Varta weitet Kurzarbeit in Nördlingen aus, was in den Augen der Anleger die richtige Entscheidung zu sein scheint
Die Produktion der Mikro-Batterien ruht
Vor wenigen Jahren waren die in Nördlingen hergestellten Kleinstbatterien für die Varta-Aktie der große Hoffnungsträger. Ein damals noch nur spekulierter Deal mit Apple verhalf dem Papier zu einem Höhenflug in bisher ungekanntem Ausmaß. Mittlerweile hat sich eben dieser Bereich ein wenig zum Sorgenkind verwandelt und die Produktion steht Medienberichten vollständig still, wie das Unternehmen dem „SWR“ mitteilte.
Selbstredend soll es sich dabei um keinen Dauerzustand handeln. Aufgrund der weltweiten Krisen sah sich Varta (DE000A0TGJ55) aber gezwungen, die Kurzarbeit in Nördlingen auf 100 Prozent auszuweiten. Angemeldet wurde diese Maßnahme für das komplette Jahr 2023. Es muss aber nicht dabei bleiben. Im Frühjahr soll die Situation noch einmal geprüft werden und die Verantwortlichen stellen in Aussicht, die Kurzarbeit im zweiten Halbjahr wieder beenden zu können.
Immerhin gibt es auch manchen Hoffnungsschimmer. So heißt es von Varta, dass man in Gesprächen mit Kunden sei und es schon neue Projekte gebe. Grundsätzlich scheint es also weiterhin Interesse an den Mikrobatterien zu geben. In der aktuellen Ausgangslage dürften aber Preise und Verfügbarkeit eine wichtige Rolle spielen. Solche Details werden bei Varta nun allem Anschein nach hinter verschlossenen Türen ausklabüstert.
Zufrieden zeigte sich derweil die Gewerkschaft IG Metall, welche die Ausweitung der Kurzarbeit als einen logischen Schritt erachtet. Die Gründung eines Betriebsrats im vergangenen Jahr habe sich ausgezahlt, da die meisten Kurzarbeitet nun etwa 80 Prozent ihres vorherigen Gehalts erhielten. Außerdem zeigt man sich zuversichtlich, dass die Kurzarbeit schon im April schrittweise wieder abgebaut werden könne. Betroffen von den Maßnahmen ist bisher nur das Werk in Nördlingen, welches nach einer Nachfrageexplosion in den letzten Jahren erst großzügig erweitert wurde. Momentan lässt sich nur hoffen, dass diese zusätzlichen Kapazitäten irgendwann auch wieder abgerufen werden.
Die Anleger werden zuversichtlicher
Auf die eigentlich wenig erfreuliche Nachricht reagierten die Anleger gestern mit deutlichen Kursgewinnen. Die Varta-Aktie konnte sich am Donnerstag um knapp 4,8 Prozent auf 27,39 Euro in die Höhe schwingen und auch an der Börse scheint die Kurzarbeit für den Moment als eine sinnvolle Lösung angesehen zu werden. In den letzten zwei Wochen erholte sich die Varta-Aktie bereits um 13,8 Prozent. Das Papier bleibt zwar auf niedrigem Niveau, lässt aber vorsichtige Anzeichen der Besserung erkennen.
Das neue Jahr dürfte für Varta an der Börse zur Bewährungsprobe werden. Die vielen Horrormeldungen aus dem Vorjahr gelten längst als eingepreist und mit jedem Zeichen der Besserung ergibt sich jetzt ein hübsches Aufwärtspotenzial. Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass Varta dafür letztlich die entsprechenden Entwicklungen abliefern können wird. Man fragt sich mittlerweile aber schon, ob es überhaupt noch schlimmer kommen kann.
Die Stimmung steigt
Neben den unzähligen Problemen bei Varta selbst schlug bis vor Kurzem noch der konjunkturelle Ausblick auf die Stimmung der Aktionäre. Die Aussicht auf eine Rezession und eine anhaltend hohe Inflation dämpften die Erwartungen an eine Erholung deutlich. Zumindest eine ganze Weile lang gingen viele Beobachter davon aus, dass die Verbraucher 2023 andere Prioritäten als neue AirPods haben dürften, für die Varta mittlerweile zudem ohnehin nicht mehr der einzige Zulieferer ist. Zuletzt gab es aber einige Anzeichen für Besserung in dieser Hinsicht.
Die jüngsten Konjunktur- und Inflationsdaten fielen derart erfreulich aus, dass die Märkte an sich in eine beeindruckende Erholungsrallye übergegangen sind. Solange die Stimmung gut bleibt, sind auch die Chancen für ein kleines Comeback der Varta-Aktie nicht schlecht. Es fehlt aktuell auch nicht mehr viel, um zumindest den letzten Kursrutsch aus dem Dezember wieder auszugleichen. Für Partystimmung ist es definitiv noch zu früh, es könnte aber auch deutlich schlechter aussehen.
13.01.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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