RWE leidet unter niedrigen Strompreisen, viel Ungewissheit bei Uniper, SMA Solar unter Konkurrenzdruck und Nel ASA bekommt die Kurve nicht!
Der Energiesektor ist an der Börse momentan wenig gefragt
Der Wahlkampf nimmt derzeit an Fahrt auf und damit einher gehen immer neue Klagen über hohe Strompreise und die Auswirkungen davon auf die hiesige Wirtschaft. Für viele Versorger fallen die Preise momentan aber tatsächlich eher zu niedrig aus. Nahezu das gesamte Energiesegment kämpfte im auslaufenden Jahr mit rapide sinkenden Margen und die Aktienkurse folgten diesem Beispiel auf dem Fuße.
Beobachten ließ sich dies unter anderem bei der Aktie von RWE (DE0007037129), die im Jahr 2024 um mehr als 30 Prozent in die Tiefe segelte und zum Wochenende bei mageren 28,58 Euro aufschlug. Das Unternehmen investiert noch immer kräftig in erneuerbare Energien, und das aus gutem Grund. Wind- und Solarkraft punkten auf lange Sicht mit den niedrigsten Kosten, welche zuletzt aber eher gestiegen sind. Dass gleichzeitig die Strompreise sich wieder auf niedrigerem Niveau eingependelt haben, von kurzen Spitzen aufgrund einer Dunkelflaute mal abgesehen, das lässt die Margen auf schmerzhaftes Niveau abdriften.
Zumindest kurzfristig zeichnet sich auch keine Besserung ab. Die niedrigen Strompreise entstehen zu nicht unwesentlichen Teilen aus einer schwachen Nachfrage, was wiederum auf die anhaltende Schwäche der weltweiten Konjunktur zurückzuführen ist. Experten erwarten derzeit, dass 2025 bestenfalls ein Übergangsjahr werden wird. Neuer Schwung wird aber frühestens für 2026 eingeplant. Überraschungen kann es immer geben, doch nach gegenwärtigem Kenntnisstand scheint RWE ein weiteres unschönes Jahr an der Börse bevorzustehen.
Macht Uniper jetzt ernst?
Bei Uniper (DE000UNSE026) dürfte es 2025 derweil richtig spannend werden. Bekanntlich ist der Staat verpflichtet, seine Anteile von derzeit 99 Prozent bis auf 25 Prozent im Jahr 2028 zu reduzieren. Losgehen könnte es schon im ersten Halbjahr des neuen Jahres. Ein Stück weit darauf eingestimmt wurden die Aktionäre bereits bei der Vorstellung der letzten Quartalszahlen. In der aktuellen Ausgangslage wäre ein Börsengang oder der Einstieg institutioneller Investoren aber für viele Anleger nicht besonders begrüßenswert.
Jegliche Anflüge von Euphorie werden von den niedrigen Strompreisen unterdrückt. Uniper befindet sich schlicht in keiner besonders bequemen Ausgangslage, um die Staatsbeteiligung zu reduzieren. Mögliche Käufer würden bei etwaigen Preisverhandlungen klar am längeren Hebel sitzen. Vielleicht auch deshalb kommt die Uniper-Aktie aus ihrem Abwärtstrend kaum noch heraus. 38,86 Euro standen per Handelsschluss am Freitag auf dem Ticker und damit knapp 37 Prozent weniger als zu Jahresbeginn.
SMA Solar: Abgehängt?
Das wirkt allerdings noch harmlos im Vergleich zum katastrophalen Chart von SMA Solar (DE000A0DJ6J9). Hier blicken die Aktionäre auf einen Wertverlust von 76 Prozent im laufenden Jahr. Das hängt nicht nur an den niedrigen Strompreisen. Weitaus mehr ins Gewicht fällt die Konkurrenz aus China, welche sich aufgrund prall gefüllter Lager teils ruinöse Preiskämpfe lieferte. SMA Solar kann die eigenen Preise bisher noch auf einem einigermaßen hohen Niveau halten. Doch viel besser scheint es so schnell nicht mehr zu werden.
Es ergibt sich die absurde Situation, dass die Nachfrage nach Solaranlagen und damit auch nach Wechselrichtern selten höher war. Es hat sich allerdings dennoch ein Käufermarkt entwickelt und die Player aus der Branche müssen sich teils mit Margen anfreunden, die kaum über dem homöopathischen Bereich zu verordnen sind. Richten soll es nun unter anderem ein Sparkurs, doch die Anteilseigner scheinen so ihre Zweifel am Erfolg zu haben.
Nel ASA bleibt am Boden
Noch sehr viel größere Zweifel plagen die Aktie von Nel ASA (NO0010081235). Der Wasserstoff-Hochlauf ist auch 2024 nicht richtig in Gang gekommen. Bei Nel leerten sich die Auftragsbücher und die Zahlen lagen sogar noch unter den ohnehin nur geringen Erwartungen. Folgerichtig setzte die Aktie ihren Abwärtstrend fort. Um über 60 Prozent verlor die Nel ASA-Aktie in den letzten zwölf Monaten an Wert und schon zuvor befand sie sich beileibe nicht auf hohem Niveau.
Die Preise von Wasserstoff sind noch immer viel zu hoch und niedrige Preise bei Strom, Öl und Gas verschärfen die Situation nur noch weiter. Aus ökonomischer Sicht gibt es für Unternehmen keinerlei Grund, auf die klimafreundliche Alternative zu setzen. Daraus würden sich nur noch mehr Standortnachteile als ohnehin schon ergeben. Noch dazu ist auf durchschlagende politische Fortschritte während des Wahlkampfs in Deutschland eher nicht zu hoffen. Das Thema Wasserstoff liegt gefühlt auf Eis und die Nel ASA-Aktie kann sich da vom Kurskeller nicht einmal ansatzweise lösen.
Hoffen auf die Wende
Viele Faktoren haben in diesem Jahr für den Absturz im Energiesegment gesorgt. Klar ist aber, dass die schwache Wirtschaft ein wesentlicher Faktor war und ist. Es lässt sich nur hoffen, dass 2025 etwas neuen Schwung mit sich bringen wird. Danach sieht es aber nicht unbedingt aus. Weitere geopolitische Verwerfungen, welche unter Donald Trump als nächsten US-Präsidenten als recht wahrscheinlich anzusehen sind, könnten sogar für eine weitere Verschärfung sorgen.
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29.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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