
Die Zinsen steigen der Inflation hinterher – Deutsche Bank profitiert
Kampf um die Deutungshoheit des Zinstrends
Die Zinsen spiegeln zunehmend die gestiegenen Inflationsraten wieder. Der anhaltend dichte Prognosenebel auch der EZB-Geldpolitik bietet dabei viel Potenzial für Fehler der Geldpolitik. Die Fehleranfälligkeit dürfte dabei umso größer sein, je anfälliger die EZB für Interessenkonflikte aus der Vermischung von Geld- und Fiskalpolitik ist. Damit steht die Eurozone nicht nur vor einem geldpolitischen, sondern auch einem institutionen-ökonomischen Stresstest. Die gestiegenen Zinsen normalisieren dabei die Zinsstrukturkurve und damit eine wichtige Ertragsquelle wie etwa der Deutschen Bank.
Wie schön für die Aktionäre der Deutschen Bank (DE0005140008). Nach der jahrelangen Durststrecke an der Börse und im operativen Geschäft, in der eine Reorganisation die nächste und auch gleich noch den CEO ablöste, hat sich die Lage in den letzten Monaten wie von Zauberhand dramatisch verbessert.
Denn die Zeichen stehen in Richtung einer Anpassung der Geldpolitik auf eine extrem stark angestiegene Inflationsrate, bei der über die Dauerhaftigkeit der sie treibenden Faktoren zwar noch keine Einigkeit besteht, jedoch der Handlungsdruck stetig steigt. Dies zeigte zuletzt die EZB-Sitzung in der vergangenen Woche. Es kann dabei vor dem geldgeschichtlichen Hintergrund Deutschlands kaum überraschen, dass Deutschland bei der Erklärung dieser eigentlich zum sofortigen Handeln mahnenden Inflation in der Eurozone zu den Mahnern gehört, die Geldwertstabilität gerade deshalb besonders zu schätzen wissen, weil sie diese oftmals in den letzten 100 Jahren schmerzhaft vermissten.
Vor gut 4 Wochen machte der scheidende Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zum Abschied nochmals auf die großen Risiken aufmerksam, welche sich aus einer weiten Auslegung des Mandats der EZB ergeben. Er sagte: ,,Auch habe ich immer wieder auf die Risiken und Nebenwirkungen der unkonventionellen Maßnahmen hingewiesen. Denn sie können perspektivisch das Streben nach Preisstabilität untergraben, indem sie Geld- und Fiskalpolitik stärker miteinander verflechten. Und ich bin weiter der Überzeugung, dass fiskalische Dominanz ein großes Risiko für die Geldpolitik sein kann.‘‘
Dies bedeutet aber nichts anderes, als dass die EZB selbst eine Ursache von Inflation sein kann.
Sein Nachfolger Joachim Nagel betonte im Anschluss, dass das wichtigste Kapital, das Zentralbanken haben, das Vertrauen ist. Für dieses Vertrauen sei es besonders wichtig, dass die Geldpolitik sich auf das Ziel der Preisstabilität fokussiert und deshalb ihre Unabhängigkeit bewahren und ihr Mandat eng auslegen sollen.
Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe ist in der letzten Woche erstmals seit Längerem wieder über die Nulllinie gestiegen und damit das lange Ende der Zinsstrukturkurve wieder in den positiven Bereich zurückgebracht.
Diese Entwicklung dürfte insbesondere den Banken wie der Deutschen Bank neue (alte) Ertragspotenziale zurückbringen. Sie geben aber gleichzeitig auch einen Vorgeschmack darauf, was im Zuge der Inflationsdebatte ebenfalls wieder auf den Diskussionstisch der Geldpolitik zurückkehren wird, nämlich das alte ungelöste Problem einer einheitlichen Zinspolitik in einem wirtschaftlich heterogenen Wirtschaftsraum Eurozone mit stark divergierenden Inflationsraten.
Und was ist das Fazit?
Die Rückkehr der Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe in den positiven Bereich ist ein Signal, die Dauerhaftigkeit der inflationstreibenden Faktoren in der Eurozone verstärkt im Blick zu behalten. Je dauerhafte diese sich auf dem aktuellen oder sogar noch höheren Niveau diese verharren, umso schädlicher wäre eine Verzögerung der notwendigen Zinserhöhungen durch die EZB. Diese Verzögerung würde dabei nicht nur die Geldwertstabilität untergraben, sondern vor allem die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die Europäische Zentralbank.
09.02.2022 - Arndt Kümpel
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)