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Deutsche Bank-CEO setzt nun doch wieder verstärkt auf das Investmentbanking

Deutsche Bank informiert Investoren zur weiteren Strategie auf dem Kapitalmarkttag

NTG24 - Deutsche Bank-CEO setzt nun doch wieder verstärkt auf das Investmentbanking

 

Auf dem heutigen Kapitalmarkttag hat das Management der Deutschen Bank (DE0005140008; WKN: 514000) seinen Investoren neue Informationen zur strategischen Ausrichtung des Kreditinstitutes gegeben. Insgesamt steht die Bank besser als noch vor einigen Quartalen dar. Dennoch bleiben bei dem größten Finanzhaus in Deutschland immer noch massive Fragen offen, wie künftige langfristige nachhaltige Werte für die Aktionäre geschaffen werden können.

Zwar hat sich die Aktie von ihrem Tief im März, welches bei 4,45 Euro markiert wurde, etwas erholt und mehr als verdoppelt, vom einstigen Glanz des stolzen Geldhauses ist dennoch wenig zu spüren. Vom Allzeithoch, welches der Titel im Jahr 2007 bereinigt um Kapitalmaßnahmen bei über 90 Euro markierte, ist die Aktie mehr als nur meilenweit entfernt.

 

Boom beim Anleihenhandel hübscht gesamte Konzernbilanz auf

 

In den ersten drei Quartalen konnte die Kernbank seine Erträge um insgesamt acht Prozent steigern. Wesentlicher Katalysator für den unerwartet hohen Anstieg waren allerdings die gut laufenden Geschäfte im Handel mit Anleihen, die gegenüber dem Vorjahreszeitraum 31 Prozent mehr in die Kassen spülten. Auf die Einnahmen im Bondhandel will der Deutsche Bank-CEO Christian Sewing auch künftig nicht verzichten, vielmehr plant er sogar die Investmentbanking-Sparte, zu welcher diese Geschäftssparte gehört, sogar noch auszubauen.

Für den gesamten Investmentbanking-Bereich strebt Sewing im Jahr 2022 nun Erträge in Höhe von 8,5 Milliarden Euro statt wie zuvor geplant 7,9 Milliarden Euro an. Dies klingt zunächst überraschend, da die Hessen zuvor kommunizierten, sämtliche Ertragssäulen innerhalb der Bank mehr auszubalancieren und auch verstärkt auf die Einnahmen aus anderen Sparten zu setzen. Denn insgesamt unterliegt das Investmentbanking sehr starken Ertragsschwankungen, weshalb sich viele Aktionäre wünschen, dass die Gesellschaft auf stabilere Erlösquellen setzt. Da aber Christian Sewing momentan in anderen Sparten an vielen Baustellen kämpfen muss und hier teilweise die Einnahmen wegbrechen, bleibt dem Bankchef wohl kaum eine andere Option, als aktuell sprudelnde Ertragsquellen noch stärker anzuzapfen, solange dies möglich ist.

 

 

Nochmalige Einsparungen von 300 Millionen Euro geplant

 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeZudem kündigte die Deutsche Bank an, ihren strikten Sparkurs auf Konzernebene, der mit zahlreichen Filialschließungen und Entlassungen verbunden ist, nochmals fortsetzen. So wird ab sofort für das Jahr 2022 mit bereinigten Kosten in Höhe von 16,7 Milliarden Euro geplant, was 300 Millionen Euro unter der bisherigen Planung liegt. Diese angestrebten Kostensenkungen sind durchaus notwendig, da das Institut künftig noch mehr Konkurrenz durch Fintechs verspüren dürfte, die bereits in den Vorjahren insbesondere bei Privatkunden viel Geschäft von der Deutschen Bank an Land gezogen haben.

Wie aber die Deutsche Bank abseits des Investmentbankings wachsen will, bleibt für viele Experten weithin fraglich. Zudem schlummern in der Bilanz des Geldhauses immer noch milliardenschwere Altlasten, die für andere Kapitalmarktteilnehmer kaum noch zu durchschauen sind. Zudem sollte der Konzern, der seit der Lehman-Krise im Jahr 2007 in viele große Skandale verstrickt war, noch intensiver an der Verbesserung seiner Reputation arbeiten. So sind die zahlreichen negativen Schlagzeilen, die aus den Frankfurter Zwillingstürmen kamen, bei vielen Kapitalmarktteilnehmern keinesfalls in Vergessenheit geraten, was auch zumindest in den kommenden Jahren so bleiben dürfte.

Erst heute wurde wieder ein Detail bekannt, welches sich weniger positiv auf den Ruf der Deutschen Bank auswirken dürfte. Demnach hat der Bilanzierungschef Andreas Loetscher, der 2018 bei der Bank beruflich einstieg, sein Amt vorübergehend niedergelegt, da er zuvor bei EY federführend das Wirecard-Mandat betreut hatte. Aktuell steht der Wirtschaftsprüfer EY massiv in der Kritik, die betrügerische Buchführung von Wirecard zu leichtgläubig testiert zu haben.

 

Fazit:

 

Aktuell ist die Deutsche Bank an der Börse nur rund 23 Mrd. Euro wert. Damit spielt der heimische Branchenprimus weltweit ganz bestimmt nicht in der ersten Liga. So sind bei der Marktkapitalisierung weltweit viele Institute wie JPMorgan Chase mit einem Börsenwert von umgerechnet 305 Milliarden Euro der Deutschen Bank weit voraus. Zudem muss das Institut, das seit 2015 überwiegend hohe Verluste schrieb, noch die nachhaltige Profitabilität des Gesamtkonzerns unter Beweis stellen. Entsprechend sind die Analystenschätzungen, welche das 2021er-KGV auf 49 und das 2022er-KGV auf 10,5 taxieren, mit größter Vorsicht zu genießen. Deshalb ist der Titel momentan nur für extrem spekulative Anleger geeignet, die auf einen kurzfristigen Ausflug der Aktie über die Marke von zehn Euro setzen wollen.

 

09.12.2020 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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