Geschäftlich muss sich Rheinmetall wohl so schnell keine Sorgen machen, auch wenn der Grund dafür eher traurig ist
Waffen bleiben schwer gefragt
Auch nach knapp einem Jahr tobt der Krieg in der Ukraine weiter und daran wird sich so schnell wohl leider auch nichts ändern. Am gestrigen Dienstag ließ Russlands Machthaber Wladimir Putin unmissverständlich zu verstehen geben, dass er von seinen mehr als fragwürdigen Zielen nicht abrücken wird und damit auch seine Truppen die Ukraine erstmal nicht verlassen werden.
In einer neuerlichen Rede wetterte Putin mal wieder munter gegen den Westen, sieht sich und sein Land als Opfer und schiebt den Krieg in der Ukraine dem Westen und den USA in die Schuhe. Die Mär von der Selbstverteidigung setzt sich fort und folglich sieht die Kriegsverbrecherbande im Kreml auch überhaupt keinen Grund, ihre sogenannte „Spezialoperation“ zu einem Ende zu führen.
Das sind schlechte Neuigkeiten für so ziemlich jeden Erdenbewohner, doch zumindest aus geschäftlicher Sicht muss sich Rheinmetall (DE0007030009) so schnell wohl keine Gedanken machen. Denn ebenfalls bekräftigt wurde aus dem Westen die anhaltende Unterstützung für die Ukraine, und das mit dem Überraschungsbesuch von Joe Biden in Kiew so deutlich wie nur möglich. Solange Russland also die Ukraine weiter angreift, werden Waffen dringend benötigt.
Als Anleger muss man sich darüber nicht freuen. Es ist aber auch nicht verwerflich, diese Entwicklung in der eigenen Anlagestrategie zu berücksichtigen, und genau das scheinen viele Anleger zuletzt getan zu haben. An einem eher schwierigen Börsentag legte die Rheinmetall-Aktie gestern um gut drei Prozent zu und kletterte auf einen neuen Höchststand bei 257,20 Euro.
Kein Ende in Sicht
Putin und Russland bescheren Rheinmetall Hochkonjunktur, und das auf einen längeren Zeitraum. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Krieg doch noch ein schnelles Ende finden sollte, wird der Rüstungskonzern sich vor Aufträgen kaum retten können. Denn viele westliche Armeen haben eine Aufrüstung längst beschlossen und zudem müssen an die Ukraine gespendete Waffen und Munition wieder ersetzt werden.
Fragt sich für die Börsianer eigentlich nur, ob das im Kurs nun bereits vollständig berücksichtigt ist oder ob es noch weitere Luft nach oben gibt. Mit Sicherheit sagen lässt sich so etwas dummerweise immer erst im Nachhinein. Heute Moren wurden in einem sehr überschaubaren Ausmaß Gewinne mitgenommen, doch die Rheinmetall-Aktie behält vergangenen Kursrekorde weiterhin klar im Blick. Wer da bereits investiert ist, kann Gewinne wohl erstmal noch laufen lassen. Bei einem Neueinstieg dürfte die Hemmschwelle aber sehr viel größer sein.
Gute Nachrichten für Rheinmetall voraus?
Mit dem Krieg in der Ukraine geht auch ein Imagewechsel für Rheinmetall einher. Bevor Russland seinen brutalen und völkerrechtswidrigen Angriffskrieg startete, war der Ruf des Unternehmens tief im Keller und weite Teile der friedensverwöhnten Bevölkerung fragten sich, ob es überhaupt eine Notwendigkeit für die Existenz deutscher Rüstungskonzerne gibt. Das kommt heutzutage immer seltener vor und sowohl die hiesigen Streitkräfte als auch die Rüstungsunternehmen werden tendenziell wieder eher als Beschützer wahrgenommen. Rheinmetall kann da sogar wieder Werbung schalten, ohne damit direkt einen Shitstorm auszulösen. Das wäre in vergangenen Tagen undenkbar gewesen.
Es ist da nicht unwahrscheinlich, dass auf die Aktionäre noch weitere gute Neuigkeiten warten. Zuletzt wurde bekannt, dass Rheinmetall am Bau von F-35-Kampfjets beteiligt wird. Ähnliche Meldungen über Kooperationen oder neue Aufträge dürften wahrscheinlich nicht allzu lange auf sich warten lassen und eine Reaktion an der Börse ist da so sicher wie das Amen in der Kirche. Natürlich wäre es aus Anlegersicht etwas unvorsichtig, sich darauf blind zu verlassen und Garantien für Kurssteigerungen kann es zu keinem Zeitpunkt geben. Aktuell finden sich aber nur wenig Argumente, die für ein Ende des Aufwärtstrends bei der Rheinmetall-Aktie sprechen würden.
22.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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