Delivery Hero gerät ins Visier der Bafin, Verzögerungen bei BioNTech, Steinhoff enttäuscht zum Wochenende und Mercedes-Benz überrascht im positiven Sinne
Von Langeweile keine Spur
Die ausgelaufene Woche verlief zu weiten Teilen eher unaufgeregt und war oftmals vor allem von Zinssorgen geprägt. Die traten am Freitag etwas in den Hintergrund, während andere Themen die Börsianer beschäftigten. Das führte zu ganz unterschiedlichen Entwicklungen.
Wenig zu lachen hatte am Freitag Delivery Hero (DE000A2E4K43). Nachdem der Essenslieferant am Donnerstag nach enttäuschenden Zahlen Verluste von über 30 Prozent verkraften musste, ging es gestern munter weiter in die Tiefe. Mit Abschlägen von knapp zwölf Prozent handelte es sich mal wieder um das Schlusslicht im DAX und mit einem Schlusskurs von nur 41 Euro wurde der niedrigste Kurs seit zweieinhalb Jahren erreicht.
Die Kursverluste fallen derart massiv aus, dass nun auch die Börsenaufsicht Bafin auf das Thema aufmerksam geworden ist. Darüber berichtete zuerst die „WirtschaftsWoche“, die Behörde bestätigte derart lautende Berichte zwischenzeitlich. Einen konkreten Anhaltspunkt für Untersuchungen gebe es allerdings nicht. Es handele sich stattdessen um eine routinemäßige Prüfung, welche bei einem solchen Kurssturz regelmäßig durchgeführt werde, so ein Sprecher der Bafin. Die Aktionäre zeigten sich dennoch sichtlich besorgt.
Es dauert noch etwas
BioNTech (US09075V1026) ließ derweil mitteilen, dass ein erst kürzlich eingereichter Antrag bei der FDA für eine Zulassung des eigenen Corona-Impfstoffs für Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren noch einmal ergänzt werden soll. Daten aus Studien mit einer dritten Impfung sollen noch nachgereicht werden, wodurch ein für kommende Woche geplantes Treffen des zuständigen Beratergremiums wohl noch einmal verschoben werden muss.
Die Börsen reagierten darauf sehr entspannt, bei der BioNTech-Aktie gab es am Freitag kaum Bewegung zu sehen. Das unterstreicht sehr eindrucksvoll, dass die Erwartungen an den Impfstoff für Kinder ohnehin eher gering ausfallen. Nicht nur ist die Zielgruppe recht überschaubar. Jüngste Umfragen lassen auch vermuten, dass nur eine Minderheit von Eltern ein Impfangebot für Kleinkinder unmittelbar wahrnehmen werden. Positiv ist in jedem Fall zu bewerten, dass die BioNTech-Aktie die Marke bei 150 Euro per Wochenschluss zu verteidigen wusste – wenn auch knapp. Bei Handelsschluss standen gestern 150,20 Euro auf der Anzeigetafel.
Das sieht gar nicht gut aus
Eine ähnliche Stabilisierung über einer charttechnisch wichtigen Marke wollte Steinhoff (NL0011375019) nicht gelingen. Die Aktie des hoch verschuldeten Möbelkonzerns gab gestern um gut 2,5 Prozent nach und schloss die Woche damit mit 0,2498 Euro ab. Das ist knapp genug unter der Linie bei 0,25 Euro, um den Bullen in der neuen Woche noch eine Gelegenheit für eine Gegenbewegung zu bieten. Dennoch ist es bedenklich, dass es überhaupt so weit in die Tiefe ging.
Sollte sich nicht bald Besserung ankündigen, könnte der Steinhoff-Aktie ein veritabler Crash drohen, welcher das Papier wieder näher an das Kursniveau aus dem vergangenen Jahr heranführen könnte. Nach wie vor machen die Aktionäre sich große Sorgen um die finanzielle Ausgangslage des Unternehmens. Das konnte im Januar zwar viele gute Nachrichten generieren, ließ aber die Frage offen, wie der gigantische Schuldenberg in Zukunft abgetragen werden soll.
Eine Branche im Glück
Wer gute Nachrichten sehen wollte, musste am Freitag in Richtung Autobranche blicken. Die profitierte schwer von überraschend guten Zahlen bei der Mercedes Benz-Group (DE0007100000), die bis Ende Januar noch als Daimler AG auftrat. Vorläufigen Zahlen zufolge konnte vor allem die Umsatzrendite überzeugen, die mit 12,7 Prozent ein gutes Stück über der konzerneigenen Prognose von 10 bis 12 Prozent lag.
Das gute Ergebnis überrascht mit Blick auf die anhaltende Chipkrise und zahlreiche weitere Probleme. Nun machen sich Hoffnungen breit, dass die gesamte Branche sich freundlicher als gedacht entwickeln konnte. In der Folge ging es mit sämtlichen Autoaktien im DAX steil in die Höhe, von BMW bis Volkswagen. Mercedes-Benz schoss mit einem Kursplus von 6,7 Prozent aber den Vogel ab und sicherte sich den ersten Platz im Index. Den Anlegern ist nur zu wünschen, dass die gute Stimmung auch in den nächsten Tagen anhalten wird.
Die neue Woche dürfte spannend werden
Nach den jüngsten Überraschungen ist auch für die kommende Woche kaum mit Langeweile zu rechnen. Die Entwicklungen vom Wochenende lassen vermuten, dass an den Börsen so einiges passieren könnte. Dabei dürften sich alle Augen zunächst auf die Ukraine richten, wo die Lage weiter zu eskalieren droht. Nach den USA riefen mittlerweile auch Großbritannien und Japan ihre Bürger auf, das Land schnellstmöglich zu verlassen. Derweil sprechen US-Geheimdienste davon, dass Russlands Präsident Wladimir Putin eine Invasion beschlossen habe und diese möglicherweise am Mittwoch beginnen könnte. Was auch immer an diesem Tag geschehen oder nicht geschehen mag, die Erwartungen der Anleger sind jetzt erst einmal gesetzt und eine Reaktion an den Märkten lässt sich kaum vermeiden. Die kann sich potenziell auf alle Branchen auswirken, weshalb zu erhöhter Vorsicht zu raten ist.
12.02.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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