Die Deutsche Bank sieht keinerlei Anzeichen für eine größere Krise und sieht sich selbst sowie die Konkurrenz als gut aufgestellt an
Die Anleger scheinen da noch skeptischer zu sein
Der drohende Ausfall der Credit Suisse hat hohe Wellen geschlagen und letztlich ließ sich das Unternehmen nur durch staatliches Eingreifen und eine Zwangshochzeit mit der UBS retten. Selbstredend führte das Ganze dazu, dass sich an der Börse Gedanken um den allgemeinen Zustand der Banken gemacht wurde und manch einer befürchtete schon die nächste systemische Krise.
Eine solche Gefahr sieht die Deutsche Bank (DE0005140008) momentan allerdings nicht. Wie die „FAZ“ berichtet, widmete sich Christian Sewing am Montag im Rahmen einer Videokonferenz ausführlich zu eben diesem Thema. Dabei präsentierte er nicht unbedingt weltbewegende Neuigkeiten. Er verwies einmal mehr darauf, dass sowohl das eigene Institut als auch die allermeisten Konkurrenten gut aufgestellt seien – vor allem in Europa. Den Regulierungsbehörden bescheinigt der Deutsche-Bank-Chef mit Blick auf die Eigenkapitalbasis eine gute Arbeit.
Dass die Credit Suisse dennoch ins Schlingern geriet, führt Sewing in erster Linie auf fehlendes Vertrauen zurück. Die Schweizer Großbank habe zuletzt nicht beweisen können, dass sie über ein ertragreiches und nachhaltiges Geschäftsmodell verfügt. Themen wie die Inflation und der nicht enden wollende Krieg in der Ukraine hätten dies noch weiter verschärft und das Fass letztlich zum Überlaufen gebracht. Dass es bei der Deutschen Bank zu ähnlichen Szenarien kommen könnte, wird nicht als wahrscheinlich angesehen. Auch einen Vergleich mit kriselnden US-Banken hält Sewing nicht für legitim.
Die Mischung macht‘s
Als Beispiel wurde die Silicon Valley Bank genannt, deren Einlagen sich auf eine sehr homogene Gruppe von Kunden konzentriert hätte. 90 Prozent davon verfügten den Ausführungen zufolge über Einlagen von über 250.000 USD, womit diese nicht durch die staatliche Einlagensicherung geschützt waren. Anders ausgedrückt handelte es sich um ein recht einseitiges Geschäftsmodell. Wenn dabei etwas schiefgeht, mündet das eben auch schnell in eine mittelschwere Katastrophe.
Die Deutsche Bank steht da mittlerweile tatsächlich ein ganzes Stück besser da. Nicht nur konnte das Geldhaus zuletzt wieder Milliardengewinne einfahren. Es hat auch jahrelange Sanierungen hinter sich, deren Effekte sich erst jetzt richtig zeigen. Das Investmentbanking wurde deutlich zurückgefahren und das Unternehmen lässt sich ohne schlechtes Gewissen als weitaus stabiler als noch bei der letzten Finanzkrise bezeichnen. Aus jener will die Deutsche Bank gelernt haben und ähnliche Zusammenbrüche in Zukunft tunlichst vermeiden.
Das Ganze klingt erst einmal beruhigend und fußt durchaus auf nachvollziehbaren Tatsachen. Allerdings fußt auch das Geschäftsmodell der Deutschen Bank letzten Endes auf Vertrauen, und eben jenes lässt sich zu keinem Zeitpunkt mit letzter Sicherheit garantieren. Für den Moment gibt es keinen Grund, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Das Institut ist gut und breit aufgestellt und kam in den letzten Wochen kein einziges Mal ernsthaft in die Bredouille. Es lässt sich aber schlicht nicht versprechen, dass dies auch bis in alle Ewigkeit so bleiben wird. Nicht umsonst warnt Sewing etwa davor, dass durch die Digitalisierung die Gefahr eines Bank Runs heute höher sei als in vergangenen Jahren.
Die Anleger sind bei der Deutschen Bank noch skeptisch
Einigermaßen skeptisch zeigen sich momentan noch immer die Börsianer, wenn es um die Deutsche Bank geht. Die Aktie des Konzerns konnte sich von der Talfahrt im März zwar ein wenig erholen. Am Montag scheiterte das Papier aber daran, die Marke bei 10 Euro zu nehmen. Stattdessen ließen Gewinnmitnahmen die Kurse schon wieder um 2,2 Prozent auf übersichtliche 9,73 Euro purzeln.
Verglichen mit den Kursen von Anfang März sind damit Kursverluste von mehr als 16 Prozent zu verzeichnen. Von einem überschwänglichen Vertrauen der Anteilseigner zeugt das nicht unbedingt. Es ist noch immer fraglich, ob die Deutsche Bank den Weg zurück in den Aufwärtskanal finden wird. Nüchtern betrachtet gäbe es dafür gute Argumente, doch geht es an den Finanzmärkten eben längst nicht immer nüchtern, sondern auch schon mal recht emotional zu.
18.04.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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