Die Deutsche Bank reagiert auf die anhaltende Kritik und stellt schnelle Lösungen bei den IT-Problemen der Postbank in Aussicht
Kann endlich ein Schlussstrich gezogen werden?
Berichte über IT-Probleme bei der Postbank reißen nicht ab und bekanntlich hat mittlerweile auch die Bafin das Thema auf dem Schirm. Die Deutsche Bank fing sich aufgrund anhaltender Unzulänglichkeiten bereits eine Rüge ein. Nachdem einige Tage Zurückhaltung herrschte, preschte CEO Christian Sewing nun voran und stellt eine rasche Lösung für die Probleme in Aussicht. Darüber berichtete unter anderem die „FAZ“.
In Sachen Pfändungsaufhebungen rechnet die Deutsche Bank (DE0005140008) damit, bis Mitte Oktober wieder auf dem richtigen Stand zu sein. Aktuell habe man laut Sewing etwa 70 Prozent des Rückstaus bearbeitet. Konkrete Zahlen zu Kreditauszahlungen wurden nicht genannt. Man sei aber auf einem guten Weg und sehe eine Verbesserung der Situation. Letztlich sollen noch vor Jahresende alle Probleme behoben sein. Zustande kamen jene in der Hauptsache durch die Datenmigration von Postbank-Kunden auf eine gemeinsame Plattform.
Allzu sehr ist die Deutsche Bank auch nicht darum bemüht, das Thema schönzureden. Christian Sewing gestand offen ein, die Kunden sehr enttäuscht zu haben und der eigenen Verantwortung nicht gerecht worden zu sein. Dafür wolle man nun umso härter arbeiten und die Probleme in den Griff bekommen. Bei den Betroffenen könne man sich nur entschuldigen, was für viele allerdings ein schwacher Trost sein dürfte.
Die Deutsche Bank scheut keine Kosten
An der Börse macht man sich vor allem Gedanken darum, wie teuer die Deutsche Bank das IT-Desaster zu stehen kommen könnte. Angaben dazu machte das Institut bisher allerdings nicht. Stattdessen war nur die Rede davon, dass es bei der Behebung der Probleme nicht um Kosten gehe. Mit 400 bis 500 zusätzlichen Mitarbeitern soll alles daran gesetzt werden, so schnell wie möglich für Besserung zu sorgen. Dass es überhaupt zu dieser peinlichen Vorstellung kam, führt Christian Sewing darauf zurück, dass man die Situation unterschätzt und Mitarbeiter nicht ausreichend geschult habe. Auch die Kommunikation mit den Kunden soll wohl nicht einwandfrei gelaufen sein.
Es bleiben damit einige Fragezeichen bestehen, doch zunächst ist es sicherlich erquickend, dass die Deutsche Bank die Probleme ernstnimmt und sich um eine schnelle Lösung bemüht. Ob die dann auch erreicht werden kann, lässt sich nur abwarten. Auch die Kostenfrage dürfte die Anleger noch eine Weile begleiten, zumal nicht abzusehen ist, ob das Ganze vielleicht noch die eine oder andere Klage nach sich ziehen wird.
Recht optimistisch gibt sich Christian Sewing derweil beim Blick auf die deutsche Wirtschaft. Von den ständigen Abgesängen und Geschichten vom „kranken Mann Europas“ oder der Deindustrialisierung will er nichts hören. Stattdessen verweist er auf erstklassige Unternehmen, eine große Substanz sowie eine Resilienz, die sich in den letzten Jahren mehrfach bewiesen habe. Strukturelle Defizite seien zwar zu erkennen, doch im Niedergang wähnt der Chef der Deutschen Bank die hiesige Wirtschaft noch lange nicht.
Deutsche Bank: Ein Funken Hoffnung
Die Deutsche Bank pflanz mit solchen und anderen Bemerkungen ein zartes Pflänzchen der Hoffnung, was auch bei den Anteilseignern einen gewissen Eindruck hinterlässt. Das verhalf der Aktie der Deutschen Bank am Mittwoch um immerhin 0,97 Prozent in die Höhe und mit einem Schlusskurs von 10,15 Euro konnte etwas mehr Abstand zur wichtigen 10-Euro-Marke hergestellt werden. Ohne harte Zahlen bleibt das Ganze aber doch eine recht luftige Angelegenheit.
Anleger müssen da für den Moment selbst entscheiden, ob sie den jüngsten Beteuerungen der Deutschen Bank Glauben schenken mögen. Mit einem Ende der IT-Probleme wäre es durchaus denkbar, dass die Anteilseigner sich wieder positiveren Dingen zuwenden und im Zuge dessen auch Kursgewinne realisieren können. Ebenso denkbar ist aber, dass es neue Enttäuschungen zu sehen gibt, und die Postbank ist auch längst nicht die einzige Baustelle im Unternehmen. Etwas gesunde Skepsis ist da wahrscheinlich weiterhin angebracht.
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21.09.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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