Die Deutsche Bank trauert um Anshu Jain, Tesla mit erneutem Bestellstopp, TUI blickt optimistisch auf das zweite Halbjahr und Varta punktet bei Analysten
Die Aktionäre begeben sich in Stellung
Nachdem mittlerweile viele börsennotierte Konzerne die Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt haben, blicken sowohl Anleger als auch Aktionäre auf das angelaufene zweite Halbjahr. Das ist zwar noch immer mit diversen Herausforderungen gespickt, verspricht aber auch eine deutliche Erholung nach einigen der miesesten Monate an den Märkten seit Jahren.
Die Aktie der Deutschen Bank (DE0005140008) etwa zeigte sich mit 9,06 Euro zum Wochenende wieder deutlich freundlicher als noch vor wenigen Wochen, als bei 7,54 Euro das aktuelle 52-Wochen-Tief markiert wurde. Als aussichtsreich gelten die steigenden Zinsen, welche dem Alltagsgeschäft neuen Wind verleihen könnten. Dem gegenüber stehen aber Sorgen um mögliche Kreditausfälle und eine nachlassende Nachfrage.
Am Wochenende trauerte das Geldhaus aber zunächst um den nach schwerer Krankheit verstorbenen Ex-Chef Anshu Jain. Mit gerade einmal 59 Jahren schied der Manager aus dem Leben. Während seiner Zeit bei der Deutschen Bank war er nicht unumstritten und musste sich vor allem aufgrund seines Vorgehens beim Investmentbanking viel Kritik gefallen lassen. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing weiß aber auch von vielen positiven Eigenschaften zu berichten. Auf die Aktie der Deutschen Bank hat der tragische Vorfall keinen Einfluss. Allerdings ist am Wochenende auch sonst nichts passiert, was den Kurs nennenswert beeinflussen würde.
Bei Tesla ist Geduld gefragt
Noch immer kann Tesla (US88160R1014) sich vor Bestellungen für sein beliebtes Model 3 nicht mehr retten. In den USA wurde nun zumindest für die Long-Range-Variante ein Bestellstopp verhängt, was Elon Musk am Samstag via Twitter bestätigte. Die Warteliste sei schlicht zu lang. Die Bestellungen sollen wieder aktiviert werden, sobald die Produktion hochgefahren wurde, so der Tesla-Chef.
Aus Anlegersicht ist das zwar nicht unbedingt erfreulich, angesichts der noch immer bestehenden Probleme in den Lieferketten kommt das Ganze aber auch nicht ganz unerwartet. Zudem lässt sich auch etwas Positives sehen. Es liegt auf der Hand, dass das Model 3 noch immer unglaublich populär ist und mittelfristig gibt es damit gute Aussichten darauf, dass Tesla letztlich wieder neue Rekorde verzeichnen können wird. Für Anleger mit langem Atem ist das Ganze also vielleicht sogar eine gute Nachricht.
Weiterhin Zweifel um TUI
Für kaum ein Unternehmen wird das zweite Halbjahr so wichtig sein wie für TUI (DE000TUAG000). Das Unternehmen selbst spricht unverändert von guten Aussichten aufgrund des aktuellen Reisebooms. Es wird schon fast wieder das Niveau von vor der Pandemie erreicht, während gleichzeitig die Preise um rund 20 Prozent angezogen haben. Angesichts dessen verspricht der Reiseveranstalter, im Gesamtjahr wieder in die Gewinnzone zurückzukehren.
Aus Richtung der Analysten gibt es daran aber auch so manchen Zweifel. So berichtet „Der Aktionär“ von einer Studie des Analysehauses Bernstein Research, in der eher verhalten auf die Zeit nach dem Sommergeschäft geblickt wird. Die große Frage lautet weiterhin, ob die Menschen sich angesichts rapide steigender Lebenshaltungskosten weiterhin (teure) Urlaube leisten werden oder nicht doch einfach zu Hause bleiben. Das Klima hierzulande ist mittlerweile schließlich auch nicht mehr so viel anders als in der Karibik. Es fehlt lediglich der regelmäßige Regen.
Varta bald im Aufwind?
Auch Varta (DE000A0TGJ55) versprach bei der Vorstellung der letzten Zahlen eine deutliche Erholung im zweiten Halbjahr. Hier scheinen die Börsenprofis weniger Problemen zu haben, solche Aussichten zu teilen. Zumindest Goldman Sachs blickt recht optimistisch auf die kommenden Monate und hält sowohl an der Kaufempfehlung für die Varta-Aktie als auch dem Kursziel in Höhe von 102 Euro fest. Begründet wird diese Entscheidung mit dem freundlichen Ausblick auf das zweite Halbjahr.
Die Aktionäre selbst bleiben noch eher skeptisch und nur mit Mühe schaffen es die Bullen derzeit, die Varta-Aktie über der Linie bei 80 Euro zu halten. Am Freitag geriet das Papier ordentlich unter Druck und wertete um 0,9 Prozent auf 80,42 Euro ab. Sollte es zu Beginn der neuen Woche eine ähnliche Bewegung geben, könne sich schon das nächste Verkaufssignal anbahnen.
Die Lage bleibt fragil
Unter dem Strich hat die Stimmung an den Börsen sich ohne jeden Zweifel wieder etwas gebessert. Es lässt sich aber nur immer wieder auf die noch immer bestehenden Risiken hinweisen. Die Anleger sind weiterhin schwer nervös und selbst vermeintlich kleine Meldungen können derzeit einen großen Effekt haben. Viel frischen Wind wird es zweifellos bei der nächsten Zinssitzung der Fed geben. Mit Spannung warten die Börsianer darauf, ob die US-Zentralbank die Zinsen ähnlich stark wie in den letzten Monaten anheben wird oder angesichts der etwas zurückgegangenen Inflation die Zügel wieder etwas lockerer lässt.
14.08.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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