DeepSeek mischt die Märkte auf und setzt vor allem Nvidia unter Druck, doch der Chiphersteller selbst zeigt sich recht gefasst
Nvidia lobt die chinesischen KI-Fortschritte
Fast schon wie ein Wendepunkt fühlte sich das an, was sich am gestrigen Montag an den Börsen ereignete. Mit etwas Verspätung wurden die Börsianer aufmerksam auf das chinesische Startup DeepSeek, welches vor rund einer Woche sein KI-Modell R1 veröffentlichte. Jenes soll ungefähr auf dem Niveau von US-Angeboten wie ChatGPT oder Google Gemini liegen. Erreicht werden sollen die Ergebnisse aber mit bis zu 97 Prozent weniger Rechenaufwand und dementsprechend zu sehr viel geringeren Kosten.
Diese Lesart sendete Schockwellen durch die Börsen, was vor allem die Aktie von Nvidia (US67066G1040) heftig unter Druck setzte. Um knapp 17 Prozent knickte der Kurs des Chipherstellers ein und es ging bis auf 118,42 US-Dollar zurück. Die große Sorge ist, dass die brachiale Rechenleistung neuer KI-Chips überhaupt nicht mehr benötigt werden würde, gerade auch in Anbetracht eines immer weiter steigenden Energiebedarfs. Manch einer sieht da schon, wie die Auftragsbücher sich rasant leeren könnten.
Nvidia selbst reagierte auf DeepSeeks Erfolge derweil schon fast entspannt. Wie die „FAZ“ berichtet, gab es sogar ein Lob für die Erfolge seitens des US-Konzerns. DeepSeek wird als eine hervorragende Weiterentwicklung von KI angesehen. Besonders hervorgehoben wird die Testzeitskalierung. DeepSeek denkt nur dann intensiver nach, wenn es für eine bestimmte Problemstellung auch erforderlich ist. Einfachere Anfragen erledigt das System hingegen eher beiläufig, was Rechenkapazitäten schont.
Was hat Nvidia mit DeepSeek zu tun?
Für die Anleger ist es aber nur ein schwacher Trost. Denn die Sorge ist vor allem, dass chinesische Startups trotz geltender US-Sanktionen die Erfolge ihrer amerikanischen Konkurrenz kopieren oder vielleicht sogar übertreffen könnten. Da stellt sich unweigerlich die Frage, ob die hochgezüchteten KI-Beschleuniger von Nvidia überhaupt noch eine Existenzberechtigung haben. Zumindest einige Experten sehen dies aber weiterhin als gegeben an und die Reaktionen der Börsianer werden zumeist als übertrieben angesehen.
Tatsächlich wird sogar darüber spekuliert, dass DeepSeek selbst im großen Stil Nvidia-Hardware einsetzt. Gerüchteweise sollen bis zu 50.000 H100-Chips bei dem chinesischen Unternehmen genutzt worden sein, um die jüngsten Erfolge zu ermöglichen. Darüber spreche man aber nicht, da US-Sanktionen den Export solcher Chips eigentlich untersagen. Es scheint also zumindest möglich, dass Nvidia am Ende des Tages doch ein Profiteur der chinesischen KI-Fortschritte sein könnte.
Während sich darüber nur mutmaßen lässt, ist recht offensichtlich, dass die Nvidia-Aktie noch lange nicht ihren ganz großen Crash erlebt hat. Die gestrigen Abschläge relativieren sich schnell bei einem Blick auf den langfristigen Chart. Auf Jahressicht lassen sich noch immer Zugewinne von über 90 Prozent feststellen und die Marktkapitalisierung liegt trotz eines Rückgangs um rund eine halbe Billion Dollar noch bei 2,9 Billionen Dollar. Nvidia ist hoch geflogen, was Korrekturen ermöglicht, die auf den ersten Blick dramatisch wirken.
Der Blick nach vorn
Nachbörslich machten sich bei der Nvidia-Aktie schon wieder grüne Vorzeichen bemerkbar und die Bullen arbeiten vorsichtig an einer Gegenbewegung. DeepSeek R1 ist fraglos eine Herausforderung für US-Tech-Konzerne und es könnte perspektivisch durchaus zu einem Umdenken führen. Allerdings werden bisherige Ansätze kaum einfach über den Haufen geworfen werden und der Ausbau von Rechenzentren dürfte weiterhin seinen Weg gehen. Wirkliche Sorgen muss Nvidia sich da nicht machen.
Fraglich scheint einzig, ob das rasante Wachstum der vergangenen Jahre im gleichen Tempo fortgeführt werden kann. Diesbezüglich sind durchaus Zweifel berechtigt, was aber auch schon vor dem DeepSeek-Schock der Fall war. Anleger behalten die Fortschritte in China und die Antwort aus den USA natürlich im Auge. Allerdings gibt es noch keinen Grund, um schon in Panik zu verfallen. Die Abschläge bei Nvidia könnten auch eine seltene Einstiegschance darstellen, wenngleich sich eine Fortsetzung der langjährigen Rallye natürlich nie mit Sicherheit vorhersagen lässt.
Nvidia Corp.-Aktie: Kaufen oder verkaufen?
Die neuesten Nvidia Corp.-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nvidia Corp.-Aktionäre. Lohnt sich aktuell ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen?
Konkrete Empfehlungen zu Nvidia Corp. - hier weiterlesen...
28.01.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)