BÖRSE TO GO - mit Commerzbank,Wirecard und ProSieben
Leichte Beruhigung, aber der DAX zeigt strukturelle Schwächen
Guten Morgen,
das Wechselbad der Gefühle geht in die nächste Runde. Die Zentralbank Chinas hatte nach der Abwertung am Montag erste Maßnahmen ergriffen, um eine weitere Abschwächung des Yuan zu verhindern. Beim täglichen Fixing wurde der Referenzkurs mit 6,9683 Yuan zum Dollar etwas fester als von den Analysten erwartet festgelegt und trug damit maßgeblich zu einer Beruhigung der Märkte bei.
Dennoch: Der Warnschuss hat gesessen und vermutlich wird es dabei auch erst einmal bleiben, denn auch China hat mittel- und langfristig keine nachhaltigen Vorteile einer Abwertung bzw. Währungskriegs.
Auffällig ist die rasche technische Gegenreaktion an der Wall Street, die im DAX nicht sichtbar wurde. Darin spiegelt sich einmal mehr die strukturelle Schwäche des DAX innerhalb einer Eskalation oder auch nur Fortsetzung des Handelskonfliktes. Je länger der andauert, desto kurzatmiger wird der deutsche Markt. Die Wall Street hat dort aufgrund der autarken Natur der Wirtschaft einen weitaus längeren Atem. Damit ist wieder einmal klargestellt, dass im DAX nur selektiv investiert werden kann. DAX-ETFs haben in einem Depot keinen Platz.
WALT DISNEY überrascht negativ
Aber auch an der Wall Street gibt es noch immer etwas Spielraum für Enttäuschungen. WALT DISNEY hat die Erwartungen im vergangenen Geschäftsquartal trotz des Erfolgsfilms „Avengers: Endgame“ verfehlt. Verglichen mit dem Vorjahreswert brach der Gewinn um fast 40 % auf 1,8 Mrd. Dollar ein und auch die Erlöse lagen mit 20,2 Mrd. Dollar unter den Prognosen.
Belastet wurde die Bilanz jedoch in erster Linie nur durch Sonderfaktoren durch die Integration zugekaufter Geschäftsbereiche von 21st Century Fox und hohen Ausgaben für den Auf- und Ausbau von Streaming-Diensten wie Disney+ und Hulu sowie der Online-Version des Sportsenders ESPN. Nach der fulminanten Rally der Aktie werden wir eine Korrektur zum Zukauf nutzen, insbesondere da die erwähnten Streaming-Dienste noch ausreichend Fantasie für die Zukunft offen lassen.
Das trifft im Übrigen für alle Titel zu, welche im Rahmen der Turbulenzen Federn gelassen haben. Bei BEYOND MEAT beispielsweise sorgten Gewinnmitnahmen für eine deutliche Kursermäßigung, welche am Ende ebenfalls die Basis für neue Käufe darstellt. Selbiges gilt auch für ACTIVISION BLIZZARD oder NVDIA, wie an diese Stelle bereits kommentiert.
COMMERZBANK wird vorsichtiger
In Europa geht es bezüglich der Berichtssaison weiterhin sehr gemischt zu. Heute berichtete unter anderem die COMMERZBANK, die für das zweite Quartal einen Rückgang beim operativen Gewinn um rund ein Viertel auf 298 Mio. Euro ausweisen musste. Dies war eine herbe Enttäuschung, nachdem Analysten mit einem deutlich geringeren Rückgang gerechnet hatten. Was allerdings noch schwerer wiegt:
Zwar wurde das Ziel bekräftigt, im Gesamtjahr auf bereinigter Basis weiterhin eine leichte Steigerung des Konzernüberschusses zu erwirtschaften. Doch dieses Ziel wird nun als „deutlich ambitionierter“ bezeichnet. Was nichts anderes heißt, als dass die Erreichung des Zieles zunehmend fraglich wird. Das Problem dabei ist, dass die COMMERZBANK zunehmende Kreditausfälle zu verzeichnen hat. Diese waren auch ein Grund für den deutlicheren Gewinnrückgang im letzten Quartal. Was bedeutet, dass hier auch höhere Rückstellungen gebildet werden müssen. Die Aktie fällt heute entsprechend um fast 4 %.
WIRECARD erhöht Prognose
Demgegenüber konnte WIRECARD ein überzeugendes Ergebnis für das erste Halbjahr bzw. das zweite Quartal abliefern. Mit der Folge, dass man erneut die Prognose für das Gesamtjahr angehoben hat. Nun wird mit einem operativen Gewinn auf Ebene EBITDA in der Spanne zwischen 765 bis 815 Mio. Euro gerechnet (bisherige Prognose 760-810 Mio. Euro). Dennoch liegt WIRECARD derzeit mit einem Minus von über 1 % am Ende des DAX. Was hier quer schießt, werden wir gesondert besprechen.
Ein leichtes Plus zum Tagesauftakt dagegen der Unterhaltungskonzern PROSIEBENSAT.1 verbuchen. Was etwas überrascht, da das gerade präsentierte Ergebnis zum zweiten Quartal eher schwach ausfiel. Zwar konnte der Umsatz unerwartet kräftig um 4 % auf 947 Mio. Euro gesteigert werden. Demgegenüber ging allerdings das EBITDA um knapp ein Fünftel auf 213 Mio. Euro zurück. Das Problem hierbei bleiben sinkende TV-Werbeeinnahmen sowie weiterhin hohe Investitionen. So bleibt es fraglich, ob sich die Aktie mit diesem Ergebnis deutlicher von ihren erreichten Tiefpunkten im Aktienkurs lösen kann.
VOESTALPINE auf Abschusskurs
Und noch ein Blick nach Österreich. Dort hat der Stahlkonzern VOESTALPINE für das zurückliegende erste Fiskalquartal einen Rückgang beim operativen Gewinn um 27,7 % auf 370,9 Mio. Euro melden müssen. Der Nachsteuergewinn ging sogar um über 60 % auf nur noch 90,4 Mio. Euro zurück. Bei den Umsätzen ergab sich ein Minus von 3,8 % auf 3,3 Mrd. Euro. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die schwierige Absatzsituation beim wichtigen Automobilbau. Auch wenn VOESTALPINE noch an seiner Prognose eines stabilen operativen Gewinns für das Gesamtjahr festhält, so gerät die Aktie dennoch weiter unter Druck und dürfte am Ende des Tages höchstwahrscheinlich per Stopp-Schloss aus unserem spekulativen Musterdepot herausfallen.
07.08.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de
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