Analysten werden bei HelloFresh etwas zuversichtlicher und auch die Anleger scheint die Aktie wieder mehr zu reizen

Ist der Startschuss bei HelloFresh gefallen?

 

Während der Corona-Jahre erlebte HelloFresh noch einen bis dahin ungekannten Boom, doch nun hängt die Aktie bereits seit etwa zweieinhalb Jahren in einem brutalen Abwärtstrend fest. Seinen Tiefpunkt fand die Entwicklung, als das Unternehmen im Frühjahr seine Mittelfristziele gestrichen hatte. Schon zuvor wurden die Prognosen mehrfach nach unten korrigiert.

 

Zu spüren bekommt HelloFresh (DE000A161408) die Inflation in ihrem gesamten Ausmaß. Auch wenn die Teuerungsrate in Deutschland zuletzt wieder etwas nachgelassen hat, so haben Lebensmittel sich in den letzten Jahren deutlich verteuert, was der Kochboxenversender bei seinen Preisen letztlich berücksichtigen muss. Andernfalls würden die Margen wohl ins Bodenlose fallen. Wer aber nicht gerade in einer einigermaßen mächtigen Gewerkschaft ist, dessen Lohnentwicklung dürfte mit den galoppierenden Preiserhöhungen eher nicht mitgehalten haben.

Die logische Folge ist, dass die Menschen bei ihren Ausgaben wieder genauer hinsehen, und das vor allem auch bei Lebensmitteln. In den Supermärkten zeigte sich lange der Trend, dass vermehrt zu günstigeren Eigenmarken gegriffen wird. Die wahrlich nicht billigen Kochboxen von HelloFresh waren da wenig gefragt. Gerade in den USA kam es zu heftigem Gegenwind.

 

HelloFresh erntet Rückenwind

 

Eine echte Wende in dieser Entwicklung ist bisher nicht in Sicht. Der JPMorgan-Analyst Marcus Diebel schürt aber Hoffnungen darauf, dass der Tiefpunkt überschritten sein könnte. Bei HelloFresh wurde die Warnung „Negative Catalyst Watch“ entfernt, was auf besonders aussichtslose Wertpapiere hinweisen soll. In der Folge konnte die HelloFresh-Aktie am Dienstag einen ansehnlichen Satz in die Höhe machen. Der Kurs legte um 7,7 Prozent bis auf 5,18 Euro zu. Bereits zuvor waren Kursgewinne zu erkennen und seit dem in der vergangenen Woche etablierten Rekordtief bei 4,42 Euro ging es nun schon um annähernd 30 Prozent aufwärts.

 

Die Hoffnung der Käufer ist, dass durch die wieder etwas besser gelaunten Analysten die Leerverkäufer unter Druck geraten könnten. Das Portal „finanzen.net“ berichtete bereits über verstärkte Eindeckungen von Shortsellern. Selbst die bekennenden Pessimisten scheinen also nicht mehr unbedingt mit weiter fallenden Kursen zu rechnen. Es weht ein Lüftchen von Trendwende bei der HelloFresh-Aktie, welches aber noch sehr zarter Natur ist.

Als hilfreich für HelloFresh erwiesen sich zuletzt auch eher schwache Wirtschaftsdaten aus den USA. Das klingt im ersten Moment wenig intuitiv, doch an der Börse werden damit Hoffnung auf Zinssenkungen in nicht allzu ferner Zukunft verbunden. Jene würden wiederum die Konjunktur wahrscheinlich wieder antreiben und zudem die Kapitalkosten von HelloFresh wieder in Richtung Süden lenken. Zudem wäre es ein klares Indiz für ein Ende der Phase mit schmerzhaft hohen Inflationsraten.

 

Nur nicht zu früh freuen

 

Hierzulande machen auch Umfragen aus dem Einzelhandel Mut, laut denen die Verbraucher wieder etwas häufiger zu Markenartikeln greifen. Es ist bisher eher nur ein Gefühl, doch es scheint, als könnte die Phase besonderer Sparsamkeit bei den Verbrauchern ein Ende nehmen. Im besten Fall würde dies HelloFresh endlich zurück auf den Wachstumspfad bewegen und den Aktienkurs nachhaltig in höhere Gefilde bewegen. Allerdings ist es momentan noch zu früh, um schon die Sektkorken knallen zu lassen.

Ebenfalls für HelloFresh spricht, dass bei der Aktie auch nach der jüngsten Erholung etliche Horrorszenarien und nur wenige Chancen eingepreist sind. Dass der Titel sich momentan in der Nähe seines absoluten Tiefpunkts befindet, ist gar nicht so unwahrscheinlich, und damit wäre natürlich auch ein hervorragender Einstiegszeitpunkt gefunden. Doch dass es gerade in dieser Branche auch oft unangenehme Überraschungen zu sehen gibt, das haben die letzten Jahre mehr als eindrucksvoll bewiesen. Blind verlassen können Anleger sich daher nicht darauf, dass HelloFresh schon die endgültige Trendwende vollzogen hätte. Dafür spricht bisher auch die Charttechnik noch nicht.

 

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03.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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