Ganz reibungslos scheint es bei der Datenmigration von Postbank und Deutscher Bank nicht zu laufen
Viele Kunden beschweren sich über Probleme
Zu Beginn des neuen Jahres stand bei der Deutschen Bank ein großes Projekt an. Die Daten von unzähligen Kunden der Postbank sollten auf eine gemeinsame Plattform migriert werden. Wer in der IT etwas bewandert ist, der weiß, dass solche Vorgänge immer mit einer enormen Anspannung verbunden sind. Wenn es dabei um rund 4 Millionen Kundenkonten geht, fällt jene umso höher aus.
Eigentlich vermeldete die Deutsche Bank (DE0005140008) bereits einen Erfolg und ließ mitteilen, dass die Migration geglückt sei. Mit der Verwaltung von Nutzerkonten der Postbank auf einer gemeinsamen Plattform sollen künftig jedes Jahr Millionen Euro eingespart werden. Allerdings scheint das Ganze doch nicht so reibungslos abgelaufen zu sein, wie es zu Anfang noch den Anschein machte. Es klagen viele Postbank-Kunden über Probleme mit den Diensten. Darüber berichtete kürzlich die „FAZ“.
Jene schreibt über eine Vielzahl von Lesern, die sich beispielsweise über Fehler bei Kontoauszügen oder dem Zugriff auf ihre Aktiendepots beschweren. Auch Überweisungen sollen zum Teil nicht mehr möglich sein. Das Gespräch mit der Hotline erwies sich in den allermeisten Fällen als wenig hilfreich. Die Deutsche Bank ließ wissen, dass diese Probleme „indirekt“ mit der erfolgten Datenmigration zusammenhängen könnten – was auch immer das bedeuten mag.
In Aussicht gestellt wird, dass bis Mitte des Jahres noch zwei weitere Wellen an Kundendaten migriert werden sollen. Genaue Termine dafür gibt es noch nicht. Das klingt mehr nach einem direkten als nach einem indirekten Zusammenhang. Für Betroffene dürfte es auch wenig erfreulich sein, dass sie schlimmstenfalls über Monate ihre Konten nicht richtig nutzen können. Die Deutsche Bank spricht allerdings nur von wenigen Nutzern, die von so einer Problematik betroffen seien.
Die Probleme hören nicht auf
Auch beim Portal „allestörungen.de“ häufen sich Berichte über Probleme von Postbank-Kunden. Einige sprechen dort davon, dass sie sich ins Online-Banking überhaupt nicht mehr einloggen könnten. Andere berichten über ähnliche Vorgehen wie jene der FAZ-Leser. Es ergibt sich hier durchaus ein Muster, und die Datenmigration ist wohl nicht einmal die einzige Baustelle im Moment. Wie die FAZ weiter berichtet, läuft wohl auch bei der Verlagerung der Postbank-Applikation in die Google Cloud nicht alles reibungslos.
Eigentlich soll die neue Lösung den bisherigen Diensten überlegen sein, wovon bisher allerdings noch nichts zu spüren ist. Die Nutzer empören sich im Netz über weniger Funktionen und generelle Unannehmlichkeiten. Dazu gehört beispielsweise, dass Überweisungen zwar funktionieren, aber nicht verzögerungsfrei angezeigt werden. Das kann zur falschen Annehme führen, dass der Vorgang nicht ausgeführt wurde. Die Verantwortlichen versprachen immerhin, die Lage mit monatlichen Updates zu verbessern. Die Kunden zahlen derweil weiterhin die vollen Gebühren für einen teils stark eingeschränkten Service.
Brockt die Deutsche Bank sich neuen Ärger ein?
Es ist ein gigantisches IT-Projekt, welches die Deutsche Bank momentan zu wuppen versucht. Dass es da zu einigen Problemchen kommen kann, ist erstmal nachvollziehbar. Etwas unglücklich ist jedoch, wie das Geldhaus mit der Situation umgeht. Es wird vor allem beschwichtigt und auf die Zukunft verwiesen, in der alles besser werden soll. Die anhaltenden Bemühungen sind redlich, doch in der Zwischenzeit zahlen viele Nutzer den vollen Preis für einen stark eingeschränkten Service.
An dieser Stelle soll der Teufel nicht an die Wand gemalt werden. Doch sollte die Situation tatsächlich über Monate in dieser Ausprägung bestehen bleiben, würde das nach einer Schadenersatzforderung geradezu schreien. Für die Aktie ist das aber eher keine Bedrohung. Zu groß ist die Vorfreude auf ein erfolgreiches Jahr, nachdem die Zinsen endlich wieder deutlich angestiegen sind. Allerdings ist noch zu hoffen, dass die zu erwartende Rezession die Erfolgsaussichten der Deutschen Bank nicht doch noch torpediert.
23.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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