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Varta: Nur noch knapp haltenswert – Äußerst ambitionierte und korrekturanfällige 2022er Vorstandsprognose

Erhebliche Fragezeichen hinter kurz- bis mittelfristigen Geschäftsperspektiven

NTG24 - Varta: Nur noch knapp haltenswert – Äußerst ambitionierte und korrekturanfällige 2022er Vorstandsprognose

 

Am 12.05. legte der international führende Batteriekonzern VARTA erwartungsgemäß schwache Ergebniszahlen zum 1. Quartal 2022 vor, die zwar nach einem zuvor entsprechend vorsichtigen Ausblick des Konzernvorstands eher den oberen Rand dieser zurückhaltenden konzerninternen Projektionen erreichten und auch die entsprechend reduzierten Analystenerwartungen weitgehend erfüllten.

Dennoch ist nach außerdem auch kaum weniger bedenklicher Prognose des Konzernvorstands von VARTA (DE000A0TGJ55) für das 2. Quartal die Realisierbarkeit von dessen völlig unverändert beibehaltener und eine massive Geschäftserholung im 2. Halbjahr unterstellender Gesamtjahresprognose 2022 nun stark in Zweifel zu ziehen.

Den massiven Absturz der Aktie in der letzten Woche im Tief auch nur noch rd. 67,90 EUR, der allein durch einen gewaltigen Schlussspurt am Freitag auf Wochenbasis noch auf - 5,7 % (= 77,20 EUR) abgebremst werden konnte, halten wir aus diesem Blickwinkel auch in dieser Höhe für vollkommen folgerichtig und angemessen, so dass wir uns in der Korrektheit unserer letzten ausführlicheren Konzernanalyse vom 04.04., in der wir angesichts der schon zuvor als sehr unspektakulär erachteten Unternehmensfundamentals gepaart mit einer nur wenig attraktiven Aktienbewertung die Aktie nur noch bedingt als fundamental haltenswert, bereits ab charttechnischer Unterschreitung einer kritischsten Unterstützung von 85 EUR jedoch in jedem Fall als verkaufenswert eingestuft hatten, zurückblickend ein weiteres Mal klar bestätigt sehen.

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Werbebanner EMH PM TradeDas am 12.05. vorgelegte Ergebnis zum 1. Quartal wies zunächst die Erzielung eines Konzernumsatzes von 185,3 Mio. EUR aus, was damit zwar quasi exakt in der Mitte der zuvor ausgegebenen Zielspanne des Varta-Vorstands von 180 - 190 Mio. EUR herauskam und auch die Analystenkonsensschätzung von 187 Mio. EUR fast erreichte. Dennoch bestätigte die in absoluten Zahlen ausgedrückte Umsatzschwäche des Konzerns die skeptischen Vorstandserwartungen rundweg, indem dieser Quartalsumsatz zwar gegenüber dem Vorjahr nur moderat um - 4 % rückläufig war, sequenziell gegenüber dem 4. Quartal 2021 jedoch nun gleich einen herben Einbruch um - 34 % darstellte.

Primär vollzog sich diese massive Umsatzeinbuße in der per Ende März 2021 umsatzseitig (Konzernanteil von 59,7 %) noch auskömmlich führenden Division „Lithium-Ion Solutions und Microbatteries“, deren Umsatz im 1. Quartal 2022 nicht nur gegen über dem Vorjahr um - 28 % auf nunmehr lediglich noch 88,4 Mio. EUR zusammenschmolz (damit nur noch 47,7 % Konzernumsatzanteil, d.h. binnen gerade einmal eines Jahres eine Umsatzbeitragsminderung um stolze - 12 %-Punkte), sondern erst Recht gegenüber dem Vorquartal (164,1 Mio. EUR) sequenziell gewaltig um - 46 % abstürzte.

