Volkswagen hat mit Moia große Pläne, erfährt nun aber von den Gewerkschaften erbitterten Widerstand
Wieder neue Streitigkeiten um Arbeitsbedingungen
Erst im Jahr 2019 hat Volkswagen Moia in Hamburg ins Leben gerufen und bisher handelt es sich dabei um eine recht unspektakuläre Angelegenheit, bei der Passagiere in elektrischen Bussen von A nach B transportiert werden. Allerdings handelt es sich um ein Zukunftsprojekt, welches noch in den Kinderschuhen steckt. Perspektivisch sollen die derzeit bestehenden Fahrzeuge durch vollautonome Modelle ersetzt werden.
Bis es so weit ist, ist Volkswagen (DE0007664039) aber noch auf seine Fahrer angewiesen, und bei jenen regt sich nun Widerstand. Zumindest die Gewerkschaft IG Metall reißt mal wieder das Thema der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung an. Geklagt wird unter anderem darüber, dass die Fahrer nur knapp über dem Mindestlohn verdienen würden. Das reiche nicht ansatzweise aus, um sich in einer teuren Stadt wie Hamburg eine Existenz aufbauen zu können, so die Gewerkschaft.
Volkswagen schätzt das freilich etwas anders ein und verweist auf Zusatzleistungen der Beschäftigten, mit denen das durchschnittliche Gehalt bei etwa 2.700 Euro monatlich liege. Das wird laut Informationen der „FAZ“ intern zwar auch nicht als unbedingt üppig angesehen. Gerade für niedrig qualifizierte Angestellte scheint Volkswagen dies als ausreichend anzusehen. Die Vorwürfe der IG Metall werden klar zurückgewiesen.
Volkswagen: Stillstand beim Zukunftsprojekt?
Für den Fall, das Volkswagen in der Sache keine Einsicht zeigen sollte, stellte die IG Metall bereits mögliche Streiks in Aussicht. Das Moia-Projekt könnte damit noch lange vor dem Erreichen der ambitionierten Ziele zum Stillstand kommen. Auch abseits von Reibereien mit Arbeitnehmern scheint es manche Probleme zu geben. Manch einer behauptet scherzhaft, die Fahrzeuge würden mehr Fahrer als Kunden transportieren. Volkswagen selbst spricht von sieben Millionen Nutzern, welche das Angebot in den letzten vier Jahren genutzt haben sollen. Auch Zweifel an den Expansionsplänen lässt man in Wolfsburg nicht zu.
Zudem betont Volkswagen auch die Bedeutung der Mitarbeiter. Rund 1.200 Menschen arbeiten derzeit für Moia, hauptsächlich in Hamburg und zum Teil in Hannover. Ihre Dienste werden wohl noch viele Jahre benötigt werden, denn von der vollautonomen Zukunft sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Daran erinnern immer wieder Meldungen über (Beinahe-)Unfälle mit entsprechenden Fahrzeugen. VW kann es sich daher derzeit nicht erlauben, es sich mit den Angestellten bei Moia zu verscherzen.
Gleichzeitig dürfte das Budget gerade jetzt eher begrenzt ausfallen und nicht ohne Grund erhalten die Mitarbeiter bei Moia nicht einen derart üppigen Tarifvertrag, wie es in den meisten anderen Geschäftsbereichen der Wolfsburger der Fall ist. Der große Einfluss der Gewerkschaften spiegelt sich überall wider. Volkswagen selbst hält allerdings Vergleiche der Moia-Fahrer mit Metallberufen in Entwicklung und Produktion laut Insidern schlicht für absurd. Es prallen hier also mal wieder Gegensätze aufeinander und eine Lösung des Konflikts zeichnet sich bisher nicht ab.
Volkswagen in der Dauerkrise?
Letztlich ist Moia für Volkswagen nicht spielentscheidend und in den Augen vieler Aktionäre schon fast nur eine Spielerei, wenn auch mit nicht uninteressanten Aussichten für die langfristige Zukunft. Die Reibereien verstärken aber den negativen Eindruck, den viele von der Volkswagen-Aktie ohnehin schon seit Längerem haben dürften. An allen Ecken und Kanten scheint es zu kriseln und bisher gibt es keine zufriedenstellenden Lösungen dafür, wie die Geschäfte im wichtigen chinesischen Markt wieder aufleben könnten.
Dazu gesellten sich zuletzt auch noch Analysten, die vor einem Rückgang der Absätze in Europa aufgrund der anhaltend hohen Inflation und festzustellender Reallohnverluste warnten. Kurzum findet sich Volkswagen in einer mehr als unbequemen Ausgangslage wieder und rechnet nicht einmal selbst mit einer schnellen Erholung der Aktienkurse. Die Anleger tun sich da weiterhin schwer mit spontaner Kauflaune. Am Donnerstag gehörte Volkswagen zwar zu den besseren Performern, musste aber dennoch leichte Verluste in Höhe von 0,2 Prozent hinnehmen, was den Kurs auf 111,62 Euro beförderte.
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22.09.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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