
Schmolz + Bickenbach: Reißleine ziehen?
Der Stahlproduzent warnt erneut
Die jüngsten Kursverluste beim Schweizer Stahlproduzenten SCHMOLZ + BICKENBACH stellen eindeutig die Frage in den Raum, ob hier nicht endgültig ein Schlussstrich gezogen werden sollte. Der Blick auf den bisherigen Jahresverlauf hinterlässt dabei nicht nur einen, sondern gleich mehrere negative Eindrücke. Der Reihe nach:
Schon im Juli hatte der Stahlkonzern eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr aussprechen müssen. Da sich die Nachfrage aus der Automobilindustrie deutlich abgeschwächt hätte, gingen die Schweizer zum damaligen Zeitpunkt davon aus, ein EBITDA zwischen 130 und 170 Millionen Euro erwirtschaften zu können. Vorher waren es 190-230 Millionen Euro. Doch damit nicht genug.
Bildnachweis: © Schmolz + Bickenbach AG
SCHMOLZ + BICKENBACH mit erneuter Gewinnwarnung
In der vergangenen Woche musste SCHMOLZ + BICKENBACH erneut seine Prognose heruntersetzen. Nun sind es für das bereinigte EBITDA sogar nur noch zwischen 70 und 100 Millionen Euro. Das hatte auch für die Bonität erhebliche Folgen. Während bereits im Juli nach der ersten Gewinnwarnung die Ratingagentur MOODY´S ihre Einschätzung auf B3 mit einem negativen Ausblick abgesenkt hatte, zog nun STANDARD & POOR´S nach und sieht die Bonität nur noch bei B-, ebenfalls mit einem negativen Ausblick.
Was heißt das konkret für das Unternehmen? Damit liegt die Bonitätseinstufung bei beiden großen Ratingagenturen nur noch eine Stufe über dem Bereich der extrem spekulativen Ratings, mit denen signalisiert wird, dass nur bei sehr günstigen Entwicklungen keine Ausfälle zu erwarten sind. Und SCHMOLZ + BICKENBACH haben mir bekanntlich über das Jahr hinweg keine Signale gesendet, die ein günstiges Umfeld zeichneten. Solche Ratings machen es letztlich immer schwerer, an frisches Kapital zu kommen.
Pleitegefahr?
Kein Wunder, dass die ersten Investoren auch schon das Wort „Pleite“ in den Mund nehmen. Und das drückt die Aktie immer weiter nach unten. Damit ist aus unserer Sicht trotz eines bereits aufgelaufenen Verlustes von rund zwei Dritteln die Schmerzgrenze endgültig erreicht. Denn es ist derzeit in keiner Weise seriös zu prognostizieren, dass SCHMOLZ + BICKENBACH auf absehbare Zeit wieder auf die Füße kommt. Es muss nicht gerade die Insolvenz sein, die droht. Aber auch ein längeres Siechtum muss man nicht antun.
Fazit: Deshalb an dieser Stelle der Schlussstrich. Wir raten dazu, noch mitzunehmen, was geht und die Liquidität lieber in die etlichen Turnaround-Chancen zu stecken, die es inzwischen am Markt wieder gibt.
18.09.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de
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