Netzwerkprobleme legen bei Volkswagen über Stunden die Produktion in mehreren Standorten lahm und die Anleger reagierten mit Kursverlusten
Problem behoben, aber noch nicht erkannt
Volkswagen hatte für die Anleger am Mittwoch mal wieder schlechte Neuigkeiten im Gepäck. Aufgrund von IT-Infrastrukturproblemen kam die Produktion an gleich mehreren Standorten zum Erliegen. Betroffen waren davon Werke in Wolfsburg, Emden, Zwickau und Osnabrück. Darüber hinaus stockte der Betrieb in drei Komponentenwerken.
Heute Morgen teilte Volkswagen (DE0007664039) mit, dass die Störung behoben sei und die Systeme wieder stabil laufen würden. Die Produktion soll nun langsam wieder hochgefahren werden. Der Schrecken scheint also ein schnelles Ende zu finden. Bei den Aktionären dürfte aber ein bitterer Nachgeschmack bleiben. Denn warum es zu dem Ausfall kam, das konnte VW bisher noch nicht im Detail darlegen.
Zu hören gab es bisher lediglich, dass ein Angriff von außen „unwahrscheinlich“ sei. Es sieht also nicht danach aus, als wäre Volkswagen ins Visier von Hackern geraten, welche das Unternehmen schädigen, Lösegeld erpressen oder ähnlichen Schabernack treiben wollen. Ansonsten ist lediglich bekannt, dass es sich wohl um eine Netzwerkstörung gehandelt hat. Dass jene schnell behoben werden konnte, ist eine erfreuliche Nachricht. Solange die Ursache nicht geklärt ist, bleibt aber die Sorge, dass das Ganze sich wiederholen könnte. Entsprechend ist an der Börse weiter mit einer gewissen Nervosität zu rechnen.
Volkswagen treibt die Anleger in die Flucht
Volkswagen steht an der Börse bereits seit Längerem unter Druck und die nun aufgetretenen IT-Probleme verstärkten den negativen Eindruck bei den Börsianern nur noch weiter. Mit den Kursen ging es gestern um 1,2 Prozent bis auf 108,88 Euro abwärts. Damit unterschritt die Aktie die nicht unwichtige Marke bei 110 Euro und orientierte sich wieder in Richtung 52-Wochen-Tief bei 104,48 Euro.
Auch ohne Produktionsausfälle hat VW schon schwer zu kämpfen. Der Absatz von E-Autos läuft nicht wie gewünscht. Vor allem in China sieht man in Wolfsburg kaum noch Land gegen die dortige Konkurrenz und die schwer gefragten Autos von Tesla. In dem einen oder anderen Werk wurde die Produktion deshalb bereits gedrosselt und aktuell gibt es keinen Ausblick darauf, dass das Volumen sich in absehbarer Zeit wieder steigern wird. Einzig manche Analysten rechnen damit, dass es noch vor Jahresende gute Neuigkeiten diesbezüglich zu hören geben wird.
Dennoch ist es Anlegern nicht zu verdenken, wenn jene momentan ein eher negatives Bild von Volkswagen erhalten. Mehr als schlecht als recht scheint der gigantische Konzern sich durch seine derzeitige Krise zu schleppen. Statt mit neuen Ideen beherzt in die Zukunft zu gehen, werden die Schlagzeilen gefühlt von Pleiten und Pannen beherrscht. Unter diesen Voraussetzungen ist eine Trendwende an der Börse kaum machbar, trotz der mittlerweile sehr niedrigen Bewertung.
Hopp oder top?
Es wäre etwas weit vorgegriffen, aufgrund von IT-Problemen Volkswagen insgesamt schon den Untergang vorherzusagen. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle auch bleiben, dass hinter den Kulissen eifrig an einem Umbau gewerkelt wird und der Markt im Laufe der nächsten Jahre auch mit neuen Produkten beglückt werden soll. Untätig ist man also nicht in Wolfsburg. Allerdings gibt es aus Anlegersicht schlicht zu wenige Ergebnisse zu sehen, was schwer auf das Vertrauen der ohnehin schon leidgeplagten Anleger drückt.
Wetten lässt sich derzeit auf ein Comeback von Volkswagen irgendwann in den kommenden Jahren, und ehrlicherweise ist ein solches Szenario auch alles andere als unwahrscheinlich. Garantieren lässt es sich jedoch nicht und für den Moment hat die Aktie mit viel Gegenwind zu kämpfen. Wer hier investiert, muss da starke Nerven und eine Engelsgeduld beweisen. Gleichwohl sind mittlerweile bereits viele Horrorszenarien eingepreist, was auch den Blick in Richtung Norden erlaubt. Mir persönlich wäre die Volkswagen-Aktie aktuell noch zu heiß. Je nach der eigenen Risikobereitschaft ist der Titel aber nicht völlig uninteressant.
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28.09.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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