Die Deutsche Telekom bleibt stecken, der Druck auf Volkswagen nimmt zu, Nvidia hoch im Kurs und Rheinmetall hat mit der Moral keine Probleme
Ewig lockt die Hoffnung auf Wachstum
An und für sich funktioniert die Börse recht einfach. Anleger stecken ihr Geld in Unternehmen, von denen sie sich in Zukunft Wachstum erwarten, was dann wiederum für Rendite sorgen soll. Dabei kristallisieren sich stets Favoriten heraus und Aktien, denen nicht ganz so viel zugetraut wird. Dass der schöne Blick in die Zukunft allzu oft von der Realität eingeholt wird, lässt sich dabei immer wieder beobachten.
Ein Paradebeispiel dafür ist derzeit die Aktie der Deutschen Telekom (DE0005557508). Jene freute sich monatelang über eine beeindruckende Rallye und zeigte sich von jeglichen politischen und wirtschaftlichen Krisen wenig beeindruckt. Dank der großen Erfolge der US-Tochter T-Mobile schienen die Wachstumsfantasien der Aktionäre überhaupt keine Grenzen mehr zu kennen.
Zu einem unsanften Erwachen kam es, als Gerüchte aufkamen, laut denen Amazon an einem Einstieg in den US-Mobilfunkmarkt werkeln könnte. Das hat die meisten Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Zwar wurde das Ganze bereits dementiert und Experten sehen darin keine große Gefahr für die Deutsche Telekom. Dennoch konnte die T-Aktie sich vom Kurssturz in der vergangenen Woche nicht erholen. Es blieb bei Kursen unterhalb von 20 Euro und es zeigt sich hier recht eindrucksvoll, dass der fulminante Aufwärtstrend auf einem doch eher fragilen Fundament gebaut war.
Volkswagen: Die Zweifel bleiben groß
Volkswagen (DE0007664039) konnte in den ersten zwei Wochen des Juni eine recht imposante Aufholjagd aufs Parkett legen. Im Mai verzweifelten die Bullen noch an der Linie bei 120 Euro, nur um wenig später die Kurse bis auf rund 130 Euro zu befördern. Neuerliche Pläne des Managements ließen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft wieder wachsen. Allerdings gibt es auch schon wieder skeptische Stimmen, etwa von Jefferies, wo es für die Volkswagen-Aktie unverändert eine Verkaufsempfehlung gibt.
Zudem geht die Konkurrenz immer mehr auf Angriffskurs. BYD hat die Wolfsburger in China bereits als Marktführer (bezogen auf die Absatzzahlen) abgelöst. Nun soll auch der europäische und der deutsche Markt verstärkt ins Visier genommen werden. Das wird kaum über Nacht für völlig neue Marktverhältnisse sorgen. Es ist aber klar, dass Volkswagen sich nicht ausruhen kann und dringend neue Ansätze braucht, um langfristig nicht den Anschluss zu verlieren. Ob der Konzern für die Zukunft ausreichend gerüstet ist, daran hat manch einer nach wie vor seine Zweifel.
Nvidia im Höhenflug
Selbstredend gibt es auch in diesen Zeiten Aktien, die scheinbar über jeden Zweifel erhaben sind. Dazu gehört spätestens seit den letzten Quartalszahlen Nvidia (US67066G1040). Der Chiphersteller konnte dank brachialer Erfolge im KI-Segment die Erwartungen der Analysten regelrecht pulverisieren. Es wird damit gerechnet, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Morgan Stanley bleibt in einer aktuellen Analyse bullish und erklärt Nvidia sogar zum Top-Pick unter den US-Chipkonzernen.
Tatsächlich ist der KI-Hype in vollem Gange und auf absehbare Zeit wird Nvidia keine Probleme damit haben, seine Chips mit hohen Margen loszubekommen. Vielleicht sollte der Mining-Boom aus den Corona-Jahren aber auch eine Mahnung dafür sein, wie schnell so ein Hype wieder verfliegen kann. Auch wenn sich Kryptomining und Künstliche Intelligenz kaum miteinander vergleichen lassen, so machen sich an der Börse schon ähnliche Effekte bemerkbar. Noch hat die Nvidia-Aktie Aufwärtspotenzial und nicht ohne Grund notiert das Papier in direkter Nähe zu seinem Rekordhoch. Doch die Erwartungen könnten mittlerweile kaum höher sein.
Alles im Lot bei Rheinmetall?
Bei Rheinmetall (DE0007030009) könnten die Aussichten derzeit ebenfalls kaum besser sein. Bereits 2022 konnte der Rüstungskonzern sehr ansehnliche Gewinne erzielen und nach Aussagen des Managements ist man auf dem besten Wege, auch im laufenden Jahr stattliche Wachstumsraten hinzulegen. Selbstredend ist das zu weiten Teilen auf den Krieg in der Ukraine und die Unterstützung westlicher Staaten für das überfallene Land zurückzuführen.
Moralische Probleme sieht Rheinmetall darin aber nicht. In einem Interview mit dem „ZDF“ spricht Rheinmetall-Chef Armin Papperger davon, dass man Produkte zu fairen Preisen anbiete, welche auch entsprechend überprüft werden. Zudem arbeite man für die Sicherheit westlicher Länder, wofür man sich nicht schämen brauche. Die meisten Aktionäre dürften das ähnlich sehen und sich für ihre Renditen ebenfalls nicht rechtfertigen müssen.
Die Zukunft bleibt ungewiss
Für den Moment scheinen Chancen und Risiken an den Märkten recht klar verteilt zu sein. Doch nicht jede Aktie, die heute wie ein Gewinner aussieht, wird den Anlegern auch die erwarteten Sprünge bieten. Umgekehrt wird es in Zukunft auch wieder so manches Comeback zu sehen geben, mit dem im Vorfeld kaum jemand gerechnet hätte. Die Zukunft lässt sich nie mit völliger Sicherheit vorhersehen, was gerade die letzten Jahre sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.
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19.06.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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