Die Deutsche Post backt kleinere Brötchen und die Aktionäre reagieren darauf wenig erfreut!
Erleichterungen beim Briefverkehr sind ein schwacher Trost
Um Argumente für eine Reform des Postgesetzes zu sammeln, hat die Deutsche Post die Bedeutung des Briefgeschäfts in der jüngeren Vergangenheit konsequent kleingeredet. Das scheint dem Unternehmen nun etwas auf die Füße zu fallen, denn beim einstigen Wachstumsmotor in Form des Paketgeschäfts läuft es deutlich weniger rund und die weiteren Aussichten fallen eher ernüchternd aus.
Für das zurückliegende Jahr berichtete die Deutsche Post (DE0005552004) über einen deutlichen Einbruch bei Umsatz und Gewinn. Das Ebit ging um etwa ein Viertel auf nur noch 6,3 Milliarden Euro zurück, womit die Analystenschätzung in Höhe von 6,4 Milliarden Euro deutlich unterboten wurde. Beim Überschuss waren noch größere Abschläge zu verkraften. Als wäre das nicht schon enttäuschend genug, blickt das Unternehmen auch auf das laufende Jahr mit großer Vorsicht.
Ein weiterer Gewinnrückgang wurde explizit nicht ausgeschlossen, da es an Signalen für eine Erholung der Konjunktur fehle. Mit einer Rückkehr zu den starken Ergebnissen von 2022 rechnet die Deutsche Post frühestens in der zweiten Hälfte der aktuellen Dekade. Bis dahin scheint sich eine Durststrecke anzukündigen. Das führt zu Ernüchterung bei den Anlegern, die sich auch von mancher erfreulichen Entwicklung erst einmal nicht trösten ließen.
Der Deutschen Post fehlt es an Wachstumsaussichten
Durch das neue Postgesetz wird die Deutsche Post sich künftig mehr Zeit bei der Beförderung von Briefen lassen können. Die Beförderung von Briefen per Flugzeug soll dadurch bedingt deutlich reduziert werden und die Kosten werden absehbar sinken. Das ist durchaus ein kleiner Lichtblick, doch wie eingangs schon erwähnt wir diesem Bereich eine eher kleine Bedeutung beigemessen.
Um die Anleger halten zu können, versprach die Deutsche Post ein Festhalten an der Dividende in Höhe von 1,85 Euro je Anteilsschein und das Aktienrückkaufprogramm soll bis 2025 verlängert werden. Statt solcher Geschenke hätten einige Anteilseigner aber lieber frische Wachstumssignale gesehen. Gemunkelt wurde bis vor Kurzem noch darüber, dass eine Übernahme der Deutsche-Bahn-Tochter Schenker möglich wäre. Dem erteilte die Deutsche Post aber eine klare Absage und sagte, Übernahmen sollen nur dann erfolgen, wenn sie das Geschäft strategisch ergänzen könnten.
Ob die Mittel des Unternehmens für eine Übernahme besser eingesetzt wären als für Aktienrückkäufe, darüber werden die Meinungen wohl auseinandergehen. Doch nach derzeitigem Stand können die Anleger leider nicht allzu viel erwarten. Im Gesamtjahr 2024 soll der operative Gewinn bei 6 bis 6,6 Milliarden Euro liegen. Nur im besten Fall wird es damit eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr zu sehen geben, welches an sich schon nicht besonders erfreulich ausfiel.
Ein deutlicher Rückschlag
Die Aktie der Deutschen Post reagierte auf die jüngsten Zahlen am Mittwoch mit Kursabschlägen von 6,3 Prozent, was den Kurs auf 39,07 Euro zurückwarf. Damit hat der Titel noch keinen kompletten Absturz vollzogen und es bleibt etwas Abstand bis zum 52-Wochen-Tief bei 36,04 Euro. Sollten die weiteren Prognosen aber nur am unteren Ende erreicht werden können, so steht zu vermuten, dass der Abwärtstrend an der Börse sich in den kommenden Monaten verfestigen könnte. Dem gegenüber steht hauptsächlich die Hoffnung auf eine günstige Entwicklung der Konjunktur.
In dieser Ausgangslage braucht es schon eine sehr großzügige Portion Optimismus, um noch Chancen erkennen zu können. Natürlich lockt gerade in Europa ein wenig die Aussicht auf sinkende Zinsen, was der Wirtschaft wieder auf die Sprünge helfen könnte. Doch selbst wenn die EZB diesbezüglich beherzt durchgreifen mag, was bisher noch nicht in Stein gemeißelt ist, so werden die Effekte davon sich bei der Deutschen Post eher nicht über Nacht bemerkbar machen. Der Logistikkonzern ist vor allem darauf angewiesen, dass volle Lager sich wieder leeren und dadurch Transportrouten wieder eine höhere Auslastung erfahren. Ob und wann es eine solche Entwicklung zu sehen geben wird, steht aber in den Sternen.
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07.03.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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