
Die Krise bei Ubisoft weitet sich aus und nach der Verschiebung eines wichtigen Blockbusters rutscht die Aktie unkontrolliert in die Tiefe
Ubisoft kassiert die Jahresprognose und schickt Anleger in die Flucht
Gleich mehrere Flops musste der einst so hochbewertete französische Spielekonzern Ubisoft in jüngerer Vergangenheit hinnehmen. Das kürzlich veröffentlichte „Star Wars: Outlaws“ verkaufte sich trotz gigantischer Werbekampagne nicht wie erhofft. Zuvor scheiterte das rund elf Jahre in Entwicklung befindliche „Skull & Bones“, welches der Hersteller großspurig als „AAAA-Spiel“ bezeichnete. Spieler und Presse schätzen dies ein wenig anders ein.
Bei der wichtigen Spieleserie „Assassin’s Creed“ will Ubisoft (FR0000054470) einen weiteren Reinfall offenbar vermeiden. Der Konzern kündigte am Mittwochabend an, den jüngsten Eintrag mit dem Untertitel „Shadows“ zu verschieben. Statt im November soll der Titel nun im Februar 2025 erscheinen, um eine zufriedenstellende Qualität zu gewährleisten. Das ist so weit in der Branche nichts Ungewöhnliches. Den Aktionären stößt allerdings sauer auf, dass im selben Atemzug auch die Jahresprognose kassiert wurde.
Die Umsätze sollen im laufenden Geschäftsjahr nur noch bei 1,95 Milliarden Euro liegen, beim Ergebnis wird eben gerade eine schwarze Null in Aussicht gestellt. Das ist kaum genug, um die ohnehin schon leidgeplagten Aktionäre zufriedenzustellen, zumal sich rund um die jüngsten Ankündigungen einige Fragezeichen ergeben. Skeptiker sehen den Videospiele-Publisher immer tiefer in die Krise rutschen.
War Ubisoft nicht mutig genug?
Fraglich ist etwa, wie sehr Ubisoft „Assassin’s Creed: Shadows“ in gerade einmal drei Monaten zu polieren gedenkt. Derartige Zeiträume sind in der Branche kaum mehr als ein Wimpernschlag und die angekündigte Verschiebung schürt Befürchtungen, dass ein weiteres technisches Debakel auf die Spieler warten könnte. Davon will Ubisoft selbst freilich nichts wissen, doch schicken die Erfahrungen der letzten Jahre die Aktionäre erst einmal in die Defensive. Die Liste der Enttäuschungen bei Ubisoft ist lang, was längst nicht nur Faktoren wie die Grafik oder das technische Untergerüst der eigenen Spiele betrifft.
Viele Beobachter sehen auch ein Problem darin, dass die Franzosen sich auf ihre (ehemals) erfolgreichen Formeln allzu sehr verlassen. Seit über einem Jahrzehnt gleichen sich Ubisoft-Spiele frappierend. Es gibt meistens eine große offene Welt, die mit unzähligen Aussichtspunkten, Herausforderungen, Sammelobjekten und weiteren mal mehr mal weniger sinnvollen Dingen gefüllt wird.
Das ist dezent ermüdend für all jene, die schon einige Ubisoft-Spiele gespielt haben. Böse Zungen behaupten gar, dass sich zwischen „Far Cry 5“ und dem direkten Nachfolger abseits des Settings und der Story kaum ein Unterschied erkennen lasse. So wie Super Mario immer wieder die Prinzessin rettet, schreiten Spieler in der Shooter-Serie alle Jahre wieder gegen eine Schurkentruppe zur Tat, der ein bestimmtes Gebiet streitig gemacht werden soll. Doch im Gegensatz zu Ubisoft versteht es Nintendo besser, bekannte Konzepte mit frischem Gameplay und neuen Ideen zu füllen.
Ratlosigkeit bei den Aktionären
In der Folge ließen die Verkaufszahlen vieler Ubisoft-Spiele zuletzt schwer zu wünschen übrig und die Spieler sind zuweilen regelrecht gebrandmarkt. Vielleicht war das Ubisoft-Logo einst in den Augen vieler Nutzer eine Art Qualitätsmerkmal auf einem Spielecover. Zumindest für einige begeisterte Zocker, darunter offen gestanden auch der Autor dieser Zeilen, ist es aber mittlerweile mehr ein Warnsignal.
Schnelle Besserung zeichnet sich am Horizont eher nicht ab und das Management scheint in der aktuellen Lage schon fast ratlos zu sein. Auch die Aktionäre erkennen kaum noch Chancen und auf die schlechten Neuigkeiten folgte gestern ein Kurssturz um 14,5 Prozent, was den Aktienkurs auf magere 9,77 Euro beförderte. Das ist der tiefste Schlusskurs seit über zehn Jahren. Natürlich spielen dabei auch Faktoren wie eine allgemeine Flaute im Segment und Sättigungseffekte eine Rolle. Doch muss sich Ubisoft auch ein Stück weit berechtigter Kritik darüber gefallen lassen, sich auf alten Erfolgen zu sehr ausgeruht zu haben. Eine Qualitätsoffensive und frische Ideen könnten das Ruder wieder herumreißen. Bei den heute üblichen Entwicklungszyklen könnte eine solche Trendwende aber noch viele Jahre auf sich warten lassen.
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27.09.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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