Intel verbündet sich mit AMD, Microsoft tanz auf zwei Hochzeiten und Nvidia kocht sein eigenes Süppchen!
Mit einer neuen Allianz wollen Intel, AMD und weitere Partner die x86-Architektur voranbringen
Kaum ein Segment ist derart schnelllebig wie jenes der Halbleiter. Zwar lässt sich darüber streiten, ob das Mooresche Gesetz heute noch Gültigkeit hat. Doch sind die Leistungssprünge weiterhin enorm. Erreicht werden solche zum Teil auch durch die Weiterentwicklung von Architekturen abseits von x86.
Jene wurde vor 46 Jahren von Intel (US4581401001) mit der 8086-Reihe eingeführt, nach welcher die Architektur letztlich auch benannt wurde. Längst hat der Hersteller die zunehmende Konkurrenz erkannt, welche von ARM und RISC-V ausgeht. Derlei Architekturen sind in der Branche sehr beliebt, da sie vor allem bei der Energieeffizienz oftmals entscheidende Vorteile bieten. Zu finden sind ARM-Prozessoren beispielsweise in den meisten Smartphones und mit Apple hat sich ein großer Konzern bereits vollständig von x86 verabschiedet.
Intel will die Wettbewerbsfähigkeit seiner bevorzugten Architektur nun aber sichern und rief dafür eine neue Allianz aus. Beteiligt sind daran einige Schwergewichte aus der Tech-Branche. Jene wollen zusammen dafür sorgen, dass x86-Prozessoren wie die Core-Reihe auch in Zukunft noch von Bedeutung sein werden. Dem Aktienkurs von Intel hilft es allerdings nicht weiter; enttäuschende Zahlen zogen das Papier gestern um 3,3 Prozent bis auf 22,66 US-Dollar in die Tiefe.
AMD macht mit
Nicht nur diverse Giganten aus dem Bereich Software lassen sich auf die Intel-Allianz ein. Auch der wohl schärfste Konkurrent in Form von AMD (US0079031078) konnte für das Vorhaben gewonnen werden. Dass die beiden Erzrivalen bei der Weiterentwicklung von x86 ein Stück weit zusammenarbeiten, ist ein klarer Beleg dafür, wie ernst die aktuelle Bedrohung von anderen Architekturen genommen wird. Um sich dagegen zu wappnen, werden auch Konkurrenten schon mal zu Partnern.
Auf die Fahne geschrieben haben sich auch HP, Meta, Lenovo, Dell, Broadcom und Google, für eine bessere Kompatibilität zu sorgen und die Architekturrichtlinien zu vereinfachen. Zudem soll die neugegründete Allianz dabei helfen, neue Funktionen schneller und einfacher zu integrieren. Letztlich ist es ein Versuch, nicht den Anschluss zu verlieren und auch bei Wachstumsmärkten wie KI ein gehöriges Wörtchen mitzureden.
Microsoft: Zwischen den Stühlen
Auf der beeindruckenden Liste der Partner von Intel und AMD taucht auch Microsoft (US5949181045) auf, was durchaus eine kleine Überraschung ist. Schließlich arbeitet der Softwarekonzern seit einer Weile schon unter Hochdruck daran, sein Betriebssystem Windows für ARM-Prozessoren anzupassen. Just in diesem Jahr erschien eine ganze Reihe von Laptops, die von Qualcomm-Prozessoren auf ARM-Basis angetrieben werden. Ganz aufgeben will Microsoft die x86-Architektur aber offenbar nicht.
Das ist nur nachvollziehbar, das Windows bislang noch von einer überwältigenden Mehrheit der Nutzer auf x86-Systemen genutzt wird. Das Engagement auf beiden Seiten zeigt jedoch auch, dass es Microsoft letztlich herzlich egal ist, welche Architektur zum Einsatz kommt, solange nur die eigene Software darauf läuft. Mit der Beteiligung an dem neuen Konsortium pflegt das Unternehmen bestehende Beziehungen und hält sich alle Optionen offen. Das ist aus Anlegersicht zu begrüßen, in einem schwachen Handel am Dienstag kam die Microsoft-Aktie aber dennoch kaum vom Fleck.
Nvidia scheint nicht interessiert zu sein
Ebenso auffällig wie die Liste der Beteiligten an der x86-Initiative ist der Blick auf Unternehmen, die dabei außen vor blieben. Dazu gehören erwartungsgemäß Apple und Amazon, wo x86 nur eine untergeordnete Rolle spielt. Interessant ist aber, dass Nvidia (US67066G1040) sich bedeckt hält und damit zumindest indirekt Stellung bezieht. Der GPU-Hersteller scheiterte einst an einer Übernahme von ARM, will aber trotzdem noch Prozessoren auf Basis der Architektur herstellen.
Es verdichten sich also die Anzeichen dafür, dass Nvidia nach seinen Erfolgen bei Grafik- und KI-Chips in Zukunft auch als direkter Konkurrent zu Intel, AMD und Qualcomm aufzutreten gedenkt. Interessante Chancen könnten sich daraus allemal ergeben. An der Börse stand aber auch bei der Nvidia-Aktie das schwache Abschneiden von ASML gestern im Vordergrund. Dies bescherte dem Aktienkurs ein Minus von 4,7 Prozent. Der Schlusskurs in Höhe von 131,60 Dollar konnte sich aber noch immer sehen lassen.
Zeitenwende bei Halbleitern?
Das Gerangel zwischen x86 und alternativen Architekturen ist keine neue Erscheinung. Doch der Vorstoß von Intel und seinen Partnern unterstreicht sehr deutlich, wie viel auf dem Spiel steht und wie intensiv der Konkurrenzkampf mittlerweile geworden ist. Grundsätzlich ist der Markt groß genug, um mehrere Plattformen tragen zu können. Doch schon allein aus Gründen der Kompatibilität neigen die Anwender dazu, sich auf eine bestimmte Architektur zu fokussieren, sobald eine kritische Masse erreicht wurde. Anleger behalten die weitere Entwicklung im Auge, denn Verschiebungen bei den Marktanteilen von Prozessor-Architekturen können mittelfristig auch enorme Auswirkungen auf die Aktien aus dem Segment haben.
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16.10.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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