BÖRSE TO GO - mit Deutsche Bank, Vapiano und Thyssenkrupp
Blick auf Amerikas Währungshüter
Guten Morgen,
diese Woche dürfte im Bann der Erwartungen an Fed-Chef Powell stehen. Diesen Freitag findet das jährliche Symposium in Jackson Hole, Wyoming, statt und Jerome Powell hält dort die Eröffnungsrede. In der Vergangenheit wurde dieses Event schon des öfteren seitens der unterschiedlichen Fed-Chefs für richtungsweisende Reden und Aussagen genutzt, zuletzt von Ben Bernanke, der im Rahmen dieser Veranstaltung das QE-Programm (Anleiheaufkaufprogramm) erläuterte.
Die Wall Street wird die Ohren spitzen. Denn es sollte zumindest eine gewisse Klarheit darüber entstehen, ob der jüngste Zinsschritt nur als eine einmalige Steuerungsaktion oder als der Auftakt einer längeren Zinssenkungsphase zu werten ist. Bereits am Mittwoch wird die Agenda für das Symposium veröffentlicht, also wird diese Woche von Spekulationen um deren Inhalt geprägt sein. Je nachdem, was in Jackson Hole also zum Ausdruck kommt, entscheidet sich die unmittelbare Marktendenz der Wall Street.
Die Stimmung auf der anderen Seite des Atlantiks ist wenige Tage nach dem Schreck über die inverse Zinskurve wieder etwas gemäßigter bzw. differenzierter. Der Hintergrund: Die Wirtschaftsdaten signalisieren zwar ein verlangsamtes Wachstum, aber die inverse Zinsstruktur wird z.Zt. noch als Warnschuss aufgenommen und nicht als eindeutiges Signal einer Rezession. Die technische Ausgangslage von Dow Jones, S&P 500 und NASDAQ kann unverändert als stabil bezeichnet werden.
Auf Unternehmensebene ist der Nachrichtenfluss nach den intensiven Wochen der Quartalsberichtserstattung etwas ausgetrocknet, was natürlich im Rahmen der derzeitigen Urlaubszeit nach wie vor für erhöhte Volatilität in Einzeltiteln sorgen kann. So hatten wir es schon am vergangenen Freitag zu erkennen (beispielsweise bei UNITED INTERNET und auf der Negativseite bei NORDEX). In der bestehenden Großwetterlage dürften solche Ausrutscher nach oben und nach unten weiterhin sehr wahrscheinlich bleiben. Dabei geht immer wieder zu analysieren, ob es sich hierbei um entsprechende Übertreibungen handelt.
DEUTSCHE BANK: Stürzt Achleitner?
Schon am vergangenen Freitag war die DEUTSCHE BANK mit einem Plus von 4,7 % unangefochtener Tagesgewinner im DAX. Dem größten privaten Kreditinstitut des Landes dürfte weiterhin einer intensive Woche bevorstehen. Ausgangspunkt sind hier Gerüchte, wonach verschiedene Großaktionäre am Stuhl des Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner sägen sollen. Im Gespräch für eine Nachfolge sollen unter anderem der Aufsichtsratschef der MÜNCHNER RÜCK, Nikolaus von Bomhard und sogar Bundesbankpräsident Jens Weidmann sein.
Diskussionen rund um Achleitner reißen schon seit Jahren nicht ab und haben zuletzt mit dem weiteren Sturz der DEUTSCHE-BANK-Aktie und den zunehmend kritischen Einschätzungen zum Geschäftsmodell und den Zukunftsaussichten nur noch zugenommen. Dies spiegelte sich auch am Ergebnis der letzten Hauptversammlung wieder, wo Achleitner mit 71,6 % den geringsten Zuspruch bei seiner Entlastung bekam. Ob es ein anderer Aufsichtsratsvorsitzender schaffen würde, hier eine zügige Trendwende bei der Bank einzuleiten, bliebe zwar fraglich. Aber letztlich muss man sicherlich sehen, dass die personellen Fehlgriffe der letzten Jahre (Achleitner ist seit 2012 Aufsichtsratschef) auch auf seinem Konto stehen.
VAPIANO: Chef geht von Bord
Eine Personalie dürfte heute auch die Restaurantkette VAPIANO in Turbulenzen bringen. Denn überraschend ist der bisherige Chef Cornelius Everke zurückgetreten. Er verlässt seinen Posten offiziell zum 31. August, dürfte allerdings kaum in den letzten Tagen noch irgendwelche Verantwortung tragen. Der Rückzug geschieht dabei in einer Situation, wo VAPIANO operativ angeschlagen ist. Für die erst kürzlich veröffentlichte Jahresbilanz 2018 musste die Restaurantkette bei einem Umsatz von 372 Millionen Euro Verlust von 101 Millionen Euro ausweisen. Dies vor allen Dingen durch hohe Abschreibungen und deutlich gestiegene Kosten aufgrund der vorangegangenen Expansion. Die Versuche, sich wieder gesund zu schrumpfen, unter anderem durch den Verkauf der US-Tochter, verlaufen derzeit eher unbefriedigend.
Wie das Unternehmen mitteilte, soll vor erst die Aufsichtsratsvorsitzende Vanessa Hall das Unternehmen bis mindestens April 2020 führen. Die angestoßene Sanierung soll dabei weitergeführt werden. Was allerdings am Markt eher negativ ankommen dürfte, da VAPIANO hier nur äußerst wenig Zeit hat, auch personell wieder eine geeignete Führung zu erhalten. Insofern ist zu erwarten, dass die Aktie ihren Abwärtstrend weiter fortsetzt. Eine Turnaround-Spekulation nach dem Abgang des glücklosen Vorstandschefs sehen wir hier jedenfalls nicht.
THYSSENKRUPP drängt Investoren
THYSSENKRUPP trommelt für seine Aufzugssparte. Vorstandschef Kerkhoff versucht derzeit, auf potentielle Investoren für die zum Verkauf stehende Sparte zeitlichen Druck auszuüben. Via Interview wies er darauf hin, dass das Zeitfenster für strategische und Finanz-Investoren sich langsam schließen würde, da man ernsthaft an einem Börsengang arbeitet und in diesem Fall dann der sprichwörtliche Zug vorerst abgefahren wäre. Angesichts der derzeitigen Börsenlage ist das natürlich eher ein Pfeifen im Wald, da ein Börsengang der Aufzugsparte in den nächsten Wochen wohl nicht vernünftig zu preisen wäre. Aber Kerkhoff verhält sich natürlich sinnvoll, wenn er den potentiellen Interessenten immer wieder klarmacht, dass THYSSENKRUPP wie gesagt ja auch andere Optionen ziehen kann.
Indes: Für die Aktie von THYSSENKRUPP dürfte das vorerst keine wesentliche Entlastung bringen. Es bleibt wie gehabt bei den schwierigen fundamentalen Rahmenbedingungen, insbesondere im Stahlgeschäft. Und mit dem Ausblick auf eine mögliche Rezession ist ein ausgewiesener Zykliker wie THYSSENKRUPP natürlich nicht gefragt.
19.08.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de
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