Nach Milliardenverlust veröffentlicht HeidelbergCement einen schwachen Ausblick für 2021
HeidelbergCement macht -2,14 Mrd. Euro Verlust in 2020
Das war wenig beeindruckend. Die Zahlen von HeidelbergCement (DE0006047004) für das Geschäftsjahr 2020 waren im Gegensatz zu den vorläufigen und „bereinigten“ Daten wie erwartet deutlich schlechter. Die Unternehmenskommunikation bleibt damit ihrem Schema treu: Vorfreude schüren und dann mit den Fakten enttäuschen.
Der Absatz im Geschäftsjahr 2020 blieb über alle Produktlinien rückläufig. HeidelbergCement schaffte es nicht, mit einer einzigen Produktlinie über das Niveau von 2019 zu kommen. Die Mengenkontraktion lag zwischen -3 und -7 %. Selbst im 4. Quartal, das isoliert betrachtet eigentlich ein überdurchschnittliches Wachstum zeigen sollte, stagnierte der Absatz nur zwischen -2 % und +2 %. Auch den Umsatz, der im Gesamtjahr um -7 % auf 17,61 Mrd. Euro schrumpfte, konnte HeidelbergCement im letzten Quartal nicht steigern, sondern blieb -3 % unter dem Vorjahresniveau bei 4,47 Mrd. Euro.
Die operativen Aufwendungen und Kosten senkte der Konzern etwas. Man versuchte etwas abzuspecken, aber es war eher eine „Mini-Diät“ als eine wirklich harte Fitnesskur. Entsprechend stieg das Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs vor Abschreibungen auch nur von 3,58 Mrd. Euro auf 3,71 Mrd. Euro. Immerhin ein Wachstum trotz Umsatzrückgang. Doch das kleine Plus reichte natürlich nicht, um die massiven Wertberichtigungen aufzufangen.
Wertminderung der Firmenwerte beträgt -2,7 Mrd. Euro
Der Vorstand nutzt das Corona-Chaos, um klar Schiff in der Bilanz zu machen. Im Mittelpunkt stand dabei eine Altlast aus dem Jahr 2007. Mitten auf dem Höhepunkt des weltweiten Immobilienbooms übernahm man seinerzeit die britische Hanson Cement für 7,85 Mrd. Pfund bzw. 16 Mrd. US-Dollar. Ein völlig überzogener Kaufpreis, der weit über dem eigentlichen Wert der Gesellschaft lag. Entsprechend gross fiel der Goodwill in der Bilanz aus. 2020 nutzte man, um einen sehr hohen Betrag (1,42 Mrd. Euro) in Grossbritannien abzuschreiben. Insgesamt berichtigte HeidelbergCement die Geschäfts- und Firmenwerte um -2,7 Mrd. Euro. Ein Betrag, der direkt in die Gewinn- und Verlustrechnung einfliesst und auch das Eigenkapital 1:1 schmälert.
Aufgrund der ausserordentlich hohen Wertminderungen weist man ein EBIT von -1,31 Mrd. Euro aus. Inklusive des negativen Finanzergebnisses ergibt sich vor Steuern ein Verlust von -1,6 Mrd. Euro für die fortzuführenden Geschäfte. Nach Steuern und inklusiver aller Geschäftsbereiche müssen die Aktionäre einen Verlust von -2,14 Mrd. Euro tragen.
Der Ausblick ist schwach positiv. Der Vorstand machte keine konkreten Aussagen, sondern blieb vage. Im Kern signalisierte man, dass vor Wechselkurseffekten der Umsatz leicht im Vergleich zu 2020 steigen soll. Im Zweifel erreicht man also bestenfalls das Niveau von 2019 wieder. Auch beim Ergebnis wird nur eine leichte Verbesserung erwartet. Der Vorstand erwartet jedoch einen starken Euro gegen die wichtigsten Währungen, was das Ergebnis im Zweifel mindern würde.
Anders dagegen der Bereich Dividenden. Eines der wenigen Highlights im Geschäftsbericht war die Ankündigung des Vorstands, dass man die Dividendenausschüttung für 2020 auf 2,20 € je Aktie erhöhen wird. Für das Vorjahr hatte man die Notbremse gezogen und die Dividende von 2,10 Euro auf 0,60 Euro je Aktie zusammengestrichen. Ein konkretes Ziel für die Dividende 2021 nannte man nicht, deutete aber an, dass die Aktionäre mit einem Wachstum rechnen dürfen.
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19.03.2021 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch
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