Mit Spannung warten die Anleger von Volkswagen und Porsche auf den Herbst
Das dürfte interessant werden
Worüber schon länger gemutmaßt wurde, ist nun endlich offiziell. Volkswagen wird den Sportwagenbauer Porsche an die Börse bringen, und das voraussichtlich schon sehr bald. Davon erwartet der Konzern sich gleich mehrere positive Effekte und auch die Börsianer bringen sich derzeit schon mal in Stellung.
Gerechnet wird damit, dass Volkswagen (DE0007664039) durch den Börsengang Milliarden einnimmt und es den größten Börsengang seit einigen Jahren zu sehen geben wird. Auch wenn der Zeitpunkt für ein IPO besser gewählt sein könnte, so scheint das Interesse doch groß zu sein. Der Konzern hat auch schon Pläne dafür, wie die Einnahmen genutzt werden sollen.
Vor allem Investitionen in den Bereich der E-Mobilität sind geplant, um dort weiter Marktanteile zu gewinnen und vielleicht das eine oder andere aufzuholen, was in den letzten Jahren verschlafen wurde. Davon abgesehen sollen die Gründer-Familien Porsche und Piech aber auch wieder mehr direkten Einfluss auf den Autobauer Porsche erhalten. Zu diesem Zweck soll die Porsche Holding 25 Prozent zuzüglich einer Aktie an der Porsche AG erhalten. Das würde ausreichen, um eine Sperrminorität zu erhalten.
Zumindest bei den Anlegern von Volkswagen war die Vorfreude auf den Börsengang, welcher schon Ende des laufenden oder Anfang des kommenden Monats über die Bühne gehen könnte, im gestrigen Handel spürbar. Um 3,7 Prozent ging es mit der VW-Aktie in Richtung Norden, womit das Papier zu den Gewinnern im DAX zählte. Es gibt aber durchaus auch Kritik an dem geplanten Börsengang.
Volkswagen und Porsche mit dem gleichen Chef
Besonders die Anleger der Porsche SE (DE000PAH0038) scheinen etwas weniger euphorisch zu sein und hier gab es kürzlich auch keine Kursgewinne zu sehen. Skeptisch blicken viele darauf, dass VW-Chef Oliver Blume zunächst sowohl den chefposten bei VW als auch Porsche alleine übernehmen will. Ob er damit allen Erwartungen gerecht wird oder nicht eines der beiden Unternehmen vernachlässigt, darüber wird gerade mancherorts leidenschaftlich diskutiert.
Dabei lässt sich nüchtern betrachtet feststellen, dass Blume schon jetzt beide Unternehmen leitet, nur dass die Porsche AG im Moment eben noch ein fester Teil von VW ist. Ob es mit Blick darauf wirklich Gründe gibt, um sich allzu große Sorgen zu machen, sei daher dahingestellt. Zudem ist fest davon auszugehen, dass ein Chef für das neue Börsenunternehmen recht schnell gefunden werden wird. Es gibt daher aus Sicht des Autors dieser Zeilen durchaus andere Gründe, um sich Sorgen zu machen.
Das wird kein leichter Start
Für viel Kummer dürfte in den nächsten Monaten das Thema Inflation sorgen. Schon jetzt lässt sich nachweisen, dass die Menschen sich mit Ausgaben eher zurückhalten, da sie explodierende Kosten für Energie erwarten. Es lässt sich zwar nur darüber spekulieren, ob sich das auch auf die Auslieferungszahlen von Porsche auswirken wird. Doch der neue Börsenkonzern hätte ohne jeden Zweifel einen besseren Zeitpunkt für seinen Börsenstart erwischen können. Wie es in den nächsten Monaten weitergeht, ist mit Blick auf Lockdowns in China, steigende Energiepreise und Zinsen sowie der hiesigen Energiekrise weitgehend offen.
Gleichwohl handelt es sich noch immer um eine der beliebtesten Automarken, und das nicht nur in Deutschland. Zumindest etwas Euphorie dürfte daher beim Börsengang aufkommen, was auch der Volkswagen-Aktie auf die Sprünge helfen dürfte. In jedem Fall wird es in den nächsten Wochen noch einmal richtig spannend werden und für genügend Bewegung bei den Anteilen von Volkswagen und Porsche (sowohl SE als AG) ist wohl erst einmal gesorgt. Bleibt an dieser Stelle nur zu hoffen, dass es auch vornehmlich in die richtige Richtung gehen wird. Garantieren lässt sich das aber trotz aller positiver Aspekte nicht.
07.09.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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