Trotz nahezu keinerlei direkter eigener Produktions- und (Zu-)Lieferkettenunterbrechungen wie auch des nur mit insgesamt marginalen 1 % bezifferten Konzernumsatzanteils in Russland, Belarus und der Ukraine machte der Varta-Vorstand unter Leitung seines CEOs Herbert Schein für diesen drastischen Umsatzrückgang insbesondere im bisherigen Aushängeschild und weiteren Hoffnungsträger der „Lithium-Ion Solutions und Microbatteries“ vor allem „Corona-Lockdown- und Halbleiter-Engpass bedingte Nachfragestörungen und demzufolge auch Auslieferungsrückgänge unter / an Endkunden“ verantwortlich, was trotz deren vermeintlich breiter Abnehmerstruktur in den Bereichen Gesundheit, Unterhaltung und Batteriepacks aber nach bisherigen Experteninformationen und wie auch schon in letzter o.g. Analyse von uns angedeutet zuletzt jedoch offenbar massiven Nachfragekürzungen gerade von Varta’s dominierenden Kernkunden dieser Sparte APPLE (US0378331005) und SAMSUNG (US7960502018) zuzuschreiben gewesen sein dürfte, die nach eigenem Bekunden auf die weltweiten Halbleiterengpässe zuletzt mit einer drastischen Produktionsfokussierung auf Ihre margenstärksten Smartphones reagiert und im Gegenzug die Konsumelektronik- und Kopfhörer-Produktion (als das für den Batterie-Micro-Rundzellenabsatz von Varta grundsätzlich weitaus maßgeblichste Segment) im Gegenzug in den letzten Monaten jedoch strategisch erheblich zurückgefahren haben.

Selbst auch der dagegen deutliche Umsatzanstieg in der nunmehr mit 52,3 % Konzernumsatzanteil dominierend gewordenen Division der „Haushaltsbatterien und Energiespeicherlösungen“ gegenüber dem Vorjahr um + 17,6 % konnte die starke Umsatzerosion des künftig weit prestigeträchtigeren Bereichs „Lithium-Ion Solutions und Microbatteries“ im 1. Quartal nicht vollständig kompensieren.

 

Weiterer Margen- und Gewinnrückgang nach Q1-Einbruch auch im 2. Quartal wahrscheinlich

 

Noch weit kritischer gestaltete sich jedoch im 1. Quartal 2022 das gesamte Gewinnbild von Varta, für dessen Eintrübung der Konzernvorstand über die oben geschilderte Umsatzbelastung hinaus überdies vor allem generell anhaltende Rohstoff- und Komponentenkostenerhöhungen, deren nur zeitverzögerte Weitergabe in Preisüberwälzungen sowie aber auch die fortgesetzt sehr stark notwendigen Kapazitätserweiterungsaufwendungen in allen Bereichen ihres vor allem designierten Zukunftsgeschäftsfelds der „großformatigen Lithium Ionen-Rundzellen“ verantwortlich machte (Hauptwerke Ellwangen und Sindelfingen, aber perspektivisch sicher auch Ausbau ihrer weiteren 3 Fertigungsstätten und zusätzlichen Vertriebszentren im europäischen Ausland, den USA und Asien).

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Diese weiteren Belastungsfaktoren führten im 1. Quartal nun zum Ausweis eines bereinigten operativen EBITDA-Gewinns von nur noch rd. 38,1 Mio. EUR (damit im oberen Bereich der vorherigen Konzernprognosespanne von 34 - 39 Mio. EUR und praktisch im Einklang mit dem Analystenkonsens von 38,5 Mio. EUR), was jedoch damit gegenüber dem Vorjahr einer erheblichen EBITDA-Schrumpfung um 36,4 % sowie zum Vorquartal (100 Mio. EUR) gar einem gewaltigen Einbruch um - 61,9 % gleichkam.

Unter dem Strich kollabierte der Netto-Konzernüberschuss im 1. Quartal gegenüber dem Vorjahr somit nun um - 75 %, gegenüber dem Vorquartal stellte dies eine regelrechte Auflösungserscheinung um - 88 % dar.

Die EBITDA-Marge stürzte folglich innerhalb nur eines Quartals gegenüber dem Stand per Ultimo 2021 von 35,7 % um fast 16 %-Punkte (!) auf nur noch 20,0 % ab, die EBIT-Marge wurde von 26,0 % auf 6,3 % mehr als geviertelt und die Nettogewinn-Marge wurde schließlich von 17,9 % auf nur noch äußerst magere 3,2 % pulverisiert.

