Die Deutsche Bank ringt um Fassung, Hintergrundrauschen bei Amazon, JD.com überrascht mit Zahlen und Steinhoff mal wieder im roten Bereich
Die neue Woche dürfte an der Börse für Spannung sorgen
Am Wochenende gab es unter Börsianern kaum ein anderes Thema als eine gewisse US-Bank, welche ziemlich überraschend in die Bredouille geraten ist. Darauf folgten allerlei Spekulationen darüber, dass wir schon vor der nächsten Finanzkrise stehen könnten. Allerdings sind die großen Banken mittlerweile einigermaßen stabil aufgestellt und verfügen über eine weitaus größere Diversifizierung als die ins Schlingern geratene SVB Financial.
Entsprechend gibt es gar nicht wenige Stimmen, die von einer überzogenen Reaktion an der Börse sprechen und eine schnelle Erholung für nicht ausgeschlossen halten. Eine solche stünde der Aktie der Deutschen Bank (DE0005140008) gut zu Gesicht. Jene gab inmitten des Chaos am Freitag um 7,35 Prozent nach und durchkreuzte damit manchen charttechnischen Indikator nach unten.
Sollten die Anleger sich jetzt wieder etwas fangen, wäre hier durchaus Potenzial für eine Erholung vorhanden. Selbst wenn die Deutsche Bank dabei nicht auf einen Schlag alle Verluste der Vorwoche ausgleicht, winken recht ansehnliche Renditen und sehr mutige Naturen könnten die niedrigsten Kurse seit Jahresbeginn glatt als Einstiegschance verstehen. Ob das für grüne Vorzeichen reichen wird, lässt sich aber letztlich nur hoffen.
Amazon in ruhigen Gewässern?
Nicht allzu viel Neues gab es am Wochenende rund um Amazon (US0231351067) zu berichten. Lediglich das gewohnte Hintergrundrauschen aus vermeintlichen Krisen und Sensationen war zu vernehmen. Einige Online-Portale schossen sich auf das Ende von Abo-Diensten für ePaper ein und bastelten daraus schon Anzeichen für den nächsten Crash. Dabei wurde auch mal wieder ein schwer angestaubtes Zitat von Amazon-Gründer Jeff Bezos ausgegraben.
Jenes soll an dieser Stelle gar nicht wiederholt werden, doch die meisten werden wissen, was gemeint ist. Unter dem Strich gab es aber keine Entwicklungen zu sehen, welche fundamental von größerem Interesse wären. Leider war das für die Amazon-Aktie nicht unbedingt die schönste Entwicklung, denn damit geriet das Papier letztlich in den allgemeinen Abwärtsstrudel und gab am Freitag um 2,6 Prozent bis auf 87,76 Euor nach.
JD.com kann punkten
Sehr viel freundlichere Meldungen gab es beim chinesischen Online-Konzern JD.com (US47215P1066), welcher vor wenigen Tagen frische Zahlen für das vergangenen Quartal vorlegte. Die konnten sich sehen lassen. Bei den Umsätzen wurden die Erwartungen der Märkte weitgehend getroffen und die Gewinne lagen sogar ein gutes Stück über der Konsensschätzung der Analysten.
Die größte Überraschung war aber die Dividende in Höhe von 0,31 USD je Aktie. Für die in den USA gehandelten ADRs, welche stets zwei Aktien in sich vereinen, entsteh daraus eine Dividende in Höhe von 0,62 USD. Angesichts eines Kurses von zuletzt 40,47 Euro ist das nicht sensationell viel. Im Vorfeld rechnete aber so ziemlich niemand damit, dass es überhaupt Ausschüttungen an die Aktionäre geben würde. Letztlich konnten die Verluste am Freitag damit aber nur etwas abgefedert werden. China-Skepsis und die allgemeine Unruhe ließen die JD.com-Aktie vor dem Wochenende um 2,9 Prozent fallen.
Keine Überraschungen bei Steinhoff
Ganz gleich, was in den nächsten Tagen geschehen mag, bei Steinhoff (NL0011375019) ist weiterhin eher nicht mit einer plötzlichen Erholung zu rechnen. Noch immer steht ein vom Management lancierter Plan zur Rettung des Konzerns im Raum, bei dem die Anteilseigner mehr oder weniger enteignet werden, nur um damit für etwas Aufschub bei Verbindlichkeiten zu sorgen. Die Abstimmung über das Ganze, dem als Alternative lediglich eine Insolvent gegenübersteht, soll noch im Laufe dieses Monats stattfinden.
Eine mögliche Bankenkrise oder die omnipräsenten Zinssorgen rücken da schon fast vollständig in den Hintergrund. Fällt die Stimmung an den Märkten aber schlecht aus, folgt die Steinhoff-Aktie diesem Beispiel auf dem Fuße. So ging es am Freitag mal wieder in Richtung Süden und das Papier wertete um 3,33 Prozent auf überschaubare 0,0174 Euro ab. Mit besserer Stimmung mag es hier und dort nochmal zu der einen oder anderen Gegenbewegung kommen. Doch die Aussichten sind derartig niederschmetternd, dass Anleger sich hier in keiner Wiese in die Irre führen lassen sollten.
In der Ruhe liegt die Kraft
Es lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen, ob wir gerade auf dem Weg zum nächsten großen Börsencrash sind oder nicht. Nüchtern betrachtet sieht es danach zwar nicht unbedingt aus. Das kann sich aber schnell ändern und mit den Entwicklungen der letzten Tage hatten die meisten auch nicht gerechnet. Eine gewisse Portion Vorsicht ist da sicher nicht verkehrt. Gleichwohl gibt es aber auch keinen Grund zur Panik und trotz der teils herben Verluste bleiben DAX und Co. für den Moment noch im Aufwärtstrend.
13.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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