
Ben & Jerry’s erweitert eine laufende Klage gegen Konzernmutter Unilever um Vorwürfe, dass kritische Posts mit Erwähnung von Donald Trump unterdrückt werden sollten
Ist Unilever zu hörig gegenüber dem neuen US-Präsidenten?
Vor genau einer Woche kam Donald Trump als US-Präsident ins Amt, was nicht nur für Begeisterung sorgte. Einige bekannte Gesichter wie Meta-Chef Mark Zuckerberg gingen zwar überraschend schnell und tief in die Knie. Es gibt aber auch noch Unternehmen, die Kritik an Trump nicht scheuen und dies auch gerne öffentlich machen würden. Im Falle des Eisherstellers Ben & Jerry’s war dies aber offenbar gar nicht möglich.
Zumindest nach eigenem Bekunden wollte Ben & Jerry’s einen Tag vor Trumps Amtseinführung kritische Posts mit Themen wie Klimawandel und Abtreibung ins Netz stellen. Namentlich erwähnt werden sollte dabei auch Donald Trump, der von solchen Themen nicht viel hält und stattessen eine Politik mit Fokus auf fossile Brennstoffe und klassische Rollenbilder bevorzugt. Der Lebensmittelgigant Unilever (GB00B10RZP78) scheint aber Kritik an Trump von den eigenen Töchtern nicht zu begrüßen. Einer Klageerweiterung zufolge wurde Ben & Jerry’s untersagt, entsprechende Äußerungen abzugeben.
Schon seit Längerem stehen der politisch aktivistische Eishersteller und Unilever über Kreuz. Im „Handelsblatt“ ist zu lesen, dass es schon 2021 zu einer Klage kam. Damals verkaufte Unilever in Reaktion auf einen Verkaufsstopp von Ben & Jerry’s das dortige Geschäft an einen Lizenznehmer. Ein Jahr darauf wurde vor Gericht ein Vergleich vereinbart, der unter anderem besagte, dass Unilever politische Aussagen seiner Tochter zu respektieren habe.
Unilever: Auf Konfrontationskurs
Im vergangenen November reichte Ben & Jerry’s nun die nächste Klage ein, welche auf Vorwürfen beruht, dass Unilever positive Äußerungen zu palästinensischen Flüchtlingen und Forderungen nach einem Ende von Militärhilfen für Israel unterdrücken wollte. Die jüngsten Ereignisse werden nun in Form einer Klageerweiterung aufgenommen. Der aufmüpfige Eishersteller kritisiert, dass für den Chef der Unilever-Eissparte, Peter ter Kulve, Kritik an Trump mittlerweile in jedweder Form unerwünscht sei. Das stehe im Kontrast zur eigenen Firmenphilosophie, die von vier Jahrzehnten mit progressivem, gesellschaftlichem Engagement geprägt sei.
Sollten die Vorwürfe zutreffen, so ist fraglich, ob Unilever sich mit seinem Verhalten einen Gefallen getan hat. Die großen Lebensmittelkonzerne klagen immer wieder darüber, dass ihr öffentliches Image allzu negativ sei. Doch tun sie eben oftmals auch einiges dafür, um eben dies zu untermauern. Der mutmaßliche Maulkorb für Ben & Jerry’s könnte aber auch noch andere Folgen als nur etwaige Imageschäden nach sich ziehen.
Bekanntlich will Unilever sich von einem Eisgeschäft eigentlich trennen, zu dem neben Ben & Jerry’s auch Langnese gehört. Experten rechnen damit, dass die laufende Klage solche Pläne erschweren könnte. Denkbar ist zudem, dass mögliche Käufer vor dem politischen Aktivismus von Ben & Jerry’s zurückschrecken könnte. Schließlich scheint es momentan eher unbeliebt zu sein, sich mit der Trump-Regierung anzulegen und dadurch deren Zorn auf sich zu ziehen. Der Aktie von Unilever dürften die neuerlichen Streitigkeiten kaum weiterhelfen.
Langsam, aber sicher in die Tiefe?
Die Börse hatte noch keine Gelegenheit, auf die Klageerweiterung zu reagieren. Doch auch ohne diesen Faktor zeigt sich bei Unilever seit Monaten eine recht deutliche Abwärtstendenz. Die Kursverluste in den letzten Monaten erfolgen eher schleichend. Doch im Laufe der Zeit ging es vom Hoch aus dem Sommer bei knapp 60 Euro auf 53,98 Euro zum vergangenen Wochenende abwärts. Das entspricht einem Kursverlust von nicht ganz zehn Prozent.
Weitaus mehr als Reibereien mit Ben & Jerry’s belasten die Anleger grundsätzliche Widerstände im Segment, mit denen auch andere Unternehmen zu kämpfen haben. Die Margen sind eher überschaubar, doch der Raum für Preiserhöhungen mittlerweile eher begrenzt, da die Verbraucher immer häufiger zu günstigeren Handelsmarken greifen. Einige Experten vermuten bereits, dass zufriedene Käufer nach einem Wechsel für längere Zeit neuen Produkten treu bleiben könnten.
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27.01.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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