Als wäre diese Quartalsergebnisentwicklung trotz Erfüllung der zuletzt bereits arg zurückgestutzten Konzern- und Analystenerwartungen nicht schon bedenklich genug gewesen, gibt der Konzernvorstand seinem offensichtlichen Pessimismus, was gerade den Fortbestand der Margen- und Gewinnbelastung auch im laufenden Quartal angeht, nun dadurch unverhohlen Ausdruck, indem trotz eines erwarteten Umsatzanstiegs im 2. Quartal auf rd. 195 – 205 Mio. EUR (= im Mittel immerhin fast + 8 % gegenüber dem 1. Quartal) dennoch zunächst auch weiterhin gleichzeitig nur ein Quartals-EBITDA bestenfalls auf dem Vorquartalsniveau, und zwar in einer Spanne von 34 – 38 Mio. EUR in Aussicht gestellt wird. Der bis dahin gültige EBITDA-Analystenkonsens von 47 Mio. EUR (!) wird damit natürlich nun eklatant unterschritten, was die nächste wesentliche Enttäuschung im Rahmen der gesamten Ergebnispräsentation von Varta darstellte und unzweifelhaft einen weiteren Mosaikstein im vollauf gerechtfertigten Aktien-Absturz bildete.

 

2022er Konzernprognose mit hohem Verfehlungsrisiko behaftet

 

Und schließlich wurde die gesamte Konzernpräsentation und deren Glaubwürdigkeit letzten Endes restlos wohl gerade durch die BEIBEHALTUNG des Konzernausblicks für 2022, auch wenn dies zunächst widersinnig klingen mag, verhagelt und gab dem Aktienkurs damit sicherlich den „letzten Rest“, da selbst die Erfüllung des OBERSTEN Rands o.g. Konzernprognosen für das 2. Quartal nun implizieren würde, dass im Mittelwert dieser unveränderten Konzernprognose für 2022 (Umsatz: rd. 975 Mio. EUR, EBITDA rd. 270 Mio. EUR) per Ende Juni 2022 im Umsatz lediglich nur rd. 40 % sowie im EBITDA-Gewinn sogar erst nur rd. 28 % dieses Jahresergebnisziels realisiert wären.

Ob diese sehr optimistische Rechnung, die der Verstand von Varta unter seinem Chef Herbert Schein derzeit für das 2. Halbjahr offenkundig aufstellt, in Art und Umfang tatsächlich derart stark aufgehen wird, wagen wir jedoch aus unserer heutigen Sicht momentan sehr zu bezweifeln.

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Werbebanner ISIN-WatchlistInsgesamt erachten wir somit zusammenfassend die künftigen Unwägbarkeiten und Kalkulationsschwachstellen der weiteren Konzernperspektiven (ganz abgesehen von der auch weiterhin mangelhaften zeitlichen Konkretisierung, geschweige denn ertragsseitigen Quantifizierung von Varta‘s langfristigen V4 Drive-Hochleistungsbatterie-Plänen) derzeit für so ausgeprägt, dass – obwohl Anleger nach unserer letzten Empfehlung unterhalb von 85 EUR (d.h. spätestens seit 06.05.) bereits sowieso schon aus der Aktie ausgestiegen sein sollten – etwaige weiter bestehende Aktienpositionen nach dem jüngsten Kurssturz selbst zum aktuellen KGV (2023e) von fast 26 in unseren Augen noch immer einer deutlichen fundamentalen Überbewertung unterliegen.

Spätestens auf eine erneute Verletzung der nunmehr nur noch flachsten Aufwärtstrend-Unterstützung seit Juni 2019, d.h. auf eine nach der letzten Woche nun möglicherweise nochmals erfolgende Unterschreitung von rd. 71 – 73 EUR sollten eventuell noch engagierte Anleger nach unserer Empfehlung daher nun definitiv mit einem Verkauf der Aktie reagieren.

 

Chart: VARTA

 

Varta auf TradingView

 

16.05.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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