Amazon setzt auf Drohnen, TUI im freien Fall, bei Tesla orakelt der Chef über die Zukunft und Steinhoff zeigt sich erstaunlich stabil
Jetzt scheinen alle Dämme zu brechen
Die neue Woche begann, wie die vorherige endete: mit massiven Verlusten allerorten. Der DAX rauschte um 2,4 Prozent in die Tiefe und an ausländischen Handelsplätzen sah es nicht viel besser aus. Die Angst vor einer Rezession geht um und eben jene lässt die Börsianer überhaupt nicht mehr los.
Zumindest für Elon Musk muss das aber nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Der sprach auf seinem Lieblingsmedium Twitter kürzlich davon, dass eine Rezession mitsamt einigen Pleitewellen notwendig sei, da es „zu lange Geld auf Narren“ geregnet habe. Im gleichen Tweet erlaubte sich der Chef von Tesla (US88160R1014) dann noch einen abfälligen Kommentar über das Homeoffice, welchem er bekanntlich sehr kritisch gegenübersteht.
Musk erwartet, dass die Rezession 12 bis 18 Monate anhalte. Das entspricht ungefähr dem Zeitraum, welchen vergangenen Entwicklung dieser Art in Anspruch genommen haben und es steht zu vermuten, dass Elon Musk letztlich die Prognosen einiger Analysten wiedergibt, auch wenn er die eigentlich nicht besonders gut leiden kann. Derweil bereitet Tesla selbst sich schon auf ein schwierigeres Marktumfeld vor, indem rund zehn Prozent der Belegschaft entlassen werden sollen. Medienberichten zufolge wurden die ersten Kündigungen bereits ausgesprochen. Die Tesla-Aktie verlor am Montag um 2,2 Prozent an Wert und gehörte damit noch zu den Titeln mit vergleichsweise überschaubaren Abschlägen.
Da war doch was
Auch Amazon (US0231351067) bekommt das Abflauen beim Konsum bereits zu spüren, steckt deshalb aber nicht den Kopf in den Sand. Stattdessen arbeitet der Konzern weiter daran, neue Technologien auf den Weg zu bringen. Kürzlich gab es endlich wieder Neuigkeiten um die Lieferdrohnen von Amazon, über die es schon vor einigen Jahren die ersten Infos gab. Jene sollen wohl noch im Laufe des aktuellen Jahres tatsächlich in Kalifornien zum Einsatz kommen.
Zunächst ist dafür eine Art Pilotprojekt in einer eher kleineren Gemeinde angedacht, wo mit den Drohnen Bestellungen im besten Fall innerhalb einer Stunde ausgeliefert werden sollen. Amazon verlässt sich darauf, möglichst viel Feedback von den Nutzern zu erhalten und dieses für weitere Planungen nutzen zu können. Der Amazon-Aktie hilft all das wenig auf die Sprünge, hier waren gestern Abschläge in Höhe von 5,14 Prozent zu beklagen. An den hiesigen Märkten fiel das Papier unter die wichtige Marke bei 100 Euro.
Von Zuversicht keine Spur
Noch heftiger hat es TUI (DE000TUAG000) erwischt, wo der Kurs gleich um 7,8 Prozent einbrach. Damit wurde die Aktie nicht nur unter die wichtige Linie bei 2 Euro befördert. Die Bären unterschritten auch gleich den Support bei 1,85 Euro und machten damit den Weg für einen weiteren Kursrutsch frei. Zumindest aus charttechnischer Sicht ist zu befürchten, dass es nun in Richtung 1,50 Euro gehen wird.
Das Management bleibt mit Blick auf das wichtige Sommergeschäft zwar zuversichtlich, was von den Aktionären aber offensichtlich nicht geteilt wird. Die machen sich Sorgen darum, ob die hohe Anzahl an Buchungen überhaupt bewältigt werden kann. Außerdem zweifelt manch einer daran, ob TUI trotz des Wegfallens der meisten Corona-Beschränkungen und einem erhöhten Buchungsaufkommen im laufenden Jahr profitabel sein wird. Mit den grassierenden Rezessionsängsten bleibt die Aktie des Reiseveranstalters da erst einmal chancenlos.
Könnte schlimmer sein
Wenig Neues gab es derweil über Steinhoff (NL0011375019) zu berichten, wo noch immer viele Fragen ungeklärt sind und die Zukunft des Unternehmens mehr oder weniger am seidenen Faden hängt. Umso überraschender ist es da, dass der Aktienkurs sich relativ stabil zeigt. Zwar musste Steinhoff am Montag ebenfalls deutliche Verluste hinnehmen, performte mit einem Minus von 2,86 Prozent aber besser als so mancher Blue Chip.
Noch dazu gelang es den Bullen, die Kurse in direkter Nähe der wichtigen Marke von 0,15 Euro zu halten. Gerade in der aktuellen Lage zeigt sich damit, dass die Anleger das Papier noch lange nicht aufgegeben haben und der Traum vom großen Comeback weiterlebt. Ein solches dürfte allerdings noch sehr viel schwerer werden als zuvor, denn steigende Zinsen und nachlassender Konsum sind für Steinhoff grundsätzlich sehr ungünstige Entwicklungen.
Wo endet die Talfahrt?
Angesichts der jüngsten Kursstürze können Anleger derzeit schon mal in spontane Anflüge von Depressionen abrutschen. Leider gibt es bisher keinerlei Anzeichen für ein Ende der Talfahrt an den Börsen; selbst die Schnäppchenjäger halten sich vornehm zurück. Das ist schmerzhaft und viele Titel dürften nun auf neue Rekordtiefs herunterfallen. Wer etwas langfristiger denkt, findet aber genau in solchen Zeiten auch viele interessante Chancen. Es gilt daher, nicht die Flinte ins Korn zu werfen und stattdessen ständig die Augen offenzuhalten nach Titeln, die in Zukunft ein besonders hohes Erholungspotenzial bieten.
14.06.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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