März 2020 und Anfang Juni 2021 eine eindrucksvolle Erholungsbewegung vollziehen, im Zuge derer der Kurs in der Spitze von 4,45 Euro auf 12,56 Euro stieg. Getragen wurde die Rallye insbesondere von dem wieder besser laufenden operativen Geschäft, wobei insbesondere das Investment Banking von den hervorragenden Bedingungen auf dem Kapitalmarkt profitieren konnte.
Allerdings steht der Titel nun seit rund fünf Wochen unter einem deutlichen Abverkaufsdruck, wobei die Aktie am Mittwoch im Xetra-Handel mit 10,19 Euro nur noch knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 10 Euro schloss. So sorgen sich einige institutionelle Anleger, dass sich die Bedingungen an den globalen Kapitalmärkten schon recht zeitnah wieder verschlechtern könnten, was für die Nettogewinnentwicklung der Bank sicherlich signifikant negative Auswirkungen haben kann. So erlebte das Investment Banking in den vergangenen 15 Jahren immer mal wieder temporär gute Phasen, dennoch waren die Erträge aus diesem Geschäft unter dem Strich keinesfalls stabil genug, um dauerhaft nachhaltige Werte für die Aktionäre zu schaffen.
Deutsche Bank weiterhin mit strukturellen Problemen
Seit dem Jahr 2015 arbeitet Deutschlands führendes Geldhaus unter dem Strich deutlich defizitär. Zwar konnte die Firma seitdem in zwei Geschäftsjahren einen Mini-Gewinn von 267 Millionen Euro und 495 Millionen Euro erzielen. Allerdings schrieb der DAX-Konzern beispielsweise im Jahr 2015 einen Nettoverlust von 6,79 Milliarden Euro und im Jahr 2019 ein Nachsteuerminus von 5,39 Milliarden Euro, womit das Kreditinstitut im weltweiten Maßstab hinter den allermeisten Konkurrenten massiv hinterherhinkt. Auch wenn die Analysten der Gesellschaft für das Jahr 2021 einen Nettogewinn von 1,16 Milliarden Euro zutrauen, so hat der Konzern noch lange nicht einen nachhaltigen Turnaround erzielt.
So muss tatsächlich recht zeitnah damit gerechnet werden, dass sich die Marktbedingungen für das Investment Banking eintrüben und die strukturellen Schwächen dieser Sparte wieder offener zutage treten. Gleichzeitig muss die Bank im klassischen Privatkundengeschäft weiterhin mit einem scharfen Gegenwind seitens der zahlreichen neuen Konkurrenz aus dem Fintech-Sektor rechnen, welche Verbraucherkredite, den Handel mit Aktien oder auch Girokonten oftmals mit weitaus besseren Konditionen anbieten kann. Daher ist die Deutsche Bank-Aktie aus langfristiger Sicht immer noch kein Kauf.
08.07.2021 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch
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