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VW braucht einen Neustart

Volkswagen in der Krise - drei deutsche Standorte sollen geschlossen werden

NTG24 - VW braucht einen Neustart

 

Volkswagen macht Ernst. Der Vorstand machte am Montag gegenüber den Arbeitnehmervertretern den Umfang der geplanten Kostensenkungsmassnahmen deutlich und diese haben es - wie erwartet - in sich. Im Kern geht es darum sich der eingebrochenen Nachfrage entgegenzustemmen, was bei einem Automobilkonzern in erster Linie bedeutet, dass man die Kapazitäten abbaut, um nicht von den Fixkosten überrannt zu werden.

Zum ersten Mal seit der Unternehmensgründung will Volkswagen (DE0007664039) Fabriken in Deutschland schliessen. Nicht eine, nicht zwei, sondern drei Standorte. Das wird selbstverständlich mit betriebsbedingten Kündigungen verbunden sein. Anders geht es nicht. Darüber hinaus sollen in den restlichen Standorten, die nicht ausgelastet sind, Kapazitäten reduziert werden. Alle Mitarbeiter, die bleiben, sollen zudem eine pauschale Reduzierung ihre Löhne und Gehälter in Höhe von -10 % hinnehmen.

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Volkswagen AG Vorzüge

 

Volkswagen hat die drei Standorte in Deutschland noch nicht benannt, die geschlossen werden sollen. Aber es gibt einige Standorte, bei denen bekannt ist, dass sie unter einer schwachen Auslastung leiden. Allen voran ist das der Standort Osnabrück. Dort lässt Volkswagen für den Konzern vor allem Spezialmodelle, Kleinserien und sonstige Extra-Aufträge abarbeiten. Der Standort lief jüngst erst durch die Presse, da man einen erhofften Auftrag von Porsche (DE000PAG9113) nicht erhalten hat. Die Gläserne Manufaktur für Elektrofahrzeuge in Dresden steht ebenfalls ganz oben auf der Liste, wie auch der Standort Kassel, wo vor allem Getriebe und Antriebssysteme gebaut werden.

 

Verfehlte Industrieproduktion zerstört Volkswagen

 

Und diese Krise ist keineswegs auf Deutschland beschränkt. Auch in Polen und vor allem in Frankreich sowie in Italien gibt es zahlreiche Werke anderer Automobilhersteller, die teils kaum noch ausgelastet sind. So beispielsweise der Standort in Mirafiori, wo Stellantis (NL00150001Q9) den elektrischen Fiat 500 herstellt, den jedoch kaum jemand haben möchte. Das Werk sah zuletzt einen Einbruch des Ausstosses um -63 % in der ersten Jahreshälfte 2024. Einen solchen Einbruch hält ein Autohersteller nicht lange durch, denn die Fixkosten laufen bekanntlich weiter und verursachen hohe Verluste, wenn der Ausstoss nicht wieder steigt oder das Werk geschlossen wird.

Die Ursache der Krise resultiert im Wesentlichen aus Ignoranz und Inkompetenz. Die europäische Automobilbranche, die für den Kontinent im Hinblick auf die Wertschöpfung und die Zahl der Beschäftigten dominierend ist, wird inzwischen seit drei Jahrzehnten von einer verfehlten Industriepolitik gegen die Wand gefahren. Im Gewand der gut gemeinten Absichten quält die Politik die Branche mit immer strengeren und ausufernden Regulierungen, wie sie Autos aus Sicht der Politiker zu bauen hätten. Nicht aus Sicht der Kunden, die das Ganze schliesslich am Ende bezahlen sollen. Herausgekommen sind Frankensteinmodelle, die vor lauter Plastik kaum noch eine durchschnittliche Lebensdauer von 10 Jahren erreichen, mit Motoren, die auf Emissionen statt Langlebigkeit fokussiert werden und mit Batterien, die eine schlechtere Klimabilanz als Dieselmotoren haben.

Die Regulierungswut der Politik hat die Autohersteller von den Herausforderungen abgelenkt, die die Konkurrenz in Asien aufbaut, wo Autos gebaut werden, die attraktiv für Kunden sind. Statt in ausgefeilteste Software, die beeindruckendsten Benutzeroberflächen und Software zum autonomen Fahren zu investieren, macht man sich in Wolfsburg, München und Stuttgart Gedanken darüber, wie man Strafzahlungen an Brüssel vermeidet, in dem man noch mehr Autoteile mit leichtem, aber nicht nachhaltigem Kunststoff austauscht, um willkürlich gesetzte Emissionsziele zu erreichen, die schon lange jedem gesunden Menschenverstand entbehren. Das Ergebnis sehen wir heute: Die Automobilindustrie schrumpft und wird den Wohlstand in Deutschland erheblich reduzieren. Nicht das Steueraufkommen, denn die Politik wird dafür sorgen, dass die verlorenen Steuereinnahmen kompensiert werden, indem die, die noch Geld verdienen, mehr abgeben müssen.

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeDirekt arbeiten in Deutschland rund 800.000 Menschen in der Automobilbranche. Das ist die letzte Schätzung von 2023 und umfasst alle Bereiche von der Produktion, der Entwicklung und sonstige Facharbeiten in der Automobilherstellung und im Fahrzeugbau. Doch der Rattenschwanz ist lang, denn die Branche lagert seit Jahrzehnten Aufgaben aus, was zu einem komplexen und umfassenden Netzwerk aus Zulieferern und Dienstleistern geführt hat. Rechnet man diese indirekt abhängigen Arbeitsplätze hinzu, dann reden wir über insgesamt 2 bis 3 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland, die von dieser Krise betroffen sind. Um das einzuordnen: Die gesamte deutsche Industrie beschäftigt geschätzt 11 Millionen Arbeitnehmer. Und über die Auswirkungen auf das Ausland einschliesslich der Schweiz haben wir dann noch gar nicht geredet.

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29.10.2024 - Mikey Fritz

Unterschrift - Mikey Fritz

 

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