Die Deutsche Bank umgarnt ihre Anleger mit Aussichten auf höhere Ausschüttungen, was der angeschlagenen Aktie endlich wieder Rückenwind verleiht
Eine angenehme Überraschung
Die Deutsche Bank war zuletzt gezeichnet von allerlei negativen Schlagzeilen. Besonders die nicht enden wollenden IT-Probleme rund um die Postbank belasteten das Geldhaus und zuletzt wurde dabei auch immer mehr das Thema Schadenersatz in den Fokus gerückt. Der Vorstand verweigert sich zwar einer pauschalen Lösung, doch der Druck von außen nimmt mit jedem Tag zu, an dem weiterhin Probleme bestehen.
Die Ungewissheit schlug sich auch im Aktienkurs nieder, welcher im Oktober eine klare Abwärtskurve zeichnete. Zumindest bisher, denn am Mittwoch gab es für die Aktionäre endlich wieder Erleichterung zu sehen. Um gleich 8,2 Prozent schoss die Aktie der Deutschen Bank (DE0005140008) gestern in die Höhe und ließ damit spontan die 10-Euro-Linie wieder hinter sich. Bei Handelsschluss standen respektable 10,28 Euro auf dem Ticker.
Natürlich kommt ein solcher Kurssprung nichts aus dem Nichts. Zwar konnte das Frankfurter Finanzinstitut die Probleme rund um Postbank und DSL Bank noch immer nicht vollständig abstellen. Trösten ließen sich die Aktionäre aber mit der Aussicht auf höhere Ausschüttungen. Jene ließ der Vorstand gegenüber Mitarbeitern und Analysten anklingen, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Dem Vernehmen nach hat die Deutsche Bank wohl 3 Milliarden Euro zusätzliches Kapital investiert.
Deutsche Bank: Ganz entspannt
Die wurden nicht etwa zufällig im Keller gefunden, sondern ergeben sich aus weniger benötigtem Eigenkapital für das laufende Geschäft, als bisher angenommen wurde. Ermöglicht wird dies durch Bilanzrisiken, die als etwas geringer eingeschätzt werden und eine weniger starke Auswirkung von regulatorischen Vorschriften. Die dadurch frei gewordenen Mittel sollen zum Teil auch in die Digitalisierung und einige andere Vorhaben investiert werden.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing stellt jedoch in Aussicht, dass ein „Großteil“ der Mittel an die Aktionäre ausgeschüttet werden soll. Dafür ist eine Ausweitung des bisherigen Ruckkaufprogramms an den Aktienmärkten angedacht. Vorbehaltlich der Genehmigung durch die Behörden könnte schon zu Beginn des kommenden Jahres in dieser Hinsicht aufgestockt werden. Die Details bleiben für den Moment aber noch offen.
Die Ankündigung kommt für die Aktionäre einigermaßen überraschend. Zinseffekte machten sich bei der Deutschen Bank zuletzt weniger deutlich bemerkbar und bei den Gewinnen legte das Frankfurter Geldhaus keine allzu großen Sprünge mehr aufs Parkett. Die Verantwortlichen gehen aber davon aus, dass sich auch zinsunabhängige Geschäfte in naher Zukunft verbessern werden. Damit werden indirekt erfreuliche Zahlen für die nächsten Quartale in Aussicht gestellt.
Durchschnaufen bei der Deutschen Bank
Die frohe Kunde gönnt den Anteilseignern dringend benötigte Luft zum Atmen. Charttechnisch gelingt den Bullen mit dem Sprung über die 10-Euro-Linie ein kleiner Coup und die Aussichten haben sich wieder deutlich aufgehellt. Ob daraus auch schon eine waschechte Rallye resultieren wird, steht aber noch in den Sternen. Voraussetzung dafür wäre aus technischer Sicht ein Anstieg über die Linie bei 10,50 Euro, an der die Käufer sich schon seit dem Frühjahr die Zähne ausbeißen. Das scheint nicht allzu weit entfernt zu sein, doch der Widerstand auf eben jenem Niveau ist als sehr stark anzusehen.
Eine Richtungsentscheidung könnte es noch heute geben, wenn die EZB ihren nächsten Zinsentscheid bekanntgibt und möglicherweise über den weiteren Kurs spricht. Experten rechnen damit, dass die Zentralbank zunächst eine Zinspause verkünden wird. Gleichwohl wird aber fest davon ausgegangen, dass die Märkte auf eine längere Phase hoher Zinsen eingestellt und weitere Erhöhungen zumindest nicht kategorisch ausgeschlossen werden. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre das ein weiterer Belastungsfaktor für die ohnehin schon strapazierten Märkte. Für die Deutsche Bank könnten sich dadurch aber positive Impulse ergeben. Für Spannung ist jetzt also in jedem Fall gesorgt.
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26.10.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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