Volkswagen investiert Milliarden in Rivian – Chinas Subventionen erreichen neues Rekordhoch
In Kooperation sollen neue Durchbrüche bei Software und Architektur erreicht werden
Volkswagen forciert die Investitionen in Partnerschaften und Joint Ventures. Durch Milliarden-Investitionen in Rivian soll in Zukunft zusammen Technologie und primär Software entwickelt werden. China subventioniert die eigene Elektroauto-Branche mit mehreren Milliarden.
Das Elektro-Start-Up Rivian (US76954A1034) wurde beim Börsenantritt noch als großer Herausforderer für den Elektro-Primus Tesla (US88160R1014) bezeichnet. Zwei Jahre nach dem IPO über eine SPAC ist von dieser Hoffnung nicht mehr viel geblieben. Bislang habe man erst 50.000 Fahrzeuge ausliefern können und verzeichnet mit jedem Fahrzeug weiterhin einen hohen Verlust, da die wichtigen Skaleneffekte fehlen. Rivian benötigt so dringend neues Kapital und hat zudem mit der nachlassenden Nachfrage nach Elektroautos auf dem US-Markt zu kämpfen.
Neues Kapital scheint nun aus Deutschland zu kommen. Europas größter Autobauer Volkswagen (DE0007664005) investiert nun 5 Milliarden US-Dollar in Rivian was etwa 40 % der aktuellen Marktkapitalisierung von Rivian entspricht. VW entspricht sich durch das Investment eine gemeinsame Entwicklung von Technologie für zukünftige Modelle. Für Volkswagen sei dies in Anbetracht der Investitionen in die eigene Softwareentwicklung die bereits mehr als 15 Milliarden US-Dollar verschlungen hat eine vertretbare Summe, wenn sich am Ende ein Projekterfolg einstellen sollte.
Über den Umfang der Kooperation gibt es auch bereits eine gemeinsame Erklärung, so soll sich dies primär auf die Bereiche Software, Netzwerk-Architektur und Steuercomputer beziehen. So plant man bei VW, wenn alles nach Plan läuft, bereits in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts die Software-Architektur von Rivian übernehmen zu wollen. Parallel dazu sollen die Investitionen in die Eigenproduktion deutlich zurückgeschraubt werden. Die Bereiche Antriebstechnik und auch Batterietechnologie sind ausdrücklich kein Bestandteil der Kooperation.
Rivian scheint nun zugute zu kommen, dass man bereits von Anfang an auf eine Eigenproduktion der Software-Architektur gesetzt hat. Rivian verfolgt in seinen Ansatz ein klarers Zonenmodell, da dies schnell weiterentwickelbar ist. Hierbei wird die Auto-Elektronik in mehrere Zonen aufgeteilt und mit eigenen Computern als Steuersystem versehen. Je weniger Computer man benötigt, desto besser ist das System verknüpft und desto schneller ist das System. In der ersten Variante der Software habe man bei Rivian noch 17 Computer benötigt, in der zweiten Generation, die zu Beginn des Jahres rausgebracht wurde, konnte man diese Zahl bereits auf 7 drücken.
Für VW-Investoren war diese Entscheidung allerdings eher ein Rückschritt. So hat Volkswagen bereits seit Beginn mit der hauseigenen Entwicklung bei der Software zu kämpfen. Als Folge daraus verzögert sich auch der Modellstart der neuen ID-Modelle um mehrere Jahre. In der Vergangenheit hat VW die Komponenten bei mehreren Herstellern eingekauft und die Integration in ein hauseigenes System verläuft mit wenig Erfolg. Da auch VW eine Zonen-Architektur anstrebt, ist der Deal mit Rivian aus strategischer Sicht ein voller Erfolg. Dennoch wirft er auch Fragen auf, so stellen sich besonders die Aktionäre die Frage weshalb man es immer noch nicht schafft die Software selbst zu produzieren und was jetzt mit der hauseigenen Software-Sparte passieren soll.
Laut Plan möchte man bei Rivian und VW ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, das dann für beide Seiten die Software entwickeln soll. Dabei ist der Deal in mehrere Tranchen unterteilt. Insgesamt sollen zwei Milliarden des Gesamtvolumens auch als Aktienkauf erfolgen, so dass VW schlussendlich etwa 14 % an Rivian halten wird.
Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung hält sich hartnäckig
Die chinesische Elektroauto-Branche ist global auf dem Vormarsch. Auch die zahlreichen Strafzölle scheinen das Wachstum der Unternehmen rund um Primus BYD (CNE100000296) nicht nachhaltig bremsen zu können. Diese Strafzölle wurden nun auch von der Europäischen Union eingeführt, da die Milliarden-Subventionen der chinesischen Regierung einen fairen Wettkampf in der Industrie fast unmöglich machen.
Chinesische Elektroautos haben aktuell weltweit einen großen Vorteil, bei moderner Technologie sind sie zu sehr günstigen Preisen zu haben und setzten so auch die Traditionshersteller wie VW und Mercedes-Benz immer mehr unter Druck. Doch auch schon Tesla-CEO Elon Musk warnte, dass die chinesischen Automobilbauer zu einer Gefahr für die gesamte Industrie werden könnten, wenn die Politik nicht schnell genug drauf reagieren würde. Die USA haben nach diesem Hilferuf bereits einige Maßnahmen unternommen und Strafzölle von 100 % auf chinesische Elektroautos ins Leben gerufen.
Laut Recherchen des Wall Street Journals sind diese Strafzölle wohl auch berechtigt. So hat die chinesische Regierung in den letzten 10 Jahren insgesamt 230 Milliarden US-Dollar in die eigene Elektroautoindustrie investiert. Dabei verfolgt man mit den Maßnahmen wie Umsatzsteuerreduzierung oder umfassende Subventionen der Infrastruktur das Ziel global die Nummer 1 im Elektroautosegment zu werden. Im wichtigen Heimatland hat man dieses Ziel bereits erreicht und auch international ist man auf einem guten Weg, so hat BYD im letzten Jahr erstmals mehr reine E-Modelle absetzten können wie Elektroprimus Tesla.
Die Expansions-Strategie seien dabei primär die günstigen Preise der Modelle gewesen. Nimmt man nun aber die staatlichen Subventionen aus der Preisgestaltung heraus, dann wäre es unmöglich für die chinesischen Unternehmen profitabel zu operieren. Dies könnte in der Zukunft zu einem Problem werden, allerdings scheint der Technologie-Vorsprung der Firmen mittlerweile auch bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielen, so dass man Spielraum für Preisanpassungen hätte.
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08.07.2024 - Christian Teitscheid
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