Während in Deutschland noch verhandelt wird, will Volkswagen in China allem Anschein nach schon die nächsten Fabriken schließen und damit Kosten senken
Volkswagen bleibt weiter auf Schrumpfkurs
Am heutigen Tage steht die nächste Verhandlungsrunde zwischen Volkswagen und der Gewerkschaft IG Metall an. Dabei wird sich einmal mehr alles darum drehen, wie die Kosten gedrückt werden können. Die Konzernleitung beharrt darauf, Werksschließungen in Deutschland sowie betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen. Die Arbeitnehmervertreter wollen dies ausschließen und mit anderen Maßnahmen die Bilanzen aufpäppeln. Eine Annäherung der beiden Konfliktparteien konnte bislang nicht beobachtet werden.
Während hierzulande vieles noch im Unklaren ist, scheint Volkswagen (DE0007664039) in China bereits weitere Fakten schaffen zu wollen. Es ist noch nicht lange her, dass der Konzern sich von seinem umstrittenen Werk in Xianjing trennte. Der „WirtschaftsWoche“ zufolge könnte nun schon bald eine weitere Fabrik in Nanjing, nordöstlich von Shanghai vor dem Aus stehen. Dies sei bereits beschlossen. Bevorzugt werde ein Verkauf des Standorts, doch eine Schließung sei wohl ebenfalls denkbar. VW wollte sich zu den Berichten bislang nicht äußern.
Allzu überraschend käme ein solcher Schritt allerdings nicht, ist es doch zu weiten Teilen das schwächelnde China-Geschäft, welches Volkswagen in die aktuelle Krise befördert hat. Eher schleppende Verkäufe von E-Autos in Europa spielen zwar ebenfalls eine Rolle. Dort fielen die Wachstumsraten in den letzten Jahren aber bereits vergleichsweise bescheiden aus. Über viele Jahre hinweg profitierte Volkswagen vom boomenden Automarkt in Fernost. Jener boomt auch weiterhin, nur eben ohne VW und andere westliche Hersteller. Den Ton geben chinesische Anbieter wie BYD an, die ihren Konkurrenten aus dem Westen technologisch teils um Jahre voraus sind.
Volkswagen: War das nur der Anfang?
Dem Bericht zufolge denkt Volkswagen wohl darüber nach, sich noch von weiteren seiner insgesamt 26 Standorte in China zu trennen. Betroffen könnten davon Fabriken sein, in denen Modelle der Tochtermarke Škoda hergestellt werden. Der Absatz soll sich im freien Fall befinden und mit dem unbedingten Willen für Kosteneinsparungen scheint es auf der Führungsebene schlicht keine Denkverbote mehr zu geben.
Für die hiesigen Arbeiter ist das wahrscheinlich nicht die freundlichste Aussicht. Dass Einsparungen notwendig sind, das haben auch Gewerkschaft und Betriebsrat mittlerweile eingesehen. In Deutschland wird aber eine eher sanfte Lösung angestrebt. Bereits vorgestellt wurde ein Ansatz, bei dem durch das Einzahlen von Lohnerhöhungen in einen Fonds 1,5 Milliarden Euro jährlich eingespart werden könnten. Volkswagen-Chef Oliver Blume bezeichnete diesen Ansatz aber als „bei Weitem nicht ausreichend“.
Vor den Warnstreiks am heutigen Montag und mitten im Vorwahlkampf stellte sich Bundeskanzler Olaf Scholz derweil auf die Seite der Volkswagen-Mitarbeiter. Gegenüber der Funke-Medien-Gruppe teilte Scholz mit, dass die Schließung von Standorten nicht der richtige Weg sei. Ferner macht er Fehlentscheidungen des Managements mit für die aktuelle Misere verantwortlich. Ob er damit darauf anspielt, dass E-Autos lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt wurden, bleibt sein Geheimnis.
Der Blick in den Abgrund
Diskutiert wird bei und um Volkswagen derzeit nahezu ausschließlich darum, wie der Konzern seine Kosten in den Griff bekommen könnte. Gänzlich abwesend sind Überlegungen oder auch nur vage Fantasien, wie es wieder zurück auf den Wachstumspfad gehen könnte. Gerade aus Anlegersicht ist das eine bezeichnende Ausgangslage. Wer auch immer sich bei den Reibereien durchsetzen mag: schrumpfen wird VW in naher Zukunft mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit. Das macht die Aktie recht unattraktiv, sind Renditen an der Börse doch stets mit Wachstum verknüpft, von einigen Ausnahmen wie Meme-Aktien einmal abgesehen.
Dass die Lage sich im kommenden Jahr bessern wird, ist hingegen kaum zu erwarten. Ein plötzlicher Aufschwung ist am Horizont nicht zu erkennen. Die chinesische Konkurrenz geht schnellen Fußes voran und in den USA drohen auch noch hohe Einfuhrzölle. Sollte Volkswagen seine Ziele erreichen und bis 2026 die Margen der Kernmarke auf 6,5 Prozent steigern, wäre zumindest dann ein kleines Comeback im Rahmen des Möglichen. Auf entsprechende Signale können Anleger aber derzeit noch entspannt von der Seitenlinie aus hoffen.
Volkswagen AG Vz.-Aktie: Kaufen oder verkaufen?
Die neuesten Volkswagen AG Vz.-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Volkswagen AG Vz.-Aktionäre. Lohnt sich aktuell ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen?
Konkrete Empfehlungen zu Volkswagen AG Vz. - hier weiterlesen...
09.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)