Die Deutsche Bank warnt vor drastischen Folgen der hohen Inflation
Jetzt ist die EZB gefordert
An Krisen mangelt es uns derzeit wahrlich nicht. Die Corona-Pandemie ist noch immer nicht ganz vorbei, Russland entfesselte den größten militärischen Konflikt in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg und zu allem Überfluss werden die Menschen auch noch durch eine rekordverdächtige Inflation geplant. Gerade Letzteres ist aus Sicht von Christian Sewing eine große Bedrohung für den hiesigen Frieden.
Der Chef der Deutschen Bank (DE0005140008) bezeichnete die Teuerungsrate bei einer Bankenkonferenz in Frankfurt am Main als „Gift für die Gesellschaft“. Sewing sieht durch die Inflation den sozialen Frieden im Land aktu bedroht und verweist darauf, dass in Umfragen mittlerweile 40 Prozent angäben, am Ende des Monats nichts mehr sparen zu können. Dass da die Unzufriedenheit zunimmt, ist wohl nur zu erwarten.
Große Probleme sieht der Deutsche Bank-Chef aber auch mit Blick auf eine mögliche Rezession. Ein solches Szenario wird seiner Ansicht nach durch die hohe Inflation immer wahrscheinlicher. Momentan machten die hiesigen Unternehmen zwar noch ansehnliche Gewinne und freuen sich über prall gefüllte Auftragsbücher. Sollte sich an der schmerzhaft hohen Inflationsrate aber nicht möglichst bald etwas ändern, soe sieht Christian Sewing für die kommenden 12 Monate sehr schwarz.
Entsprechend ruft der Manager die EZB zum Handeln auf, und das möglichst nicht so lethargisch wie im ersten Halbjahr. Während die US-amerikanische Fed bereits mehrere Zinsschritte durchgeführt hat, hat sich in Europa noch nicht viel getan. Hier gibt es weiterhin nur die Aussicht darauf, dass die Zinzen bald steigen werden, das allerdings in einem vergleichsweise sehr überschaubaren Rahmen. Nicht nur Christian Sewing, sondern auch zahlreiche Ökonomen fordern seit einer ganzen Weile, die Inflation entschiedener zu bekämpfen. Immerhin ist genau das auch die ureigenste Aufgabe der EZB.
Ein schmaler Grat
Dass die sich mit allzu aggressiven Zinsschritten eher zurückhält, hat jedoch auch seine Gründe. Zum einen besteht die Gefahr, dass durch zu schnelle Zinserhöhungen die Wirtschaft regelrecht abgewürgt wird und dadurch ein Weg in die Rezession geebnet wird. Zum anderen würden vor allem ärmere Länder in der EU durch einen solchen Schritt schwer getroffen, was den Frieden innerhalb des Staatenbundes gefährden könnte.
Die Währungshüter stehen also vor keiner einfachen Aufgabe und sind dazu aufgefordert, mit dem richtigen Maß die Leitzinsen anzuheben. Es gilt dabei, einerseits die Inflation zu bekämpfen, andererseits aber die Wirtschafstskraft in der gesamten EU nicht über Gebühr zu schwächen. Ob das Institut diese schwierige Gratwanderung letztlich hinbekommen wird, daran hat so manch einer seine Zweifel, und das vermutlich nicht zu Unrecht. Immerhin bekleckerte die EZB sich in den letzten Monaten nicht unbedingt mit Ruhm wenn es um Prognosen für die Zukunft ging. So wurde lange Zeit darauf beharrt, dass die Inflation nur von kurzer Dauer sei und sich von selbst wieder beruhigen werde.
Neue Chancen für die Deutsche Bank?
Dass die Deutsche Bank aktiv höhere Zinsen einfordert, kommt nicht völlig überraschend. Schließlich wäre das Geldhaus mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der wenigen Profiteure einer solchen Entwicklung. Seit die Zinsen in Folge der Finanzkrise des Jahres 2008 zum Nullpunkt und stellenweise darüber hinaus gesegelt sind, ist mit dem Kreditgeschäft kaum noch Geld zu verdienen. Mit einem höheren Leitzins würde sich dies schlagartig wieder ändern.
Die Aussicht darauf führt bei den Anlegern allerdings zu keiner Euphorie. Zu groß sind die Sorgen, dass die höheren Einnahmen durch einen Rückgang bei der Nachfrage letztlich aufgefressen werden. Entsprechend kann die Aktie der Deutschen Bank dieser Tage nicht punkten. Am Montag konnte das Papier sich zwar dezent verbessern, blickt seit Jahresbeginn aber weiterhin auf Verluste von 28,7 Prozent und notierte gesten bei Handelsschluss mit 8,09 Euro nur sehr knapp über dem 52-Wochen-Tief bei 7,94 Euro.
05.07.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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