Noch bleibt Tesla in Deutschland bei E-Autos vor VW, doch der Vorsprung bröckelt und auch der Aktienkurs lässt nach
Ist der Höhepunkt schon überschritten?
Bei der Zukunft des Autosektors liegt derzeit vieles im Ungewissen, doch aktuell liegt der Fokus erst einmal auf den Verkaufszahlen aus dem ersten Halbjahr. Dabei zeigte sich so manche Überraschung. Tesla blickt zwar auf neue Rekorde und unter dem Strich konnten die Erwartungen übertroffen werden. Im Detail gibt es aber durchaus auch Gründe, um sich einige Gedanken zu machen.
Wie die „Tagesschau“ berichtet, konnte Tesla (US88160R1014) in Deutschland einmal mehr die Marktführung bei rein elektrischen Fahrzeugen erreichen und damit Volkswagen hinter sich lassen. Im vergangenen Jahr erst wurde der erste Platz den Wolfsburgern abgeluchst. Der Vorsprung schmilzt jedoch spürbar dahin. 36.400 neue Tesla-Autos wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres zugelassen.
Bei den Stromern von Volkswagen (DE0007664039) waren es insgesamt rund 2.000 weniger. Zuvor belief sich der Vorsprung von Tesla noch auf 7.400 Fahrzeuge. Allen Unkenrufen zum Trotz scheint die Konkurrenz hier also aufzuholen, was in erster Linie Erfolgen mit ID.4 und ID.5 zu verdanken ist. Die können jedoch beide nicht mit den Verkaufszahlen des noch immer schwer beliebten Model Y von Tesla mithalten.
Tesla auf Wachstumskurs
Die restliche Konkurrenz folgt erst mit weitem Abstand. Dennoch zeigt sich klar, dass Tesla das Feld nicht kampflos überlassen wird. Erfreulich für die Aktionäre ist aber in jedem Fall, dass der Markt an sich rasant wächst. Im Vergleich zum vorherigen Jahr wurden in Deutschland 31,7 Prozent mehr rein elektrische Fahrzeuge zugelassen. Das kommt Tesla in besonderem Maße zugute, da der US-Konzern gar nichts anderes im Angebot hat. Es gibt jedoch auch Stimmen, die vor allzu großem Optimismus warnen.
Dazu zählt der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, der in den Zahlen für das erste Halbjahr vor allem einen Blick auf die „Realität von gestern“ sieht. Die Auslieferungen kommen seiner Ansicht nach vor allem aus dem Bestand und seien damit auf den Auftragsstau zurückzuführen, der sich während der Pandemiejahre aufgrund durcheinandergeratener Lieferketten gebildet hat. Der Auftragseingang sei hingegen deutlich niedriger als noch 2022, unter anderem aufgrund der gesunkenen staatlichen Förderung für Elektroautos.
Dudenhöffer rechnet also eher nicht damit, dass es in naher Zukunft neue Rekorde zu sehen geben wird. Stattdessen warnt er vor einem möglichen Preiskampf, mit dem die Hersteller auf eine schwächelnde Nachfrage reagieren könnten. In China, einem der wichtigsten Märkte überhaupt, ließ sich dies bereits beobachten. Erwartet wird, dass diese Effekte alsbald auch nach Europa überschwappen.
Soll es das gewesen sein?
In Panik gerieten die Anteilseigner ob solcher Ausführungen zuletzt noch nicht. Doch die Risiken werden offensichtlich ernst genommen, denn die Tesla-Aktie bekam es zu Beginn der Woche mit ordentlich Gegenwind zu tun. Um 2,75 Prozent ging es am gestrigen Monat in die Tiefe und der Kurs verschlechterte sich bis auf 246,10 Euro. Das ist noch kein Beinbruch und der Chart hinterlässt noch immer eine gute Figur. Dennoch könnte mancher Käufer jetzt ins Zweifeln kommen.
Es steht vor allem die Frage im Raum, ob Tesla den Höhepunkt der jüngsten Rallye schon überschritten haben könnte. Das erscheint nicht vollkommen abwegig. Schließlich sind viele gute Neuigkeiten bereits eingepreist und mit Blick in die Zukunft gibt es hinsichtlich der Margen und dem Auftragseingang allerlei Fragezeichen. Da ist es vielleicht nicht verkehrt, für den Moment etwas vorsichtiger zu agieren. An und für sich befindet sich Tesla weiterhin auf Wachstumskurs und wird diesen auch in Zukunft mit allem Nachdruck verfolgen. Es lässt sich aber nicht ausschließen, dass im zweiten Halbjahr der eine oder andere Schluckauf an der Börse zu sehen sein wird.
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11.07.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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