Volkswagen-Chef Oliver Blume stellte sich bei der Betriebsversammlung des Konzerns den Angestellten, doch Schritte nach vorn wurden noch immer nicht gemacht
Wie soll es bei Volkswagen weitergehen?
Nach den ersten Warnstreiks bei Volkswagen sind Konzernleitung und die Gewerkschaft IG Metall noch immer in ihren Positionen weit voneinander entfernt. Die nächste Verhandlungsrunde steht erst am kommenden Montag an. Gestern fand aber schon mal die Betriebsversammlung im Stammwerk in Wolfsburg statt, bei der sich natürlich auch CEO Oliver Blume die Ehre gab.
Teilnehmer der nichtöffentlichen Veranstaltung berichteten über wenig Bahnbrechendes bei dem Termin von Volkswagen (DE0007664039). Die Arbeitnehmervertretet legten kürzlich einen eigenen Vorschlag vor, um die Kosten im Konzern zu senken. Durch die Einzahlung von Lohnerhöhungen in einen Fonds sollten Kosten um 1,5 Milliarden Euro gesenkt werden. Im Gegenzug sah das Konzept vor, dass Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen kategorisch ausgeschlossen werden. Das Management sagte nun aber noch einmal in aller Deutlichkeit, dass dies nicht ausreichen werde.
Oliver Blume hält also an seinem Kurs fest und will geschlossene Standorte sowie Kündigungen im großen Stil nicht ausschließen. Immerhin wurde der jüngste Vorschlag der Mitbestimmung aber als ein Startpunkt bezeichnet. Genaue Zahlen nannte der Volkswagen-Chef nicht. Das „Handelsblatt“ will aus Konzernkreisen aber erfahren haben, dass wenigstens zwei Milliarden Euro an Kosten eingespart werden sollen, und dies bei der Schließung von wenigstens einem Standort. Sollen alle Werke erhalten werden, müssten die Einsparungen wohl noch größer ausfallen.
Wenig Bewegung bei Volkswagen
Kontra zu den Plänen von VW gab es einmal mehr von Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Abermals mahnte sie den Vorstand dazu an, von „Maximalforderungen und Extrempositionen herunterzukommen“ statt weiter Öl ins Feuer zu gießen. Den Verantwortlichen wird vorgeworfen, mit der Kultur des Unternehmens zu brechen. Applaus war ihr mit solchen markigen Worten vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sicher.
Als Gastredner wurde Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) begrüßt, der sich ebenfalls auf die Seite der Arbeitnehmer schlug. Seine Wortwahl wirkte aber etwas bescheidener. Heil sprach sich ebenfalls für den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen aus, gestand aber auch die Notwendigkeit von Kostensenkungen ein. Für Daniela Cavallo war das Erscheinen des Politikers ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung in turbulenten Zeiten. Näher zusammengebracht hat es die Konfliktparteien aber nicht und die nächste Eskalationsstufe scheint sich bereits anzukündigen.
Statt weihnachtlicher Besinnlichkeit stehen bei Volkswagen in den kommenden Wochen harte Verhandlungen an. Das Unternehmen will seine Margen unbedingt wieder auf Vordermann bringen. Das trifft insbesondere auf die schwächelnde Kernmarke zu, deren Profitabilität zuletzt knapp unter zwei Prozent lag. Bis 2026 soll dieser Wert auf 6,5 Prozent anwachsen, was ohne tiefgreifende Einsparungen kaum möglich zu sein scheint. Arbeitnehmervertreter sehen die Lösung in besseren Produkten, jene seine laut CEO Blume aber bereits gut und er sieht den Knackpunkt unverändert bei den Kosten.
Entspannt auf der Seitenlinie
Irgendeine Einigung wird man bei Volkswagen finden müssen. Vollkommen offen ist für den Moment aber, wie eine solche aussehen mag und wie unangenehm der Weg dorthin ausfällt. Sollten die nächsten Gespräche erneut scheitern, wonach es momentan leider schon aussieht, so wäre wohl mit den nächsten Maßnahmen im Arbeitskampf zu rechnen. Warnstreiks sind für Volkswagen nicht eben billig, wenngleich die Gewerkschaft angesichts der vielen Teilnehmer ebenfalls an jedem Streiktag ordentlich zu knabbern haben dürfte.
Aus Anlegersicht wirkt die Seitenlinie so einladend wie selten zuvor. Schon allein die katastrophale Charttechnik ist ein gewichtiges Argument, um sich in Geduld zu üben. Die Reibereien zwischen Vorstand und Betriebsrat kommen nun noch dazu. Am Mittwoch konnte die Volkswagen-Aktie von guter Stimmung profitieren und sich um 1,3 Prozent in die Höhe manövrieren. Mit 81,38 Euro notierte das Papier aber dennoch knapp 28 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn.
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05.12.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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