Die Krise in der Autobranche scheint auch in Fernost anzukommen und Nissan will nun mit drastischen Maßnahmen gegensteuern
Abermals senkt Nissan den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr
Der japanische Autobauer Nissan startete das laufende Geschäftsjahr mit viel Optimismus. Die Produktionszahlen sollten gesteigert werden und der operative Gewinn bis auf umgerechnet 3,6 Milliarden Euro klettern. Bereits im Sommer wurden die Aussichten allerdings reduziert. Nachdem nun enttäuschende Quartalszahlen vermeldet wurden, geht es noch einmal sehr viel deutlicher abwärts.
Zu spüren bekommt Nissan (JP3672400003) den gleichen Gegenwind, der an den Börsen auch europäische Branchengrößen wie Volkswagen in die Knie zwang. Das Geschäft in China läuft schlecht, die Kosten steigen und die Margen sinken. In der Folge brechen vor allem die Gewinne ein. Der japanische Konzern meldete für das vergangene Quartal nur noch einen operativen Gewinn in Höhe von 32,9 Milliarden Yen (ca. 200 Millionen Euro). Das entspricht einem Rückgang von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und liegt mehr als deutlich unter den Analystenschätzungen.
Die Auslieferungen gingen „nur“ um vier Prozent zurück, was noch überschaubar klingen mag. Bedenklich ist aber, dass es auch an dieser Stelle kein Wachstum zu sehen gab. Zu kämpfen hat Nissan zu allem Überfluss mit heftigen Rabattkämpfen, und dies sowohl in China als auch in Nordamerika. Eine Trendwende ist weiterhin nicht in Sicht und so verlangen die aktuellen Zeiten wohl vor allem nach Sparmaßnahmen.
Nissan schnallt den Gürtel enger
Bisher schienen japanische Autohersteller noch vergleichsweise glimpflich durch die Krise zu kommen. Toyota meldete zuletzt solide Zahlen, was allerdings auch an dem vergleichsweise geringen Fokus auf E-Autos liegt. Nissan ist in dieser Hinsicht schon sehr viel weiter, was sich aktuell aber eher als Belastung erweist. Als erster japanischer Autobauer sieht das Unternehmen sich nun dazu gezwungen, umfangreiche Sparmaßnahmen auf den Weg zu bringen.
Dass solche notwendig sind, belegt die erneut gesenkte Prognose. Der operative Gewinn soll im laufenden Geschäftsjahr nur noch bei 150 Milliarden Yen statt den zuvor in Aussicht gestellten 500 Milliarden Yen liegen. Umgerechnet in die hiesige Währung wurden die Aussichten von gut drei Milliarden Euro auf nur noch 900 Millionen Euro reduziert. Von einer Krise spricht Nissan selbst bisher noch nicht. Stattdessen gebe es lediglich Maßnahmen, um den Konzern schlanker aufzustellen und widerstandsfähiger zu werden, ließ Nissan-Chef Makoto Uchida wissen. Er betonte auch, dass die Maßnahmen nicht bedeuten würden, dass man schrumpft.
Zumindest die Belegschaft wird jedoch kleiner werden. Rund 9.000 Arbeitsplätze will Nissan in Zukunft einplanen. Zudem soll das Management neu aufgestellt werden und es ist die Verkleinerung von Anteilen an Mitsubishi Motors geplant. Unter dem Strich sollen die jährlichen Kosten um rund 1,8 Milliarden Euro reduziert werden. All das kommt einem von den hiesigen Autobauern sehr bekannt vor.
Entgeisterung an der Börse
Den Optimismus des Nissan-Managements konnten die Anleger am Donnerstag nicht teilen. Die Nissan-Aktie gab hierzulande um gut fünf Prozent bis auf 2,34 Euro nach; die Verluste seit Jahresbeginn weiteten sich auf rund 36 Prozent aus. An den US-Märkten ging es sogar um etwas mehr als sieben Prozent in die Tiefe. Im Chart scheint längst Krisenmodus zu herrschen, anders als offenbar in den Köpfen der Verantwortlichen.
Gerade der Bick auf Nordamerika wird zusätzlich durch die Wahlergebnisse in den USA getrübt. In der Branche wird befürchtet, dass Donald Trump bei seinen im Wahlkampf angekündigten, massiven Einfuhrzöllen ernstmachen wird. Ausländische Autohersteller könnten dadurch massiv unter Druck geraten und die ohnehin bescheidenen Margen würden sich wohl noch weiter in die Tiefe bewegen. Dem gegenüber stehen ausgesprochen geringe Hoffnungen auf eine plötzliche Trendwende. Der Verbleib auf der Seitenlinie scheint da tatsächlich nicht die schlechteste Option zu sein.
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08.11.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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