Ein konsequentes Sparprogramm scheint sich bei Evonik auszuzahlen und dazu gesellen sich wieder etwas freundlichere Aussichten für die Branche
Anleger scheinen sich von Evonik dennoch mehr erhofft zu haben
Kaum eine Branche ist von den Krisen unserer Zeit hierzulande derart schwer erwischt worden die die Chemieindustrie. Kritiker führen BASF und Konsorten immer wieder gerne ins Feld, wenn mal wieder vor einer angeblich drohenden Deindustrialisierung gewarnt werden soll. Auch bei Evotec hing die Stimmung angesichts steigender Kosten und enttäuschender Nachfrage lange auf Halbmast. Es scheint aber erste Anzeichen dafür zu geben, dass die Ausgangslage sich drehen könnte.
Evonik (DE000EVNK013) erhöhte jüngst seine Gewinnprognose für das laufende Jahr kräftig, nachdem vorläufige Zahlen für das zweite Quartal einen bereinigten operativen Gewinn in Höhe von 578 Millionen Euro in Aussicht stellen. Zuvor wurden lediglich 450 Millionen Euro prognostiziert. Nicht nur übertrifft Evonik damit die eigenen Prognosen offenbar sehr deutlich. Auch die optimistisch gestimmten Analysten werden positiv überrascht, welche im Schnitt für das vergangene Quartal lediglich ein Ebitda in Höhe von 531 Millionen Euro erwarteten.
Nicht weiter aufwärts ging es allerdings bei den Umsätzen, die bei rund 3,9 Milliarden Euro wohl stagnieren. Bemerkbar macht sich aber wohl sehr deutlich, dass die bereinigte Ebitda-Marge deutlich angezogen hat. Statt 11,6 Prozent im Jahr zuvor beziffert Evonik diese Kennmarke den noch ungeprüften Zahlen zufolge auf nun 14,7 Prozent. Das zeigt recht deutlich, dass aus vorhandenen Aufträgen wieder etwas mehr herausgekitzelt werden kann.
Gute und schlechte Nachrichten für Evonik
Das Unternehmen selbst spricht davon, dass sich eine strikte Kostendisziplin, oder anders ausgedrückt die Sparprogramme bemerkbar machen. Angekündigt wurde von Evonik, rund 2.000 Stellen zu streichen, was sich allem Anschein nach als genau die richtige Maßnahme zu erweisen scheint. Das ist also klar als positive Nachricht zu verstehen. Das gilt auch für die Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Jene lautet nun auf 1,9 bis 2,2 Milliarden Euro statt vorher 1,7 bis 2,0 Milliarden Euro. All das steht aber noch ein wenig unter Vorbehalt, denn endgültige Zahlen soll es erst Anfang August zu sehen geben.
Eine schlechte Nachricht ist hingegen, dass die Umsätze auf eine noch immer bestehende Nachfrageschwäche im Segment hinweisen. Solange sich daran nichts ändert, bleiben die Aussichten trotz höherer Prognose eher mau. Das scheint bei den Aktionären gestern auch im Vordergrund gestanden zu haben, denn die Evonik-Aktie wertete um knapp 1,5 Prozent bis auf 18,63 Euro ab. Spontane Euphorie macht sich also noch nicht breit.
Vielleicht ändert sich das aber noch, denn wie das „Handelsblatt“ berichtet, sieht der Branchenverband VCI bereits Anzeichen der Besserung. Die Produktion soll sich demnach um 3,5 Prozent verbessern, während der Branchenumsatz den Schätzungen zufolge um 1,5 Prozent zulegen könnte. Auch das ist angesichts der vorherigen Rückgänge eher nicht sensationell. Ein Schritt in die richtige Richtung und ein Hinweis auf ein Durchschreiten der Talsohle ist es aber allemal.
Die Spannung steigt
Ganz über den Weg zu trauen scheinen die Anteilseigner den guten Neuigkeiten noch nicht. Doch in jedem Fall hat Evonik die Messlatte für die anstehenden Quartalszahlen nun recht hoch gelegt. Erwartet werden klare Anzeichen dafür, dass das Unternehmen sich auf dem Weg der Besserung befindet. Wird dies nun noch mit Aussichten auf neue Aufträge und eine steigende Nachfrage garniert, dürfte der Weg nach oben an der Börse zunächst frei sein.
Die Spannung dürfte sich in den nächsten beiden Wochen immer weiter erhöhen, was wahrscheinlich zunächst für eine gesteigerte Volatilität sorgen könnte. Blind empfehlen lässt die Evotec-Aktie sich daher noch nicht. Doch können endgültige Zahlen und der weitere Ausblick letztlich überzeugen, so wäre zumindest die Grundlage für einen neuen Rallye-Ansatz geschaffen. Da kann es nicht schaden, Aktie und Unternehmen genau im Auge zu behalten.
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16.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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