Wirtschaftsprüfer sollen klären, wer für das IT-Debakel bei Deutscher Bank und Postbank verantwortlich ist
Das könnte Folgen haben
Teilweise monatelang ließ die Deutsche Bank Kunden der Postbank mehr oder weniger auf dem Trockenen sitzen. Nach der Migration von Daten auf die eigenen Systeme kam es zu massiven Unregelmäßigkeiten. Im Zuge dessen wurden beispielsweise gepfändete Konten nicht fristgerecht entsperrt und bei Baufinanzierungen wurden fällige Tranchen nicht immer ausgezahlt.
Für Schlagzeilen sorgte zudem ein Fall, bei dem einem Kunden der Mietvertrag gekündigt wurde, nachdem die Deutsche Bank (DE0005140008) die Überweisungen für die Mietzahlungen nicht ausführte. Dabei handelte es sich mit Sicherheit um eine Ausnahme und es ist auch fraglich, ob eine Kündigung für einen Mietvertrag wirklich so überraschend und ganz ohne vorherige Mahnung daherkommt. Doch der Schaden für das Image ist zweifellos da und er wird auch nicht wieder einfach so verschwinden.
Die Finanzaufsicht teilte der Deutschen Bank mittlerweile einen Aufseher zu, der über Fortschritte bei der Lösung der Probleme auf dem Laufenden halten soll. Allem Anschein nach gab es auch schon einige Fortschritte. Nun stellt sich bei dem Unternehmen die Frage, wer für das Debakel eigentlich verantwortlich ist. Eben das sollen die Wirtschaftsprüfer von EY nun genau unter sie Lupe bringen, wie das „Handelsblatt“ berichtet.
Die Deutsche Bank zeigt auf den Kundenservice
CEO Christian Sewing betonte stets, dass die Migration von Kundendaten aus rein technischer Sicht gut funktioniert habe. Dass es dennoch zu massiven Problemen gekommen ist, wäre daher auf Verfehlungen an anderer Stelle zurückzuführen. In den Fokus rückt nicht zuletzt der Kundenservice, welcher von einer Vielzahl an Anfragen geflutet wurde, die sich über Monate hinweg gestaut haben. Es steht der Verdacht im Raum, dass sowohl Kunden als auch Mitarbeiter auf die neuen Systeme nicht ausreichend vorbereitet wurden.
Damit stellt sich die Frage, wer für diese unzureichende Vorbereitung verantwortlich zu machen ist. Geklärt werden diese und andere Fragen wahrscheinlich erst im Laufe der nächsten Monate. Das Ganze könnte aber weitreichende Folgen nach sich ziehen. Experte vermuten, dass es in erster Linie zu Kürzungen von Boni kommen könnte. Ob darüber hinaus auch Köpfe rollen könnten, darüber lässt sich nur spekulieren. Bislang führten die IT-Probleme bei der Deutschen Bank noch nicht zu personellen Konsequenzen.
Tatsächlich stellte die Deutsche Bank nach eigenem Bekunden zeitweise sogar im großen Stil neue Mitarbeiter ein, um der Flut an Kundenanfragen Herr zu werden. Auch deshalb entstehen hohe Kosten durch die IT-Probleme. Allein im vierten Quartal werden jene auf 30 bis 35 Millionen Euro geschätzt. Das verhagelt der Deutschen Bank zwar noch nicht vollständig die Bilanz. Dennoch sehen die Anleger es natürlich nicht gerne, wenn Gelder mehr oder minder unnötig in dieser Höhe aus dem Fenster geworfen werden. Die meisten Experten sind sich einige darüber, dass die Probleme sich mit der entsprechenden Vorbereitung vermeiden lassen hätten.
Deutsche Bank: Blick nach vorn
Auch wenn die Deutsche Bank momentan noch immer mit den Folgen der IT-Probleme zu kämpfen hat, so konnte zumindest die Anleger das Thema weitgehend abhaken. Der Aktienkurs bewegte sich zuletzt in einem durchaus ansehnlichen Tempo nach oben und erreichte bei rund 11,50 Euro den höchsten Stand seit dem kleinen Crash während der Bankenkrise im Frühjahr. Zu Beginn der laufenden Woche hielt das Papier sich stabil auf diesem Niveau.
Zu hoffen ist, dass die IT-Probleme, wie geplant, bis Jahresende in den Griff bekommen werden und damit an der Börse erstmal keine Rolle mehr spielen werden. Dann steht auch dem weiteren Weg gen Norden erstmal nichts im Weg. Schon bei 12,36 Euro wartet das 52-Wochen-Hoch und nach Ansicht vieler Analysten wäre die Deutsche Bank-Aktie selbst dort noch als dezent unterbewertet anzusehen. Das stellt in Aussicht, dass bei dem Titel durchaus ein veritabler Durchbruch möglich wäre.
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05.12.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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